Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Chemnitz bereits im Hinblick auf die vielen mitgliederstarken Vereine, die sich dem Radsport, Bewegungsspielen, dem Turnen, dem Schwimmen u.a. widmeten, als Sportstadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg unterstützten die sozialen Bestrebungen der Weimarer Republik einen weiteren Aufschwung des Sports. In Chemnitz förderte ein bereits 1920 gebildetes Amt für Leibespflege diese Entwicklung. Dabei stand schon bald die Frage nach einer großen städtischen Sportanlage. Bisher gab es nur einfache Rasen- oder Hartplätze der Vereine. Als einzige Großanlage konnte die Altendorfer Radrennbahn seit 1909 für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden.
1921 begannen erste Überlegungen für ein Sportstadion an der Reichenhainer Straße, wo städtisches Gelände bereits als Turn- und Spielplatz genutzt wurde. Im Jahr 1925 beschlossen die Stadtverordneten dort eine Großsportanlage zu errichten: Ein Stadion-Oval mit Zuschauerwällen, Rasenplatz und Laufbahnen – damals eine neue Gestaltung.
Am 11. Juli 1926 wurde die neue Südkampfbahn, mit einem Spielfeld 75m x 105m, einem Stadionoval mit 400m und einer 100m Laufbahn eingeweiht, zusätzlich wurden Anlagen für die leichtathletischen Wettkämpfe angelegt.
Die Landesmeisterschaften der sächsischen Turner bildeten die Eröffnungsveranstaltung. Dauerregen beeinflußte sämtliche Wettkämpfe. Welches Bild bot sich den Gästen?
Dazu schrieben die Dresdner Nachrichten vom 13.07.1926: „Der Platz ähnelte allem anderen nur nicht einer neuen Sportanlage. Auf allen Seiten wurde noch tüchtig gearbeitet, die Laufbahnen waren noch weich und durch den Regen stark unterwühlt, auch die Sprung und Wurfstellen waren nur behelfsmäßig angelegt und machten einwandfreie Leistungen von vornherein vollständig unmöglich. Die Spielplätze waren nicht nur naß, sondern wegen des Lehmbodens geradezu klitschig. Die Umkleideräume und Waschgelegenheiten auf der Kampfbahn waren vollständig unzureichend und ebenfalls primitiv…“
Ab 1928 wurde angefangen, die Platzverhältnisse erheblich zu verbessern. Im April genehmigte der Rat der Stadt auf Vorschlag des Amtes für Leibespflege 25.000 Mark zur Errichtung einer Unterkunftshalle. Denn die nächste große Veranstaltungen sollte bald stattfinden. Am 30. Juni und 1. Juli beging der 21. Turngau Chemnitz und Umgebung sein 50jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsturnfest auf der Südkampfbahn. Am Sonnabend eröffneten Gerätewettkämpfe, Freiübungen und ein Volksturnen die Reihe der geplanten Veranstaltungen. Am Sonntag folgte ein Festzug der schöne Bilder bot und sich in endloser Länge zur Südkampfbahn bewegte, es folgten weitere Wettkämpfe und ein Handballspiel des damaligen Meisters TV Chemnitz-Gablenz gegen eine mittelsächsische Auswahlmannschaft.
Die Anlage wurde auch in den späten 20er und frühen 30 Jahren oft von verschiedenen Chemnitzer Fußball- und Handballmannschaften zur Austragung Ihrer Punkt- und Freundschaftsspiel genutzt.
Am letzten Juniwochenende 1929 fand das Sachsentreffen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Chemnitz statt, bei dem auch die Südkampfbahn für Musikveranstaltungen genutzt wurde.
Ein Ereignis, das die Entwicklung der Wettkampfstätte einen beachtlichen Schritt vorwärts trieb, war die geplante Ausrichtung des Sächsisches Landesturnfestes 1930 in Chemnitz. Für dieses Fest mußte ein würdiger Rahmen in Form einer ausreichenden Sportplatzanlage geschaffen werden.
