„In vollkommener ländlicher Abgeschlossenheit ist auf der Höhe, direkt am Rabensteiner Staatsforst, für den Golfclub ein herrlicher Platz gefunden worden. Einer der inmitten des Golfplatzes unter uralten Bäumen liegenden fünf Teiche wird augenblicklich als Badeteich eingerichtet. Das dadurch entstehende Bad in einer Größe von 70 zu 30 Meter wird eine große Anziehungskraft ausüben.“ So das Chemnitzer Tageblatt Anfang Oktober 1928, als erste Erwähnung des entstehenden Golfbades.
Erste Aufnahmen des Golfbades von Rabenstein 1929
Exklusiv für den Golf- und Landklub Chemnitz e.V. wurde das Bad im Rabensteiner Mühlgrund errichtet. Einer der ursprünglich 6 Teiche wurde dazu mit einem Betonschwimmbecken versehen, die natürliche Wassernachspeisung erfolgte durch den Bach, der den Mühlengrund durchquerte. Das Gelände war eingefriedet und vorerst nur den Clubmitgliedern und Ihren Familien vorbehalten. 1929 wird jedoch über mangelnden Zuspruch geklagt. Lag es vielleicht am kalten klaren Quellwasser oder an der schattigen Anlage des Bades? Auf dem 1. Zeitungsfoto vom August 1929 erkennen wir im Hintergrund nur eine kleine befestigte Terrasse mit Liegen und den Sprungturm. Kurze Zeit später ist das Becken von den umliegenden Bäumen befreit, die Anlage mit einem Badehaus und einem Planschbecken ergänzt. Gut ist es auf dem Lageplan zur Geschichte des Golfplatzes Rabenstein erkennbar.
1933 wird das Bad nach Auflösung des Golfclubs durch Familie Herfurth für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Bäderführer für Chemnitz desselben Jahres wird es mit dieser Annonce beworben. Zahlte ein Erwachsener in den Chemnitzer Bädern zwischen 10- und 30 Pfennig Eintritt, war das Rabensteiner Schwimmbad mit 35 Pfennig das Teuerste in der Umgebung. Das änderte sich noch im Laufe des Jahres, es waren schließlich nur 25 Pfennig Eintritt zu entrichten, wie wir aus anderen Quellen erfahren. Bemerkenswert auch der Hinweis: „Autoparken umsonst, direkt im Gesichtsfeld des Badenden“ Als erster Bademeister wurde Karl Hösel-Uhlig angestellt, der auch Schwimmunterricht gab. Schwierig gestaltete sich die Genehmigung zum Verkauf von Erfrischungen. 1933 hatte er unerlaubt bereits Wasser, Schokolade und Fischsemmeln verkauft. Erst im Juli 1934 erhielt seine Ehefrau nach Zwistigkeiten auch auf politischer Ebene die Konzession. Nur einen Monat später entzog man sie gleich wieder, gegen den Ehemann lag eine Anzeige vor. Das Ende für Familie Hösel-Uhlig. Zur neuen Saison 1935 verpachtete nun Familie Herfurth das Golfbad an Schwimmmeister Max Uhlig für 400,-RM jährliche Pacht.
1940 wurde nach Verhandlungen mit dem Gemeinderat das Bad für 25000 RM von der Gemeinde Rabenstein angekauft und als Gemeindefreibad bezeichnet. 1941 betrugen die Eintrittspreise: 1,50 RM für Erwachsene, 1,20 RM für Jugendliche bis 17 Jahren und 0,75 RM für Kinder. Bis 1944 wurde jeweils immer jährlich der Pachtvertrag mit Familie Uhlig verlängert. Auch als Max Uhlig zum Wehrdienst einberufen wurde, führte seine Frau mit der Tochter das Bad fort.
Nach Kriegsende 1945 unterstand das Freibad ab 2. Juni der US-Militärregierung. Täglich zwischen 10 und 20 Uhr konnte man wieder baden, die verwitwete Frau Uhlig war noch die Pächterin, ihr Mann im Krieg gefallen.
Aufnahmen aus den Rabensteiner Blättern von 2002 – Autor Lothar Schilde
Bereits in den Jahren 1945 und 1946 wurden erste Instandsetzungsmaßnahmen durch die Gemeinde durchgeführt, Pächter bis 1947 Werner Merten, in den Jahren 1948-53 Wolfgang Kirsten. 1950 nach der Eingemeindung Rabensteins vom Kommunalen Wohnungsunternehmen (KWU) verwaltet, erhielt es die Bezeichnung „Sommerbad Rabenstein“. Mit der Saison 1954 übernahm Lothar Müller als Objektleiter das Bad. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes entstanden bis in die Mitte der 60er Jahre u.a. neue Umkleidekabinen und auch die erste original finnische Sauna im damaligen Karl-Marx-Stadt. Auf Grund des stetig steigenden Bedarfes wurde zwischen 1974 und 1977 eine zweite Sauna errichtet. 1976 wurde der Stausee fertig, das Freibad dem „Naherholungsgebiet Oberrabenstein“ angegliedert. Am1. Juni 1982 wurde das Bad für Freunde der Freikörperkultur als FKK-Bad eröffnet. Eintrittspreise seinerzeit 1,50 M für Erwachsene, 75 Pfennige der DDR für Kinder, Studenten und Rentner. In Eigenleistung wurden die alten Umkleidekabinen abgerissen, ein neuer Kiosk entstand, der schließlich zu einer kleinen Gaststätte bis 1989 erweitert wurde.
Auf Grund des schlechten Zustandes des Schwimmbeckens und fehlender öffentlicher Mittel der Stadt Chemnitz wurde das Bad 1999 geschlossen. Wieder war ein öffentliches Bad auf Grund behördlicher Misswirtschaft und Sparzwängen zu Grunde gerichtet worden.
In den darauffolgenden Jahren begann der Ausbau zum „Gesundheitspark Golfbadsauna“ mit Erweiterungen/Umbauten der Gebäude, neuer Saunalandschaft und neuem Schwimmbecken. Mehr dazu unter Golfbad.de.
Quellen: Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger, Chemnitzer Neueste Nachrichten 1928-1929, Bäderführer von Chemnitz 1933, Beiträge in den Rabensteiner Blätter 2002 – Autor Lothar Schilde sowie das Archiv von Christoph Meister (Hamburg) – www.golfika.de, dem ich meinen besonderen Dank für das bereitgestellte Material ausspreche.