Im Artikel Der Küchwald mit seinem Festplatz habe ich bereits auf die begonnene Umgestaltung des Küchwaldes ab 1899 zum Volks- und Waldpark hingewiesen.
Dem Gartenbauinspektor Otto Werner oblag die Gesamtleitung zu diesem Vorhaben. Für die projektierte Ringstraße von der Leipziger Straße bis zum Schaftreibeweg waren 46.500 Mark veranschlagt worden. Die Erdarbeiten an dieser, als Reit-, Fuß-, und Radfahrweg geplanten Straße konnten bis 1901 abgeschlossen werden. Im gleichen Jahr begannen erste Arbeiten an der Cottaschneise, die 1905 beendet wurden. Finanzielle Probleme zwangen immer wieder zur Unterbrechung der Arbeiten.
Zwischen 1903 bis 1908 wurden die Plätze des heutigen Chemnitzer Tennisklubs am Küchwald gebaut.
Um 1905 begann man mit der Erweiterung des bestehenden Festplatzes auf 40.000 m². Die sonst jährlichen Feste wie das Sedanfest wurden in das Schloßteichgelände verlegt, die ehemalige Festhalle abgerissen.
Am nordwestlichen Ende des vergrößerten Festplatzes wurde die neue, große Küchwaldschänke errichtet. Unter Oberleitung von Stadtbaurat Möbius wurde das 72 m lange Gebäude auf einer baumbepflanzten Plattform errichtet. Etwa 160.000 Mark wurden für diesen Bau verwendet, der am 25. Dezember 1909 eröffnet wurde. Ausgestattet war dieser großzügige Bau bereits mit einer Niederdruckdampfheizung und elektrischer Beleuchtung, eine Ganzjahresnutzung war vorgesehen. Die nachfolgenden Bilder zeigen die Situation um 1910. Noch ist die Weite des Festplatzes zu sehen.
Den planmäßigen Abschluss der Umgestaltung zum Waldpark konnte man 1915 vermelden. 1918 wurden auf den Freiflächen des Parks auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern Gemüse und Kartoffeln angebaut, um der Not nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen.
Bis zum Jahr 1918 war Feodor Sachse Pächter der Küchwaldschänke, ehe es für kurze Zeit ein J. Ebert übernahm. Weitere Pächter folgten: Ab 1919 bis 1924 Hermann Artur Kinzel (ehemals Pächter des Gesellschaftshauses „Thalia“), anschließend seine Frau Paula Kinzel als Witwe für ein weiteres Jahr, ehe wir ab 1925 bis 1934 Oskar Hofmann in den Adressbüchern finden. Ihm folgte für 3 Jahre W. Furkert, ein bekannter Gastwirt, vormals Gesellschaftshaus „Eintracht“. Ab 1937 bis zum Ende des 2. Weltkrieges ist Bruno Müller Wirt in der gut florierenden Küchwaldschänke.
Unweit der Küchwaldschänke entstand ab 1921 das Licht- und Luftbad der Freien Turnervereinigung. Fast zehn Jahre lang war es eine beliebte Freizeiteinrichtung der Arbeitersportbewegung. Zunächst nur einfache Holzgebäude mit einem Brausebad, wurde es ab 1928 durch ein Turnerheim ergänzt, das heutige Schullandheim „Kinderland Küchwald“. Es hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ab 1933 gaben sich hier die verschiedenen Organisationen des NS-Staates die Klinke in die Hand: erst SA, dann Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps, ab 1939 Jugendherberge. In den 1940er Jahren erwarb die Stadt das Haus. Bis Kriegsende diente es als Lazarett. Dieses Gebäude blieb erhalten, die Küchwaldschänke wurde durch einen Bombentreffer schwer beschädigt und abgerissen. Auf diesem Plateau entstand ab 1955 die Küchwaldbühne.
(Quellen: Diverse Ausgaben des Generalanzeigers für Chemnitz und Umgebung 1900-1905 – zu finden unter SLUB-Dresden.de; Bücher: Chemnitz in Wort und Bild 1911, Das Buch der Stadt Chemnitz, 1926; Publikation der Freien Presse: Träume einer Sommernacht – die Freilichtbühne im Küchwald)