Bis 1930 sollte dazu die Südkampfbahn weiter ausgebaut werden. Ein Kampffeld entstand, das im Osten von einem gestuften Zuschauerwall mit 8 Auftritten begrenzt war. Im Norden und Westen erhoben sich unbearbeitete 3,50 m hohe Erdwälle. Nach Süden wurde das Feld von einem hölzernen Befehlsturm abgeschlossen. Das Spielfeld selbst war noch nicht drainiert, und die Straßen besaßen noch keine Schleusen. Bei schlechtem Wetter konnte man hier sein blaues Wunder erleben! Die gesamte Anlage, zu der noch einige hölzerne Umkleidehütten gekommen waren, wurde durch einen einfachen Drahtzaun nach außen abgegrenzt. Am Haupteingang an der Reichenhainer Straße befanden sich zwei hölzerne Turmbauten, die im Stil des Befehlsturmes gehalten waren.
Doch das ganze Projekt kam 1929 ins Stocken. Auf Grund der wirtschaftlichen Lage der Stadt wurden bis dahin nur die Hälfte der zum Turnfest benötigten Fläche von 250.000 m² rund um die Südkampfbahn erworben. Ebenso erregte noch der Bau der nötigen Zufahrtsstraßen ernste Bedenken. Man plante mit nur einer Omnibusverbindung die zehntausende Gäste zu befördern. In den darauffolgenden Haushaltsberatungen der Stadtverordneten sollten Entscheidungen über die Platzfrage, den Beihilfen und den Garantiesummen fallen. Sonst hätte Chemnitz auf das Kreisturnfest verzichten müssen.
Es gab auch Planungen vom Bernsbachplatz eine Straßenbahnlinie über die Reichenhainer Straße bis zur Südkampfbahn zu bauen, doch wurden diese auf Grund der Weltwirtschaftskrise 1929 nicht umgesetzt.
Das ausführlich dokumentierte Turnfest konnte wie geplant 1930 durchgeführt werden. Es wird in einem weiteren Beitrag ausführlich behandelt.
Diese Veranstaltung und das mittlerweile riesige Gelände um die Jahnwiese hatte die Südkampfbahn für weitere Großereignisse in den Mittelpunkt gebracht. Sie wurde nunmehr neben den noch regelmäßigen Sportwettkämpfen als Aufmarschgelände für die NS-Bewegung als Ort ihrer politischen Veranstaltungen entdeckt. Zum sächsischen Gauparteitag der NSDAP am 7. Juni 1931 kam es anlässlich der Sturmfahnenweihe dort zum ersten Auftritt von Hitler und Göring. Mehr als 20.000 Braunhemden waren aufmarschiert, gefolgt von unzähligen Zuschauern.
Als nächster Höhepunkt folgten am 26. Juli 1931 erstmals vom Chemnitzer Motorradclub 1912 ausgetragene Grasbahnrennen für Motoräder und Autos. Eine abgesteckte Runde von 725 m mußte insgesamt zehn Mal umfahren werden. Zahlreiche bekannte Lizenz- und Ausweisfahrer der damaligen Zeit aus ganz Deutschland waren gekommen. 1932 vor fast 9.000 Zuschauern und 1933 fanden diese Rennen ebenfalls noch statt, bis der Motorradklub in den NSKK aufging.
Am 12. und 13. September 1931 wurde dann die Deutschen Sommerspielmeisterschaften im Faustball und Schlagball, gemeinsam von den beiden großen Verbänden DT und DSB, auf der Südkampfbahn ausgerichtet.
Am 1. November 1931 war die Südkampfbahn wieder Aufmarschplatz zur Fahnenweihe anlässlich des 10jährigen Bestehens der SA-Standarte der Amtshauptmannschaft Chemnitz, mit Gästen aus Freiberg, Rochlitz und Glauchau.
Abermals sprach Hitler am 3. April 1932 bei einer Kundgebung zur Reichspräsidentenwahl vor 70.000 Volksgenossen vom Turm an der Jahnwiese – ein Vorzeichen kommender Zeiten.
