Einen unscheinbaren und wenig auffälligen Platz in der ehemaligen westlichen Schloßvorstadt stelle ich an dieser Stelle im Kontext zu heute vor.
Früher befanden sich an dieser Stelle die Wiesen, Äcker und Scheunen das ehemalige Freigutes Schloßchemnitz, das sich im Besitz eines Friedrich Riesners befand. Ab 1880 gehörte dieses Gelände nach der Eingemeindung des Vorortes zur Stadt Chemnitz. Das Platzareal wurde ab 1882 markiert, an seiner Flanke entwickelte sich zuerst an der Rießnerstraße, in Richtung Leipziger Straße, eine lebhafte Bebauung.
Anfang Juli 1885 beschloss der Rat der Stadt, den zwischen Thal- und Ludwigstraße gelegenen und von der Louisen- und Rießnerstraße begrenzten Platz Louisenplatz zu benennen. Im Frühjahr war bereits der Grundstein des 1. Gebäudes am Louisenplatz gelegt worden. 1886 finden wir das Haus und die Platzbezeichnung erstmalig im Chemnitzer Adressbuch.
Ab 1. Januar 1888 ergänzten die seither zur Rießnerstraße gezählten aber am Louisenplatz gelegenen Häuser postalisch den Platz. Unter Mitwirkung des Chemnitzer Gartenarchitekten Otto Werner entstanden in den folgenden Jahren die Wege und Grünanlagen.
Bereits 1887 hatte die Stadt an der Freigutstraße, unmittelbar am Platzgelände, ein ca. 6000 m² großes Grundstück gekauft, um eine Bezirksschule nebst Turnhalle zu errichten. 1889 begannen die Arbeiten, am 18. Juli 1890 wurde das Schulhaus als 9. Bezirksschule in Gebrauch genommen. 1200 Kinder waren der Schule zugewiesen worden. In 26 Klassen sollten sie Unterricht erhalten und damit die 1. Bezirksschule (Bürgerschule) in der Theaterstraße entlastet werden.
Zum 1. Januar 1892 verlor der Louisenplatz das „o“ im Namen. Seitdem finden wir ihn in der heutigen Schreibweise in den Verzeichnissen und Stadtplänen. Ursprünglich war der Platz nach der Königin Luise von Preußen, Gemahlin von Friedrich Wilhelm den III., benannt. Oft finden wir diese zwei Schreibweisen des Vornamens in verschiedenen Geschichtsdokumenten.
Soweit zum kurzen Exkurs in die Vergangenheit. Den heutigen Zustand des Stadtteils und der Umgebung des Luisenplatzes sollen die nachfolgenden Drohnenaufnahmen vermitteln, aufgenommen am 1.Mai 2022.