Pferderennsport in Chemnitz – Teil 2
Die nächsten Rennen fanden am 4. Oktober 1896 statt. Die Parole hies diesmal in der lokalen Presse:
„Zum Rennplatz in Furth! Es werden diese Rennen wiederum ebenso ein Volksfest für alle Schichten der Bevölkerung werden, wie die bisherigen. Der Aufenthalt in freier schöner Herbstluft im Kreise der Seinigen bei spannenden Reiterkämpfen und leiblicher guter Verpflegung, dieses alles hat beigetragen, auch in Chemnitz die Rennen in kurzer Zeit volkstümlich und beliebt zu machen.“
Doch das Resümee dieses Nachmittags fiel schon etwas gedämpfter aus. Die Tribüne und der Ring um die Rennbahn hätten einen besseren Besuch verdient, man schob es auf die hohen Eintrittspreise (Entree). Zwar lobte man wieder das Publikum, vor allem die Damen, die sich in geschmackvoller Herbst-Toilette zeigten. Das prächtige Wetter und die spannenden Rennen sorgten zudem für angenehme Unterhaltung.
Doch man merkte bereits den Zuschauerschwund, der zum Stemmen der finanziellen Aufwendungen notwendig gewesen wäre. Hatte man doch in den Sommermonaten weitere Arbeiten zur Verschönerung im Gelände ausgeführt.
1897
Die ersten Rennen des Jahre 1897 waren durch die Witterung stark beeinflusst worden. Eine Anzahl Rennstallbesitzer hatte infolge der Trockenheit und Hitze der letzten Tage vor dem Rennen eine zu harte Bahn befürchtet und ihre angemeldeten Pferde zurückgezogen.
Zudem ergoss sich am Sonnabend vor dem Rennen ein heftiger Regenguss über Chemnitz, der das Publikum von einem Besuch abhielt. Somit blieb der Besuch der Tribünen und des Rennplatzes weit unter den Erwartungen zurück. Trotz Herabsetzen des Eintrittspreises für den Ring von 50 auf 25 Pf. war der finanzielle Erfolg des Nachmittags für den Rennverein unbefriedigend.
Die Rennen verliefen unfallfrei, nur ein einziger Protest wurde eingelegt, und der Umsatz am Totalisator war mit ca. 33.000 Mark trotz des schwachen Besuches erfreulich. Vom buntbewegten Treiben fertigte der Chemnitzer Photograph Clemens Seeber 12 verschiedene Aufnahmen an. Auch für Andere war dieses Ereignis ein dankenswertes Fotomotiv.
Zum Renntag am 5.September 1897 hoffte man mit einem ausgeschriebenen Flachrennen für ortsansässige Reiter das Interesse des Publikums zu wecken. Im Juli war Chemnitz durch ein verheerendes Hochwasser getroffen worden. Für die Geschädigten sollte vom Veranstalter die Hälfte des Überschusses abgeliefert werden, sozusagen für karitative Zwecke.
7 Rennen waren ähnlich den anderen Rennveranstaltungen angesetzt. Doch auch diesmal war es das Wetter, das dem Renntag nicht zuträglich war. Unter Regen und Sturm begann der Tag, Zweifel wurden laut, ob sich der Renntag überhaupt abhalten ließ. Gegen Nachmittag besserte es sich, doch blieb das Publikum aus. 2.000 Mark weniger Eintrittsgelder als am 4. Juli, insgesamt ein sehr unbefriedigendes Ergebnis, das wohl dem Dresdener Rennverein zu stark zusetzte. Man sprach insgesamt von einem Defizit von 7.000 Mark, die Chemnitzer Flutopfer gingen leer aus.
Auch entsprach das angesetzte lokale Flachrennen, an dem sich nur schließlich ganze 5 Reiter beteiligten, nicht den Erwartungen der Besucher. Hatte man doch nicht bedacht, Pferde der gleichen Kategorie zuzulassen…. Das Resultat sorgte für heftige Diskussionen und gab in sportlichen Kreisen Anregung, sich für das nächste Mal wertvolleres Material, sprich bessere Pferde zu beschaffen. Doch daraus wurde nichts.
Nach nur insgesamt 5 Renntagen wurde die Rennbahn auf Grund hoher Verluste vom Dresdener Rennverein aufgegeben. Zum 1.Juli 1898 erfolgte die Rücknahme des Geländes durch die Sächsische Maschinenfabrik und der Abriss der Anlagen. Spätere Versuche auf der Altendorfer Radrennbahn an die vormaligen Versuche anzuknüpfen, scheiterten leider.
( Quellen: VS-Aktuell Heft 2/2013, Chronik Rennverein Dresden, diverse Ausgaben Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger (Stadtbibliothek Chemnitz), Generalanzeiger für Chemnitz, Dresdner Nachrichten, Zschopauer Anzeiger 1895-1897 – zu finden unter SLUB-Dresden.de)