Liebe, aber sehr arme Eltern gaben ihm 1866 in Chemnitz das Leben. Die heutige Industriemetropole Chemnitz war damals noch eine kleine Weber- und Färberstadt. Der aus engen Verhältnissen stammende Knabe, Sorge und viel Not lernte in seiner Jugendzeit kennen, wurde unter väterlicher Förderung durch seinen Zeichenlehrer Hähle auf den Beruf des Lithographen vorbereitet. Nach Vollendung der handwerklichen Ausbildung drängte es ihn hinaus in die Welt. Er mobilisierte alle Kräfte, um vorwärts zu kommen, der Körper war leicht anfällig und schwächlich ob des vielen Lernens und Schaffens. Drückende Enge der Verhältnisse, der Wunsch nach Erstarkung und Gesundheit, und um den Erfahrungskreis zu erweitern, trieb ihn bald in die Fremde.
Seine erste Stelle fand er in der Kunstanstalt eines deutschen Zeitungsverlags in Nordböhmen. Die nächsten Jahre führten ihn weiter nach Augsburg und Nürnberg, wo er zum Leiter einer neugegründeten lithographischen Anstalt berufen wurde. Schon der 23jährige wagt den entscheidenden Schritt: Er eröffnet in Leipzig ein eigenes Atelier, das sich für Gebrauchsgraphik und für künstlerische Darstellung von Industriewerken bald eines guten Rufes erfreut. Mit vier Freunden gründet er den „Leipziger Skizzenklub“, der ihn und Mitstrebenden die Gelegenheit zum Aktzeichnen sicherte. 1900 übersiedelte er endgültig nach Chemnitz, wo er bald als Berater und Mitvorstand der Kunsthütte wie als Vorstand der Künstlergruppe Chemnitz sich große Verdienste erwarb. Größere Arbeiten von ihm befinden sich im Rathaus zu Geyer und in der Chemnitzer Stadtbank. Alfred Kunze gehört zu den Entdeckern des Erzgebirges.
1901 waren der Adelsberg und Oberhermersdorf bei Chemnitz, bald darauf Antonstal bei Schwarzenberg ihm liebe Studienplätze. Immer wieder auch kehrte er nach Reinsberg mit dem alten Schlößchen an der Bobritzsch bei Freiberg zurück. Am nachhaltigsten aber reizte es ihn, das Gesicht der Industriestadt Chemnitz im Bilde festzuhalten. Davon legt eine lange, stets noch wachsende Reihe von Arbeiten, von den 1906-1907 geschaffenen Bildern vom Alten Markt mit den Lauben und den ersten Rundblicken vom Jakobikirchturm an bis auf die eindrucksvollen Straßen- und Stadtansichten der letzten Jahre Zeugnis ab. Immer neue Reize und Antriebe findet er im Wald der Essen mit ihren Rauchfahnen und im geschäftigen Getriebe der Straßen. Mit seinen Augen werden künftige Geschlechter das Chemnitz unserer Tage betrachten. Eine Reihe der wichtigsten Gemälde dieser Art sind auf dieser Seite wiedergegeben. (Zum Vergößern bitte anklicken.)