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Das Golfclubhaus in Oberrabenstein

    Entsprechend der vornehmen Gesellschaft des Golf- und Landklubs Chemnitz wurde von dem Chemnitzer Architekten Max Werner Feistel das Clubhaus in Rabenstein erbaut. Seine elegante äußere und innere Gestaltung, auch unter Verwendung expressionistischer Elemente, sorgte zur damaligen Zeit für ein gewisses Aufsehen in der oft als „Provinz“ unterschätzten Stadt Chemnitz aber erzeugte damit auch Resonanz in weiten Kreisen, die Veröffentlichungen nach sich zogen. Ausschnitte davon gebe ich hier wieder.

    Das 1929 fertiggestellte Clubhaus in ersten Aufnahmen

    An der Idee des ersten Bauentwurfs beteiligten sich in der Vorberatung Mitglieder des Bauausschusses des Klubs und der Chemnitzer Kunstmaler Gustav Schaffer, der den Vorschlag zu einem ovalen Mittelraum machte. Am 16. Juli 1928 stellte der Architekt dazu den Bauantrag.

    Aus dieser engen Zusammenarbeit entstand das Klubhaus, das sich anmutig als leichter niedriger Pavillon mit einer überdeckten und freien Terrasse aus dem flachen Sportgelände erhob. Man legte eigens für den Bau des Colfclubs eine Zufahrtsstraße an, „An den Herrenteichen“ genannt, die heutige Thomas Münzer Höhe. Der beiliegende Grundriss zeigt die innere Ausführung. Das Kernstück, der ovale Gartensaal, der sich mit vielen Ausgängen nach dem freien Sportgelände öffnete, maß 14,70m x 9m. Im oberen Bereich sorgte ein beidseitiges Fensterband dafür, daß er hell vom Tageslicht durchströmt wurde. Die Wände waren in einem hellen Elfenbeinton gestrichen. Auch war eine Bar vorhanden, deren Wand rosa mit Silberwolken gespritzt und deren Ausschankbrüstung mit mattsilbernen Sperrholzplatten verkleidet war.

    An dieses Oval schlossen sich rechts ein Damenzimmer, ebenfalls mit vielen Aussichtsfenstern, und ein Herrenspielzimmer an. Beiden hatten einen Durchmesser von sechs Metern. Von diesen Räumen aus gelangte man durch große zwei- und dreiflügelige Glastüren auf die überdachte Terrasse.

    „Freude an der Natur, an Licht und Luft, diese Elemente gesunden Sportbetriebs will der Bau steigern. Helle Farben, weite Fenster, ein heller Elfenbeinputz des Ganzen sollen die Mittel dazu sein. So sollen auch die kanariengelb gestrichenen, graziösen 14 Stützen des Daches wirken, da, wo dieses über die Terrasse vorgezogen ist. Der Kontrast der schwarzgrau gestrichenen Fensterrahmen soll diese Wirkung steigern.“ Die Inneneinrichtung war ebenso stilgerecht und mit abgestimmten Farbtönen wollte man Harmonie und Ruhe ausstrahlen lassen.

    Die Terrasse war ausreichend mit gelben Korbmöbel, Sitzgruppen und Sonnenschirmen ausgestattet, man genoss eine geradezu ideale Aussicht über den Platz und das im Hintergrund befindliche Chemnitz.

    Grundriss des Golfklubhauses und Innenansichten des Gartensaals

    Die Wirtschaftsräume, wie eine Küche, Lager und Heizung lagen im Untergeschoß. Über einen Aufzug kamen die vorbereiteten Speisen in die Anrichte, in der selbst nur Kaffee- und Tee zubereitet werden konnte. Es war eine Warmwasser- und eine elektrische Übergangsheizung vorhanden, konnte es doch während der Golfsaison, die von Anfang Mai bis Ende Oktober dauerte, bekanntlich schon einmal etwas kälter werden.

    Die Ausführung eines geplanten weiteren Flügelbaues an beiden Seiten wurde aus wirtschaftlichen Gründen auf spätere Zeit verschoben, aber nie errichtet.

    Am 17.August 1929 konnte das Golfclubhaus feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Dazu waren neben den Mitgliedern prominente Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie des Golfsports eingeladen worden. Ich bin im Artikel „Ein neuer Golfplatz für Chemnitz“ schon kurz darauf eingegangen. Nach einer Platzbesichtigung, einem Bankett mit zahlreichen Ansprachen der geladenen Gäste folgte ein festliches Essen, dem sich ein geselliges Beisammensein mit einem Tänzchen auf der Terrasse anschloss. Am Sonntagmorgen eröffnete dann traditionsgemäß der Vereinsvorsitzende Johannes Stickel den Wettkampf und damit offiziell die Anlage.

    Nach dem Aus des Golfclubs 1931/1932 entstand für die Grundstückseigentümer, Familie Herfurth, eine schwierige Situation. Eine Reihe möglicher Nachnutzer für des Clubhaus wurde von der Gemeinde durch stete Verweigerung der Schankkonzession verprellt. U.a. waren bekannte Wirte wie Karl Baldauf vom „Palast-Kaffee“ Ecke Kronen und Langestraße, Emil Mehnert, Betreiber der „Kaffee- Passage“ am Markt dabei, die auch bei ihren Anträgen versprachen, Arbeitslose einzustellen und das Grundstück nach Möglichkeit erwerben zu wollen. Diese wurden aber jeweils mangels Bedürfnisses abgelehnt. Der Versuch ein Kindererholungsheim 1933 einzurichten, scheiterte ebenfalls.

    Das Clubhaus bildete auch den passenden Hintergund für eine Werkspräsentation der Wanderer-Werke Siegmar-Schönau

    1934 wurden Verhandlungen durch Matthée Herfurth mit der „Sächsischen Heim“ – Landessiedlungs-und Wohnungsbaugesellschaft GmbH Dresden zur Errichtung einer 40ha großen Wohnsiedlung geführt. Als Bauherr waren die Wanderer-Werke Siegmar-Schönau vorgesehen. Bis 1935 sollten 30 bis 50 Einzel-bzw. Reihenhäuser mit jeweils 1000m² Grundstück entstehen. Obwohl die Gemeinde aufgeschlossen dem Projekt gegenüberstand, wurde es nicht ausgeführt. Erweiterungen in den Werksanlagen standen im Vordergrund.

    Im April 1937 kaufte der ehemalige Vorsitzende Johannes Stickel das Clubhaus und lies es zu einem komfortablen Wohnhaus für seine Familie umbauen. Die riesigen Glasflächen wurden drastisch verkleinert und Türen zugemauert. Anfang der 40er Jahre wurden 2 Fremdenzimmer auf der Terrassenseite angebaut. Lange Zeit in Familienbesitz wurden nur die notwendigsten Instandhaltungsmaßnahmen von den Bewohnern ausgeführt, immer mehr bauliche Mängel traten auf. Erst durch den Verkauf 2001 an einen Bauhandwerker konnte der bereits begonnene Verfall abgewendet werden. Unter Beachtung denkmalpflegerischer Belange schuf er für seine Familie ein schmuckes Wohnhaus.

    Das als Wohnhaus umgebaute Clubhaus, Aufnahme rechts mit den neuen Fremdenzimmern um 1942

    Quellen: Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger, Chemnitzer Neueste Nachrichten 1928-1929, Deutsche Bauzeitung vom 30.08.1930, Beiträge in den Rabensteiner Blätter 2001/2002 – Autor Lothar Schilde sowie das Archiv von Christoph Meister (Hamburg) – www.golfika.de, dem ich meinen besonderen Dank für das bereitgestellte Material ausspreche.

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