Zum Inhalt springen

In Stein gemeisselt

    Heute fand im Schloßbergmuseum die Eröffnung einer neuen Ausstellung zum Thema „300 Jahre kursächsische Postmeilensäulen in der Region Chemnitz“ statt. Die neue Generaldirektorin Dr. Florence Thurmes der Kunstsammlungen Chemnitz, dem das Schloßbergmuseum angehört, begrüßte die über 100 Gäste. Anschließend gab Andre Kaiser einen kurzen Einblick in die Arbeit der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e.V. und dankte dem Museum für das Zustandekommen der Ausstellung, da viele andere Museum kein Interesse zeigten. Kuratorin Andrea Kramarczyk stellte kurz die Ausstellung vor, ehe Rolf Schmalfuß von der Forschungsgruppe von einer Inschriften-Rekonstruktion berichtete. Anschließend hatten die zahlreichen Gäste die Möglichkeit, die Ausstellung ausführlich in Augenschein zu nehmen und mit den Protagnisten ins Gespräch zu kommen. Vielen Dank an alle Beteiligten und dem Team des Schloßbergmuseums für die kurzweilige Veranstaltung.

    Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke) schätzte präzise und aussagekräftige Landkarten ebenso, wie höhere Staatseinnahmen. Als die guten Einkünfte der reitenden und fahrenden Post ins fiskalische Blickfeld gerieten und eine genaue Taxierung der erbrachten Leistungen gewünscht wurde, reifte das aufwändige Projekt einer darauf ausgerichteten kursächsischen Landesaufnahme. Der mit einer genauen Vermessung insbesondere der Poststraßen beauftragte Land- und Grenzkommissar Adam Friedrich Zürner entwickelte einen Messwagen, dokumentierte und kartierte mit seinen Mitarbeitern von 1713 bis in die 1720er Jahre die gefahrenen Postmeilen und schuf auf breiterer Datenbasis ein neues Kartenwerk.

    Zürner administrierte die Aufstellung von Steinsäulen, zum einen der vor den Stadttoren mit Entfernungsangaben zu anderen Städten, den Distanzsäulen, und zum anderen der verschiedenen Wegesäulen in festem Abstand am rechten Straßenrand, ein zeitgemäßes Wegeinformationssystem für Jedermann. Die Reisenden – seien es Kaufleute, Reiter, Passagiere der Postkutschen oder wandernde Handwerksgesellen – konnten sich seit etwa 1730 überall im Kurfürstentum Sachsen unterwegs an den steinernen Postsäulen über die Wegstrecken kundig machen. Die Chemnitzer Torsäulen blieben ca. 100 Jahre am Standort erhalten. Neue Maßeinheiten im 19. Jahrhundert bewirkten, dass wir es heute bei den Postmeilensäulen vor allem mit Fragmenten zu tun haben. Gezeigt werden „Reststücke“ hiesiger Wegesäulen, ein Muster-Wappenstein, ein Posthorn, die schönsten Exemplare der Landkartensammlung sowie Gemälde, Grafiken, Dokumente und Modelle aus Archiv-, Museums- oder Privatbestand.

    Ein weiteres Puzzleteil zur Chemnitzer Postgeschichte, die ich mit diesem Beitrag begonnen habe.

    Die Sonderausstellung ist noch bis zu 29. September 2024 im Schloßbergmuseum zu erleben.