Die Geschichte des ehemaligen Hotels gegenüber dem Hauptbahnhof begann zu einer Zeit, als die Industrialisierung Chemnitz zu einen neuen aufstrebenden Wirtschaftsstandort werden ließ. Der Chemnitzer Bahnhof wurde zwischen 1869 und 1872 massiv umgebaut und erweitert, um dem enormen Güter- und Personenverkehr gerecht zu werden. Es entstand nach Plänen des Baurates Engelhardt das neue Empfangsgebäude, in dem auch die neuen Verbindungen ab 1872 nach Leipzig und Limbach ihren Anfang nahmen.
Was in Bahnhofsnähe fehlte, waren Unterkünfte für Geschäftsleute und Handelsvertreter sowie für Ingenieure von außerhalb, die den Aufschwung der Stadt unterstützten. Touristen gab es zur damaligen Zeit eher als Ausnahme. Diese Chance zum „ersten Haus am Platze“ ergriff Carl Friedrich Reichold, der bis dahin die Bahnhofswirtschaft im alten „Centralbahnhof“ gepachtet hatte. Er ließ 1871 an der damaligen Albertstraße 3 ein neues Haus errichten, das am 1. April 1872 als „Hotel Reichold” eröffnet wurde. Zwischen 1876 und 1878 übernahm C. Friedr. Heinecke kurz das Hotel, der zuvor Pächter des Tivoli-/ Thalia-Theaters an der Zwickauer Straße gewesen war. 1878 ging es dann zurück zur Familie Reichold, vermutlich der Sohn, Chr. Friedr. Louis Reichold, führt das Haus in den nächsten Jahren weiter.
1879 wurde zwischen der ehemaligen Zimmermann‘schen Villa und Reicholds Hotel „Pilgers Hotel zum Centralbahnhof“, Albertstraße 2, eröffnet. Hauseigentümer des Neubaus war die „Allgemeine Deutsche Creditanstalt zu Leipzig“, die schon 1881 nach dem Tod des Pächters Hugo Balthasar Pilger, das Gebäude an den Hotelier Reichold verpachtete. Beide Gebäude waren durch einen überdachten Gang miteinander verbunden. 1885 entstand an der Ecke zur Carolinenstraße in der Zimmermann’schen Villa dann auch das bereits vorgestellte Carola-Hotel. Nunmehr hatten die Gäste die Qual der Wahl bei ihrer ersten Logis in Chemnitz. Beide Hotels boten Dienstleistungen an, die für das Geschäft unerlässlich waren. Gepäckträger holten schwere Koffer direkt vom Bahnsteig ab und es gab Droschken- und Kurierdienste. Für Anreisende waren sie die „Visitenkarte“ von Chemnitz und sollten bürgerlichen Komfort und Modernität ausstrahlen. Doch sie hatten einen Nachteil: Durch die offenen Fenster drang Tag und Nacht das Zischen der Dampflokomotiven, das Rangieren der Waggons und die Pfeifsignale der Schaffner von den nahen, verkehrsreichen Bahnhofsanlagen herüber.
Ab dem 1. Januar 1892 wurde die Albertstraße umnummeriert: Den Häusern auf der linken Seite ab der Waisenstraße wurden ungerade Nummern zugeordnet, die Häuser auf der rechten Seite mit den neuen Bahngebäuden erhielten gerade Hausnummern. Die neue Adresse des Hotel Reichold lautete nun Albertstraße 15/17.
Im Jahr 1896 kam es zu einer unerwarteten Wende. Zum 1. April 1897 sollte die neue Oberpostdirektion in Chemnitz eingerichtet werden. Zu diesem Zweck suchte man ein Gebäude zur vorübergehenden Nutzung, bis das neue Direktionsgebäude auf dem Kaßberg bezogen werden konnte. Noch im Dezember sollte der Kaufvertrag mit Reichold abgeschlossen werden, jedoch ließ sich der Hotelbesitzer nicht gänzlich überzeugen. Das Gebäude blieb in seinem Besitz, doch die Tage des Hotels waren gezählt: Die Reichspostbehörde erhielt einen Pachtvertrag. Ab dem 1. Juli 1897 hatte sie gemeinsam mit dem neuen Postamt 4 ihren Sitz in der Albertstraße 3.
