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Die Schlossteichhallen

    An der Promenadenstraße an der Ecke zum Arndtplatz befand sich das Ausstellungszentrum am Schlossteich, umgangssprachlich die „Schlossteichhallen“, ein beliebter Freizeittreffpunkt, Veranstaltungs- und Messeort. Nehmen wir uns Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen.

    Gesamtansicht Promenadenstraße (Bildquelle: Roland Jacobi - rebell-chemnitz.de)

    Anläßlich der im Juni 1969 im damaligen Karl-Marx-Stadt durchgeführten 11. Arbeiterfestspiele wurden die Hallen errichtet. Im eiskalten Februar 1969 begann der VEB Industriemontagen Leipzig (IMO) mit den Fundamentarbeiten. Bereits im März 1969 begann die Montage der ersten Stahlleichtbauhalle am Schloßteich. Schnell hatte man einen, für die damalige Zeit modernen, Ausstellungskomplex zur Verfügung. Er bestand aus zwei Hallen, die durch einen Mittelgang verbunden waren. Zwischen den beiden Hallen an der Promenadenstraße befand sich der Haupteingang.

    Schnell wurden die Schlossteichhallen bekannt: Eine repräsentative Kosmosausstellung zeigte die Akademie der Wissenschaften der UdSSR vom 4. September bis 10. Oktober 1971 im Ausstellungszentrum. Auf etwa 3000 Quadratmeter Fläche wurden in den zwei Hallen und im Freigelände etwa 30 Exponate der kosmischen Technik in natürlicher Größe gezeigt. Dazu gehörten u. a. das Raumschiff Wostok, das Mondauto Lunochod, die Station Luna 16, mit der erstmals Mondgestein automatisch zur Erde gebracht wurde, und der schon zur Weltraumgeschichte zählende Landeapparat des Raumschiffes Wostok, mit dem Juri Gagarin das Zeitalter der bemannten Raumfahrt eröffnete. Sogar echtes Mondgestein war unter einer Glaskuppel ausgestellt. Lange Schlangen bildeten sich am Einlaß. Täglich drängten sich in- und ausländische Besucher in den Schlossteichhallen, an 37 Ausstellungstagen wurden insgesamt 602.000 Gäste der einzigartigen Ausstellung gezählt!

    Man erkannte das Potenzial der Hallen und strebte eine möglichst ganzjährige Nutzung an.

    Ab 1972 öffnete das Freizeitzentrum der Jugend und des Sports in Karl-Marx-Stadt in den Ausstellungshallen am Schloßteich für 6-8 Wochen seine Pforten. Jedes Jahr in den Wintermonaten, meistens im Februar/März, waren täglich von 10 bis 22 Uhr in dieser „Sportstafette auf Zeit“ vielfältige Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung gegeben. Waren es am Anfang zunächst Tischtennis, Kegeln, Billard, Großschach und Krafttraining, kamen später noch Luftgewehrschießen und Pop-Gymnastik dazu. Zu dem fanden Foren, Diskotheken und Konzerte mit allen namhaften „DDR-Rockbands“ wie City, Karat, Rockhaus u.a. statt. Es wurde etwas getan, den Jugendlichen auch in der kalten Jahreszeit kulturelle und sportliche Abwechslung zu bieten.

    Weiter wurden in den Hallen als einziges größeres Veranstaltungszentrum der Stadt vielfältigste Ausstellungen gezeigt. Zu nennen wären hier beispielsweise: Briefmarkenausstellungen der DDR 1974 und 1980, 1977 eine große wissenschaftliche Ausstellung über Sibirien, 1985 erstmals eine Bezirkskunstausstellung, jährlich die Messe der Meister von Morgen des Bezirkes Karl-Marx-Stadt u.a.

    Zum großen Pioniertreffen 1988 in Karl-Marx-Stadt wurde in den Hallen ein Zentrum für Wissenschaft und Technik eingerichtet. Alle, die Lust auf Knobeleien, erstaunliche Experimente und Basteleien hatten, kamen dort ausgiebig auf ihre Kosten.

    Aber auch die Wirtschaft präsentierte sich damals schon mit jährlich stattfindenden Fachausstellungen. So für Werkzeug- und Textilmaschinen, für Transportlösungen, auch Roboter konnte man sehen und bestaunen. Nach der Wende gab es noch einige regelmäßig stattfindende Messen am Schloßteich in Chemnitz, so ab 1992 die „Chemnitzer Wirtschaftswoche“, Baufachmessen und für die neue Freiheit auch Reise- und Touristikmessen.

    Impressionen der Ausstellung (Bildquelle: Uwe Kaufmann)

    Alle Ansichten mit freundlicher Genehmigung von Roland Jacobi – rebell-Chemnitz.de

    Doch mit dem immer wichtiger werdenden wirtschaftlichen Aspekt eine Messe zu veranstalten, wurden auch die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen immer anspruchsvoller, die die alten Hallen nicht mehr erfüllen konnten. Die „Neue Messe“ war zwischenzeitlich an der Neefestraße entstanden. Schließlich 2007 erfolgte der Abriss der maroden Hallen.

    Maschinenstempel 1987

    (Quellen: u.a. div. Ausgaben der Berliner Zeitung, Neues Deutschland und Neue Zeit – zu finden unter Zefys.de; Broschüre „Kleine Chronik von Karl-Marx-Stadt“)