Heute präsentiert sich Reichenbrand als lebendiger Stadtteil von Chemnitz. Hier sind die historische Bausubstanz, die Johanneskirche sowie die Orts- und Wirtschaftsgeschichte noch heute weit sichtbar. Entdecken Sie den Ort und diese Sehenswürdigkeiten mit meinen im Mai 2025 erstellten Drohnenaufnahmen.
Zum Einstieg folgen ein paar Erläuterungen zur frühen Geschichte, zur Siedlungsstruktur und zur Lage.
Reichenbrand ist ein historisches Kirchdorf im Westen von Chemnitz und heute ein Stadtteil der Stadt. Die Besiedlung reicht ins Mittelalter zurück: Schon im 13. Jahrhundert wird der Ort urkundlich erwähnt, ebenso wie das benachbarte Grüna. Beide Orte standen lange Zeit in enger Verbindung, sowohl kirchlich als auch durch gemeinsame Grundherrschaft. Bereits 1263 ist eine Erwähnung dokumentiert, die auf die frühe Entwicklung der Region hinweist.
Eine Besonderheit Reichenbrands ist das eng verbundene Rittergut, das unter dem Namen „Grüna mit Reichenbrand“ geführt wurde. Dieses Rittergut besaß über 1200 Untertanen und prägte die rechtliche und wirtschaftliche Struktur des Ortes über Jahrhunderte hinweg. Neben dem Ackerbau verfügte das Gut über einige Wälder und eine Ziegelscheune. Während das benachbarte Wüstenbrand auf steinigen und bergigen Flächen lag, zeichnete sich Reichenbrand durch ebenes und fruchtbares Land aus, das besonders für den Anbau von Weizen und Gerste geeignet war.
Reichenbrand lag früher noch etwa eineinhalb Stunden Fußweg west-südwestlich von Chemnitz. Das Dorf gliederte sich in mehrere sogenannte „Flügel“, die von der Kirche ausgingen. Der längste zog sich in Richtung Lichtenstein, ein weiterer führte nach Süden bis an den Nachbarort Siegmar, und ein dritter verlief nach Nordwesten in Richtung Hohenstein. Diese Struktur zeigt, wie eng die Entwicklung des Dorfes an die regionalen Verkehrswege gebunden war.
Die Kirche war seit dem Mittelalter Mittelpunkt des Dorfes. Reichenbrand war ein Pfarrkirchdorf, was seine zentrale Stellung für das religiöse und gemeinschaftliche Leben der Umgebung unterstreicht. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Kirche mehrere Umbauten: 1702 wurde ein Neubau geweiht, und 1810 erfolgte eine weitere grundlegende Erneuerung. Heute ist die Johanneskirche ein wichtiges Denkmal der Ortsgeschichte.
Im 19. Jahrhundert veränderten sich die Besitz- und Herrschaftsstrukturen durch die sächsische Agrarrechtsreform, bei der die feudalen Abhängigkeiten aufgelöst wurden. Das Rittergut verlor damit seine alte Funktion, und die Dorfbewohner gewannen mehr Selbständigkeit. In der Folgezeit wuchs Reichenbrand weiter, blieb jedoch zunächst eine eigenständige Gemeinde.
Im 20. Jahrhundert kam es zu mehreren Gebietsreformen. Schließlich wurde Reichenbrand 1950 nach Chemnitz eingemeindet und ist heute ein eigenständiger Stadtteil mit vielfältigem Vereinsleben. Eine besondere Rolle spielt dabei der Heimatverein Reichenbrand mit seiner aktiven Geschichtspflege. Durch Publikationen und Veranstaltungen bleibt die reiche Vergangenheit des Ortes lebendig und wird für kommende Generationen dokumentiert.