Anfang der 1920 er Jahre kam es im Deutschland der Weimarer Republik zur extremen Geldentwertung, der sogenannten Hyperinflation. Die Ursachen der Hyperinflation der Jahre 1922 und 1923 gingen bis auf den Ersten Weltkrieg zurück, der im Deutschen Reich anders als auf Seiten der Entente weniger über Steuern und vor allem durch Anleihen, also eine Geldvermehrung, finanziert worden war, die im Falle des erwarteten Sieges durch Reparationen beglichen werden sollten. Als der Krieg stattdessen verloren wurde und das Reich selbst Entschädigungszahlungen zu leisten hatte, gerieten die öffentlichen Finanzen in eine Schieflage, die durch das Drucken immer größerer Geldmengen begradigt werden sollte. Da sich das Angebot an Waren und Dienstleistungen der Volkswirtschaft nicht in demselben Maße vergrößerte, sank die reale Kaufkraft der Mark dramatisch und eine Inflationsspirale war in Gang gesetzt.
Trotz des verlorenen Krieges stand die deutsche Mark damals noch in verhältnismäßig hohem Wert, so daß fehlende Nahrungsmittel und Rohstoffe mit Leichtigkeit aus dem Ausland beschafft werden konnten. Nachdem Deutschland – unter dem Druck der Einmarschdrohungen – aber die Gier der Ententemächte befriedigen mußte, verschlimmerte sich die Lage zusehends. Geldreserven, Schiffe, Kohlen, Eisenbahnfahrzeuge, alles was zum notwendigsten Leben bedurfte, waren den Siegerländern ausgeliefert worden. Dieses Jahr 1922 war für die Bevölkerung schlimmer als die ersten Nachkriegsjahre. An eine Bezahlung der wahnsinnig hohen Reparationsschuld war schon lange nicht mehr zu denken. Deutschland brach unter der Last der Verpflichtungen zusammen. Die Entwertung der Mark nahm plötzlich katastrophale Formen an. Fast täglich wurden in den Tageszeitungen neue Hiobsbotschaften zu Preisanpassungen veröffentlicht.
Für die Bevölkerung hieß es: Sparen wo man kann! Die finanziellen Sorgen wurden immer größer, viele Einrichtungen und Firmen konnten die Gehälter nicht mehr zahlen. Einzig die Banken boten für einige Beschäftigung, den täglichen Veränderungen im Geldwesen Herr zu werden. Notgeld wurde von Firmen, Genossenschaften, Städten und Gemeinden gedruckt. Alles mußte miteinander verrechnet werden.
Strom- und Gaspreise, Frachtgebühren, Steuern auch Mieten, wurden regelmäßig angepasst, sprich erhöht. Infolge der gestiegenen Energiepreise und Arbeitslöhne kam es – analog der heutigen Zeit – zu einer Preisspirale, die für viele kaum noch nachvollziehbar war. Lebensmittel wurden rationiert und entsprechende Karten eingeführt. So wurden ab 1.Dezember 1922 Zuckerkarten allerorts eingeführt. Nur noch 1 Pfund pro Haushalt durften die Kleinhändler abgeben. Das städtische Preisamt legte regelmäßig Preise für Nahrungsmittel fest und beschäftigte Beamte in einer sogenannten Wucherabteilung, die Lebensmittelhändler und Molkereien kontrollierte, daß die Preisvorgaben eingehalten wurden. Doch im Zuge der Mangelwirtschaft stellten sie fest, daß es schon Anfang Dezember keine sächsische Butter, keinen Käse und Quark im Handel gab. Für Januar 1923 war eine Verdoppelung der Brotpreise angekündigt.
Unter all diesen Bedingungen wurde das Weihnachten vor 100 Jahren für viele ein bedrückendes Erlebnis. Nur gelegentlich sah man einen leuchtenden Weihnachtsbaum in den Wohnungen stehen, man verzichtete auf Festessen und großen Feiern. Mit Ausnahme weniger Schichten der Bevölkerung, bangte die Masse des deutschen Volkes in Not und Sorge, wie sie den Winter überstehen sollte. Insbesondere in den großen Städten machte sich die Hungersnot breit. Folgen der schlechten Ernährung waren noch nicht abzusehen, eine Besserung nicht in Sicht. Dazu kamen die Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und ein Schwinden der Hoffnung auf schnelle Besserung. Das sollte sich 1923 fortsetzen.
Ähnlich wie damals, als die Städte und Gemeinden die Armenlasten nicht mehr tragen konnten, finden wir heute bereits wieder Hinweise, daß Städte ihre Verpflichtungen auf Grund der vielen Sozialbedürftigen nicht mehr aufbringen können.
Hoffen wir auf ein gutes Ende der derzeitigen Situation.
Allen ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest!
(Quellen u.a. verschiedene sächs. Zeitungen zu finden unter SLUB-Dresden.de; https://de.statista.com/statistik/daten/studie/281794/umfrage/hyperinflation-in-der-weimarer-republik/)