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Kaffee Bienenstock

    Ansicht von „Hartensteins Restauration“ um 1880

    Vielleicht können sich ältere Chemnitzer an diese, in unmittelbarer Nähe des Marktes, altehrwürdige und zugleich auch historische Gaststätte erinnern, die Mitte der 60er Jahre zugunsten der städtischen Neubebauung abgerissen wurde.

    Als eines der ältesten Chemnitzer Etablissements überhaupt, ging die Geschichte des Bienenstocks zurück bis ins 17. Jahrhundert. Vom Jahre 1632 stammt die Nachricht über die Erbauung des ersten Gebäudes an der Ecke „Am Plan – Klosterquerstraße“. Früher hielten hier Ratsherren, Bürger als auch Fremde Einkehr, um in den altertümlichen, gastlichen Räumen einige Zeit bei einem frischen Trunk verweilen zu können. Vermutlich war es eines der vielen Gebäude in der Chemnitzer Innenstadt, die die Braugerechtigkeit besaßen und den Reiheschank ausüben durften, anders als die alten konzessionierten Gasthöfe.

    Ab Mitte des 19. Jahrhunderts finden wir dann Aufzeichnungen zu den Besitzern und den Wirten des Restaurants, damalige Adresse war noch „Am Plan 16“.

    Da ist 1851 ein Gottlieb Ferdinand Lindner, der im Chemnitzer Anzeiger während der Jahrmarktstage für seine neue Anlagen mit einem Eröffnungskonzert wirbt. Ende 1857 stirbt Lindner, seine Frau übernimmt kurzzeitig die Wirtschaft und stellt im kommenden Jahr mit Fürchtegott Emil Hartenstein als Kellner einen strebsamen und gewieften Geschäftsmann ein. Dieser wird ab 1860 als Hausbesitzer und als alleiniger Schankwirt bis 1870 geführt. Ab diesem Jahr wird „Hartensteins Restauration“, wie das Haus bis dahin noch heißt, an Heinrich Clemens Rollbusch verpachtet.

    Eröffnungsanzeige von Friedrich Wilhelm Stein 1883

    Nächster Pächter wird Friedrich Wilhelm Stein Ende 1876 . Mit dem Kauf des Hauses im September 1883 von Hartenstein, der mittlerweile erfolgreich eine Weinhandlung in der Bretgasse betreibt, taucht erstmals der Name „Bienenstock“ auf. Stein selbst wird kurze Zeit später – im Mai 1884 – auch die Kassbergbastei eröffnen. 1889 wird die Straße „Am Plan“ umnummeriert, die Lokalität trägt ab jetzt die Nr.3 in den Adressbüchern. 1894 kann Stein den Konkurs des Hauses noch einmal abwenden und es bis 1911 halten.

    Der Lauf der Zeit erforderte jedoch einen Neubau des Grundstückes und so entstand, mit dem neuen Besitzer Gustav Rudolf Nitsche, im Jahre 1912 der neue „Bienenstock“, eine der ersten Groß-Konditoreien und Kaffees von Chemnitz.

    Neben den im Parterre gelegenen, geräumigen Konditorei-Lokalitäten – bestehend aus Konditorei-Verkaufsraum, Damenzimmer, Restaurationsräumen – befand sich im ersten Stock der größte Billard- und Spielsaal Sachsens mit 11 Tischen nebst Vereinszimmer. Die Billardtische natürlich von der Chemnitzer Firma „Billard-Krause“ gefertigt.

    Der rührige Inhaber ab 1925, Herr Hugo Wittke, wird durch seine in eigener Konditorei hergestellten, vorzüglichen Konditoreiwaren nicht nur in Chemnitz, sondern auch außerhalb bestens bekannt. Er ist für das Wohl seiner Gäste stets besorgt und bemüht, den verwöhntesten Ansprüchen gerecht zu werden. Schließlich ab Ende 1936 wird Konditormeister Heinz Nitsche, ein Nachfahre der Eigentümerfamilie Nitsche, der letzte Wirt des „Bienenstocks“.

    Unsere Innenstadt war 1945 fast gänzlich dem Erdboden gleich gemacht worden. Als eines der wenigen Gebäude hatte der „Bienenstock“ die Luftangriffe im Februar/März überstanden. Wenn auch stark beschädigt und seines weithin sichtbaren Kuppeldachs beraubt, wurden die Räumlichkeiten teilweise wieder genutzt. Nach wie vor bekannt für gutes Essen und moderate Preise konnte es sich auch nach dem Krieg den erworbenen Ruf bewahren. Unter anderem gab es hier die ersten lebensmittelmarkenfreien Gerichte. Mit der Nutzung als Haus des Handwerks ab Anfang der 50er Jahre wurde der Billardsaal geschlossen und letztendlich im Winter 1964/1965 der Abriss eingeleitet.

    (Quellen: Jubiläumsfirmen des Handelskammerbezirks Chemnitz 1929 – Sammlung Mike Hähle; Bildsammlung Uwe Kaufmann, Steffi Weibrecht, u.a.; Chemnitzer Adressbücher zu finden unter SLUB-Dresden.de)