Nach dem Auszug der Oberpostdirektion im Jahr 1904 übernahm der Besitzer des Hotels „Zentralschlachthof“, Franz Hermann Krause, das Haus und richtete erneut eine Herberge ein, das „Bahnhof-Hotel“ entstand. Ausgestattet mit Zentralheizung, elektrischem Licht und Bädern in jedem Zimmer sowie einer Autogarage bot die Einrichtung den ankommenden Reisenden nun den Komfort eines „Hotels 1. Ranges“. Das Postamt 4 blieb vorerst noch im Haus, zog jedoch zum 1. April 1907 in die neuen Räumlichkeiten des gerade fertiggestellten Postgebäudes in der Schillerstraße um. Nach dem Ausbau standen nun weitere Räume zur Verfügung. Das Haus verfügte jetzt über 55 Gästezimmer, Konferenz- und separate Gesellschaftsräume. Als Perle des Hauses galt fortan das neue, vornehme Bier- und Weinrestaurant mit seinem Spiegelsaal.
Nach dem Tod von Hermann Krause im Jahr 1910 übernahm der langjährige Pächter des Gesellschaftshauses „Eintracht“, Franz Furkert, das Hotel und ergänzte den Firmennamen. Ab dem 14. Februar 1912 war im Handelsregister unter Blatt 6651 nun der Name „Bahnhof-Hotel Continental“ verzeichnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg residierte der Chemnitzer Arbeiter- und Soldatenrat im Hotel. Zu Beginn des Jahres 1920 ging das Gebäude in die Hände des Gastwirts Th. G. B. Heinrich Albrecht über. Er ließ die Fassade und die Inneneinrichtung modernisieren und führte das Hotel als beliebten Treffpunkt der Chemnitzer Geschäftswelt weiter. Neben Familien- und Festveranstaltungen fanden in den ansehnlichen Räumen auch Vorstandssitzungen von Vereinen und Firmen statt.
Albrecht starb am 22. Dezember 1938. Seine Frau Gertrud Albrecht übernahm kurzzeitig die Geschäfte, ehe ab 1939 der Schwiegersohn Robert Theiler gemeinsam mit der Haustochter G. Theiler-Albrecht die Geschicke des Hauses lenkte.
Bis mindestens 1948 firmierte das Bahnhof-Hotel Continental unter diesem Inhaber. Die Straße hieß zunächst „Am Hauptbahnhof“, dann „Philipp-Müller-Straße“. Nach der Zusammenlegung mit der Poststraße hatte das Gebäude die Anschrift „Otto-Grotewohl-Straße 6“.
Im August 1952 wurde hier der Fußball-Bezirksverband im DTSB der DDR gegründet. Das Hotel wurde später halbstaatlich weiterbetrieben, jedoch ließen Geldmangel und Investitionsstau es bald nicht mehr zeitgemäß erscheinen.

Zur Wende 1989 war kein direkter Eigentümer zu ermitteln. Die Nachfrage bei der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft in Berlin blieb ergebnislos, da ihr das Objekt nicht bekannt war. In den nächsten Jahren stand das Hotel leer, die Straße wurde zwischenzeitlich in „Bahnhofstraße“ umbenannt. 1996 erfolgte schließlich der Teilabbruch – so die letzten Stationen der Hausgeschichte. Ab 1997 entstand durch den Umbau zu einem Verwaltungsgebäude ein Dienstleistungszentrum mit Büroetagen, Geschäftsräumen, Arztpraxen und einem Restaurant.
Der mit Stuck verzierte Spiegelsaal war das Einzige, was von dem einst so mondänen Gebäude übrig blieb. Für seine Restaurierung nach Denkmalschutz-Vorgaben war im Rahmen dieses 20-Millionen-Objektes der Gewobau Projektentwicklungs- und Bauträger GmbH eine hohe Summe vorgesehen. Als erste Hauptmieter konnten die KKH (Kaufmännische Krankenkasse) und die Nürnberger Versicherungs AG ihr neues Domizil im Jahr 1998 in Besitz nehmen. Von 2003 bis 2020 war dann auch das FRESSTheater ständiger Gast in diesem Haus.
(Quellen: Chemnitzer Adressbücher und Zeitungsausschnitte sächsischer Tageszeitungen, zu finden unter SLUB-Dresden.de; Artikel im Amtsblatt Chemnitz von 1997, Bilder und Postkarten aus Sammlung der Chemnitzer Hobbyhistoriker; u.a.)