Einer der ersten Chemnitzer, die sich dem aufstrebenden Flugsport widmeten, war Fritz Hayn, der in seiner Fabrik auf der Altchemnitzer Straße 13 diesen Flugapparat entwickelte und baute.
„Ein erster derartiger Apparat wurde bereits im Sommer 1908 fertiggestellt und die ersten Flugversuche damit gemacht, dann wurde aber nach den dabei gesammelten Erfahrungen die Flugmaschine noch einmal komplett umgebaut. Ausgestattet mit einem selbst entwickelten 30 PS- Rotationsmotor, der nur 45 kg wog, stellte Hayn diesen Drachenflieger mit radartig bewegten Auftriebsflächen vor. Diese Aufftriebsflächen haben den Zweck, den Apparat direkt von der Stelle aufsteigen zu lassen. Die Vorwärtsbewegung erfolgt durch den Luftpropeller. Der Apparat ist 6 m lang, 6 m breit und 3 ½ m hoch und wiegt unbemannt 255 kg.“ (Flugsport 1909)
Zum ersten Mal wurde diese Maschine in Dresden ausgestellt, dem Sitz des „Sächsischen Vereins für Luftschiffahrt“, der den Erfinder finanziell und auch wissenschaftlich unterstützte. Der Bericht zur Ausstellung aus den Dresdner Neuesten Nachrichten, Ausgabe vom 23.03.1909, liest sich im Originaltext wie folgend:
„Die komplette Flugmaschine eines sächsischen Ingenieurs ist seit gestern im Konzertsaale des städtischen Ausstellungspalastes zu sehen. Am Sonnabend und Sonntag hatten sich die Mitglieder des „Sächsischen Vereins für Luftschiffahrt“ in großer Anzahl, ferner auch Vertreter des Dresdner Polizeipräsidiums, zur Besichtigung eingefunden. Die Erschienenen sprachen ihre vollste Anerkennung über die sehr sinnreich konstruierte Maschine aus. Der genannte Verein hat an dem Ausbau dieses vom Ingenieur und Fabrikbesitzer Fritz Hayn in Chemnitz erfundenen Systems ein ganz besonderes Interesse, da er der Firma Hayn u. Leilich in Chemnitz zu Verbesserungen und Umarbeitungen am Bau des Drachenfliegers schon 5000 Mk. zur Verfügung gestellt hat. Die Herstellung eines solchen Apparates kostet natürlich viel Geld; jedes Glied der Maschine muß einzeln auf seine Zweckmäßigkeit geprüft werden; dazu kommen die kostspieligen Versuche, das beste und geeignetste Material zu finden; die Umarbeitungen zumal erfordern große Opfer an Zeit, Mühe und Geld. Aber, obgleich die pekuniären Anforderungen dieser Versuche im Sommer vorigen Jahres schon einmal so groß waren, daß der Erfinder sich zur weiteren Ausgestaltung seines Systems außerstande sah, hat Ingenieur Hayn, ein Mann im besten Lebensalter, dennoch mit zäher Energie an seinem Plane festgehalten. Und da war es der Sächsische Verein für Luftschiffahrt, der in der rechten Auffassung seiner hohen Ziele und nach genauester Prüfung des Projektes durch wissenschaftliche Untersuchungen an der hiesigen Technischen Hochschule dem Erfinder zu Hilfe kam. Zum überhaupt ersten Male wird der Apparat hier in der Öffentlichkeit gezeigt, nachdem nämlich durch die inzwischen erfolgte Anmeldung einer ganzen Anzahl von Patenten ein Schaden für den Erfinder ausgeschlossen ist. Die elegante, graugestrichene Flugmaschine aus Stahlrohren und Lustschiffstoff-Flächen, die in der Mitte des Konzertsaales Aufstellung gefunden hat, stellt die dritte Umarbeitung dar. Man hat aus den ersten Blick Zutrauen zu der Maschine: so sinnreich, ja genial muten manche Neuerungen an, die noch nicht einmal der Beherrscher der Luft, Wright, an seiner Maschine besitzt. Dazu kommt, daß der Haynische Flieger um die Hälfte leichter ist als der Wrightsche. Von hier aus wird der Apparat nach Leipzig zur Ausstellung gebracht, um dann, nachdem hoffentlich genügend Geldmittel zusammengeflossen sind, in Chemnitz praktisch erprobt zu werden. Die Modelle haben das Problem glänzend gelöst; der Apparat muß sich nach wissenschaftlicher Berechnung mindestens ebenso gut bewähren. Die Militärbehörde in Chemnitz hat dem Erfinder einen Platz zu Versuchen zur Verfügung gestellt. Eine Besichtigung der Flugmaschine kann angelegentlich empfohlen werden; man erfüllt damit nicht nur eine Pflicht des modernen Menschen, sondern auch in gewissem Sinne eine patriotische Pflicht. Dem sächsischen Erfinder müssen von Sachsen die Wege zum Erfolg geebnet werden. Voraussichtlich werden auch Ihre königl. Hoheiten die Prinzen in den nächsten Tagen der Ausstellung einen Besuch abstatten, die besonders auch für die Schüler der höheren Lehranstalten viel Wissenswertes bietet.“
Ob dieser Apparat aber jemals geflogen ist, kann momentan nicht bewiesen werden. War der Transport dieses Ungetüms schon allein das Problem, ihn zu Ausstellungen und Testflügen immer zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Ein Grund vielleicht, das sich Hayn nachfolgend einfacheren Konstruktionen zuwandte.
(Quellen: Zeitschrift Flugsport 1909, Dresdner Neueste Nachrichten – Ausgaben vom 21 u. 23. März 1909 – online unter SLUB-Dresden.de )