Wenn wir heute den Chemnitzer Eissportkomplex im Küchwald betreten, freuen wir uns auf ein tolles Freizeitvergnügen mit vielfältigen Möglichkeiten, einer tollen Eislaufhalle und einer bestens präparierten Eisbahn. Aber wie ist das alles entstanden? – ein kleiner Abriss der Entwicklung bis heute.
Mit einer ersten Kunsteisfläche im heutigen Gelände des Eissportzentrums wurde im Winterhalbjahr 1954/1955 die Grundlage für den Karl-Marx-Städter/ Chemnitzer Eissport gelegt. Der SC Wismut Karl-Marx-Stadt 1955 nahm den Spielbetrieb in der Eishockey-Oberliga auf und wurde auf Anhieb Vizemeister.
Auf Grund des wohl starken Zuspruches machten sich bald erste Umbaumaßnahmen erforderlich. Am 10. November 1957 eröffneten die Spieler des SC Wismut Karl-Marx-Stadt das jetzt mit einer Tribüne und Sozialgebäude versehene modernisierte Kunsteisstadion mit einem 4:2 Sieg gegen die Berliner Mannschaft von TSC Oberschöneweide.
Um unabhängig von den Witterungsverhältnissen zu sein, wurde ab dem Herbst 1964 begonnen, die Bahn zu überdachen, die heutige Eissporthalle entstand. Aufgrund dieser Baumaßnahme spielte der 1963 gegründete SC Karl-Marx-Stadt in dieser Eishockey-Saison in Crimmitschau.
Anlässlich des Jahrestags der Gründung der DDR am 7. Oktober 1965 wurde die Halle dann feierlich vom damaligen Oberbürgermeister Kurt Müller und vor 5000 Zuschauern mit einem Schaulaufen der DDR-Spitzenklasse eröffnet. Die Trainingsbedingungen der Eissportler aus Karl-Marx-Stadt hatten sich damit enorm verbessert. Im Januar 1966 erlebte sie mit den DDR-Meisterschaften im Eiskunstlauf ihre Wettkampfpremiere.
1967 fand in der Halle das VIII. Parlament der DDR-Jugendorganisation FDJ statt, wofür sie bereits wieder umgebaut worden war. 250 Arbeiter, Handwerker und Soldaten der Nationalen Volksarmee waren im Dreischichtbetrieb daran beteiligt, um der aufstrebenden Jugendorganisation einen angemessenen Rahmen zu bieten. Aus diesem Anlass erhielt die Sportanlage während der DDR-Zeit ihren Namen.
Der DDR-Sportbund DTSB beschloss 1969, hauptsächlich Sportarten zu fördern, die vielversprechend für Medaillengewinne waren, und dazu gehörte auch das Eiskunstlaufen. Der Eishockey-Spielbetrieb in Karl-Marx-Stadt wurde eingestellt.
Eine wichtige Talentschmiede war die Eissporthalle in Karl-Marx-Stadt. Namen wie Gabriele Seifert, Anett Pötsch, Sonja Morgenstern, Katharina Witt, Jan Hoffmann, Mandy Wötzel und Ingo Steuer sind uns noch gut in Erinnerung geblieben. Titel bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei den Olympischen Spielen waren das Ergebnis der gut durchgeführten Trainingsarbeit der kürzlich verstorbenen Jutta Müller, eine der wohl weltweit erfolgreichsten Eiskunstlauftrainerin.
Nach dem Bau einer zusätzlichen Trainingshalle mit neuer Kältetechnik im Jahr 1972 wurde 1974 hinter der Eissporthalle als Vorzeigeobjekt der DDR die 400m Eisschnelllaufbahn errichtet und im November mit ersten Wettkämpfen eröffnet. Aufgrund ihrer Bahnbreite von 15m galt sie lange Zeit als eine der besten Flachlandbahnen Europas. Zusammen mit der Eissporthalle und der Trainingshalle entstand somit die größte zusammenhängende Eissportfläche in Deutschland.
1982 begann man mit dem Bau des Zielhauses, der Traversen und Reporterkabinen für den Höhepunkt der Bahn. Am 20. und 21. Februar 1983 wurden die 41. Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften im Mehrkampf der Damen im damaligen Karl-Marx-Stadt ausgetragen, bei denen die beiden Dresdnerinnen Andrea Schöne und Karin Enke einen Doppelsieg feierten.
Glücklicherweise blieb uns der Eissportkomplex erhalten. Ab 1995 wurde weiter in die sportlichen und sozialen Einrichtungen des Komplexes investiert. Doch der Zahn der Zeit nagte an der über 45 Jahre alten Bahn. Um den Standort Chemnitz als Wintersportstützpunkt in den Disziplinen Eisschnelllauf und Eiskunstlauf zu erhalten und als wettkampftaugliche Trainingsstätte entsprechend den Anforderungen herzurichten, war eine umfangreiche Sanierung bzw. Modernisierung erforderlich. Zustandsuntersuchungen ergaben jedoch, dass eine Sanierung unwirtschaftlich gewesen wäre.
Nach umfangreichen Planungen begannen Anfang März 2020 die Abrissarbeiten der alten Bahn. Im Anschluss an die Sanierung des Sportlertunnels und der Leitungszuführung sollte der Bau der neuen Bahn inklusive der Innenfelder und des Funktionsgebäudes ausgeführt werden. Ursprünglich sollte die Fertigstellung bereits zur neuen Saison im Herbst 2020 erfolgen. Allerdings kam es aufgrund des Fundes großer Mengen kontaminierten Abbruchmaterials zu Bauverzögerungen und damit einhergehenden zusätzlichen Kosten bedingt durch die fachgerechte Entsorgung. Auch führte die anhaltende Corona-Krise zu Bauverzögerungen.
Am 24. Oktober 2021 wurde, mit einem Jahr Verspätung, die neue, über 12 Millionen Euro teure Eisschnelllaufbahn im Chemnitzer Küchwald in Chemnitz eröffnet. Aus finanziellen Gründen wurde auf das geplante Dach verzichtet, das die Sportler für wetterunabhängiges Training und den Erhalt des Bundesstützpunkts gefordert hatten.
In diesem Jahr ist die Bahn nun schon seit Mitte Oktober vereist und bietet für die Sportler und Besucher beste Bedingungen zum Eissport. Fünfmal die Woche, von Mittwoch bis Sonntag ist bis voraussichtlich Ende Februar öffentliches Eislaufen möglich. Bei Bedarf kann man sich vor Ort sich Schlittschuhe ausleihen. Informationen dazu finden Sie unter: https://eissportzentrum-chemnitz.de/
(Quellen: versch. Ausgaben der Berliner Zeitung und Neues Deutschland zu finden unter Zefys.de; Artikel aus der Freien Presse von 2019-2023)