Bekannt zur damaligen Zeit waren auch die Schaustellungen im Thiergarten Scheibe im damaligen Vorort Furth. Der Wirt des Etablissements, Herr Louis Schumann, organisierte neben seinen tierischen Attraktionen im Zoo auch verschiedenste Veranstaltungen, um sein Lokal bekannt zu machen.
Angeregt von den Feller’schen Ballonauffahrten lud er vom 26. Juli bis 14. August des Jahres 1891 den Seilkünstler und selbsternannten Luftschiffer Josef Brunner aus Wien zum Gastspiel ein, ebenso Autodidakt wie die anderen Luftschiffer der damaligen Zeit.
Brunner hatte einen 700 m³ Gas fassenden birnenförmigen Fesselballon aus gelber Seide im Gepäck, mit dem er samt Passagieren aufsteigen und selbst „Abstürze“ unternehmen wollte. Doch was zur Präsentation fehlte, war das 500 m lange Stahlseil, das nicht rechtzeitig eintraf. Ein 150 m langes Seil mußte für die ersten Auffahrten genügen. Und auch das Füllen des Ballons am ersten Veranstaltungstag nahm auf Grund der Witterung mehr Zeit als geplant in Anspruch. Hatte man den 1. Aufstieg 2 Uhr nachmittags angekündigt war man 6 Uhr immer noch nicht fertig. Eine ganze Menge Schaulustiger hatte sich in und um den Tiergarten an der Further Scheibe versammelt, um die Attraktion zu bestaunen. Sie übten schonungslos Kritik, sehr zum Missmut des Veranstalters. Nur die Kunstvorführungen auf dem Drahtseil von Brunner und kurze Aufstiege des Ballons konnten die Gäste an diesem Tag erleben.
Nur 2 Tage später wurde die Ballonhülle bei einem plötzlich auftretenden Wirbelwind zerrissen, die eine Reparatur und Neubefüllung erforderlich machte. Erst ab Donnerstag sollten die Auffahrten mit dem Fesselballon wieder möglich sein. Angekündigte Freifahrten, also Ballonauffahrten ohne Seil, und die geplanten „Fallschirmabstürze“ blieben aus.
Das Sommerfest am 9. und 10. August sollte noch einmal zahlreiche Besucher anlocken und man erhoffte sich nun endlich einen Absturz, wie angekündigt. Doch man hatte nur den Ballon elektrisch illuminiert und am Seil zum Himmel hinaufgelassen. Schließlich am 12. August fand der 1. Fallschirmabsturz statt, allerdings auch nicht in der Weise, wie es die wieder zahlreichen Erschienenen erhofften. Denn der Fallschirm ging nur mit einer Sandsackbeschwerung aus ca. 300 m Höhe auf dem Fritzsching‘schen Gute in Furth zu Boden. Man deklarierte es jetzt als Probefahrt des angefertigten Fallschirms. Nur noch 2 Tage trat Brunner im Gartenetablissement mit seiner Hochseilakrobatik auf, der Ballon blieb am Boden. Das Gastspiel war für den Wirt L. Schumann ein Misserfolg. Die Ankündigungen in der Zeitung wurden bei Weitem nicht erfüllt und, wie Sie selbst lesen können, auch schon zur damaligen Zeit maßlos übertrieben. Das Spektakel eines wirklichen Fallschirmabsprunges, wie es Robert Feller nur wenige Wochen im „Colosseum“ zuvor ausführte, sollten die Gäste von Brunner nicht erleben.
(Quellen: Diverse Ausgaben des Sächsischen Lokal-Anzeigers für Chemnitz und Umgebung 1891 – zu finden unter SLUB-Dresden.de)