Am 19.Juni 1932 folgte die Austragung der Endspiele zur Deutschen Feldhandball-Meisterschaft der Männer und Frauen vor 5.000 Zuschauer auf der Südkampfbahn. Im Jahr 1933 machten sich mehr und mehr Mängel bemerkbar, die auf Witterungseinflüsse und teilweise Vernachlässigung zurückzuführen waren.
Schließlich der 1. Mai 1933 – als Tag der nationalen Arbeit propagiert und gefeiert – brachte fast 150.000 Menschen bei einem Aufmarsch zur Riesenkundgebung auf die Südkampfbahn, wo die Rundfunkübertragung von Hitlers Rede beim zentralen Staatsakt in Berlin übertragen wurde. Zeitgleich führte das Luftschiff „Graf Zeppelin“ eine propagandistische Deutschlandfahrt aus, bei der es abends ca. 20.45 Uhr am Himmel über Chemnitz zu sehen war.
Am 23. Juli 1933 marschierten ebenfalls noch einmal ca. 150.000 Menschen zum Generalappell der Deutschen Arbeitsfront auf.
Nach dem Umbruch 1933 ging man mit verstärktem Eifer daran, aus der Südkampfbahn eine Kampfbahn größten Formats zu schaffen. Zunächst besserte man die bestehenden Schäden aus: der hölzerne Befehlsturm bekam ein neues Fundament, der Rasen des Kampffeldes wurde überarbeitet, die Laufbahn bekam eine neue Decke. Dabei wurden auch die Wegverhältnisse teilweise verbessert.
1934 wurde westlich der Kampfbahn ein weiteres Spielfeld angelegt. Dabei mussten rund 2.000 cbm Erde bewegt werden. Der Befehlsturm und die beiden Tortürme erhielten einen neuen Anstrich, ebenso wurden die Sitzbänke und die Holzgeländer in der Kampfbahn ausgebessert und frisch gestrichen. Die Zuschauerdämme westlich der Kampfbahn bekamen in ihrer ganzen Länge je 6 mit Zementplatten eingefasste Auftritte. Gleichzeitig erhielten die Tennisplätze neue Spieldecken. Um dem Ganzen ein schöneres und würdigeres Aussehen zu geben, wurden umfangreiche gärtnerische Verschönerungsarbeiten durchgeführt.
Am 24. September 1934 fand hier das Gausportfest des Bund deutscher Mädchen (BDM) statt. Das Sporttreffen wurde jedoch nach heftigem Regenschauer nach dem Mittag abgebrochen.
In den kommenden Jahren wurde das Gelände mit Hilfe von zahlreichen geförderten Maßnahmen zum Aufmarschgelände für ca. 200.000 Menschen ausgebaut. 1937 trat zum Beispiel der „Freiwillige städtische Arbeitsdient“ zum ersten Mal in Erscheinung. Damit die geplante Fertigstellung im Frühjahr 1938 gesichert sei, rief der Bürgermeister, mittlerweile SA-Oberführer Schmidt, die städtische Gefolgschaft, Beamte, Arbeiter, Angestellte zur freiwilligen Arbeitsleistung auf. 500 Männer folgten dem ersten Aufruf im Oktober 1937. Jeden Sonntag und an freien Nachmittagen sollte den städtischen Gefolgschaftsmitgliedern Gelegenheit zur Gemeinschaftsarbeit gegeben werden.
Mit Eröffnung der Großkampfbahn 1938 wurde dann das nächste Kapitel geschrieben, das in einem weiteren Artikel beleuchtet wird.
Das bei Wikipedia beschriebene Spiel zwischen dem CBC und dem HSV fand nicht auf der Südkampfbahn statt. Es war die Einweihung des Platzes am heutigen Marktsteig.
Quellen u.a.: Chemnitzer Roland 2/2016 Autor Hilmar Uhlich, Erzgebirgsverkehr 1935/36; Ausgaben versch. sächs. Tageszeitungen zu finden unter SLUB-Dresden.de