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Die Kaßberg-Bastei

    Geplante Bebauung des Chemnitzer Kaßberges um 1869

    Für einen historisch kurzen Zeitraum stand oberhalb der 1869/1870 angelegten Kaßbergauffahrt ein kleines Lokal. Der Kaßberg selbst begann sich erst zu entwickeln. Die Hohe Straße war zu diesem Zeitpunkt noch ein unbefestigter Weg, der sich entsprechend der Topographie am Hang schlängelte. Die Bebauung des ehemaligen „Katzberges“ hatte weitestgehend erst nach Errichtung der Auffahrt eingesetzt, eine zeitsparende Verbindung zur Innenstadt war entstanden.

    Auch der geschäftstüchtige Inhaber des „Restaurants Bienenstock“ – Am Plan 16, Fr.Wilhelm Stein, erkannte, daß der reizvolle Blick auf die Stadt von der Hohen Straße gastronomisch vermarktet werden könnte. Deshalb errichtete er auf der baumbestandenen Anhöhe die „Restauration Kaßberg-Bastei“ mit Terrasse. Unter freundlicher Mitwirkung des im Nachbarhaus ansässigen Kaufmanns Eugen Voigtländer und des Architekten Otto Duderstaedt (Büro 1879 Am Plan 17), nach dessen Plänen eine Veranda errichtet wurde. Der Bier- und Weinhändler Voigtländer hatte bereits 1870 an der Fabrikstraße Kelleranlagen zur Einlagerung seiner Fässer angelegt.

    Der Zugang zur Kaßbergbastei erfolgte über die Treppe der Kaßbergauffahrt aus, dort wo sich heute der Abstieg zur Fabrikstraße befindet. Am 4. Mai 1878 eröffnete er das Lokal, das sich zunächst eines regen Zuspruchs erfreute. Postalisch damals noch ohne Nummer, erst 1884 erhält das Grundstück die Adresse Hohe Straße 10.

    Annonce von 1880

    Der Wirt konnte während der Sommermonate mit einer schönen Aussicht über die Stadt aufwarten. Als Zwischenstation für eine Wanderung zu den schönen neuen Häusern des Kaßberges bot Fr. Wilhelm Stein neben angenehmen Aufenthalt auch Erquickung in Form von Speis und Trank, oft bei Musikklängen an. Chemnitzer nutzen oft diese öffentlichen Gärten, waren sie doch für die in der Innenstadt eingepferchten Bewohner reinste Luftkurorte.

    Doch baulich hatte die Restauration zum Bestehen in dieser Hanglage wohl keine Reserven, die Holzkonstruktion hatte ausgedient.1909 wurde der Geschäftsbetrieb schließlich eingestellt.

    Unterhalb der „Bastei“ auf der Fabrikstraße befanden sich die Kistenschuppen, die von verschiedener Chemnitzer Kaufleuten genutzt wurden. Sie stellten dort ihre eigenen Transportmöglichkeiten her, u.a. Fässer zum Keltern oder auch zum Einlagern von Lebensmitteln, wie Fisch, Gemüse, etc.

    (Quellen: Chemnitzer Adressbücher zu finden unter SLUB-Dresden.de, FP-Artikel von W.Bausch – Mai 2003, u.a.)

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