Lange Zeit galt die Radrennbahn in Chemnitz – Altendorf zu den besten Sportstätten dieser Art in Deutschland. Regelmäßig organisierte die Bahngesellschaft seit der Eröffnung 1909 Rennen mit deutschen und internationalen Spitzensportlern. Doch der 2. Weltkrieg lies diese Veranstaltungen nebensächlich werden. Bombentreffer beschädigten zudem die Bahn. Doch der einst erfolgreiche Radsport durfte nicht untergehen.
Im Juli 1948 bewilligten die Chemnitzer Stadtverordneten einstimmig 1,2 Millionen Mark für den Bau einer neuen Radrennbahn auf dem Gelände der städtischen Großkampfbahn. Die Rennbahn sollte, initiiert vom damaligen Stadtrat und Radsportveranstalter Rolf Seyfarth, unter weitestgehender Verwendung von aus Trümmern geborgenen Baumaterialien bis 1950 fertiggestellt werden.
Im Oktober 1949 begannen die Bauarbeiten mit der Aushebung von 25 000 Kubikmeter Boden für die Zementbahn. Mit einer Länge von 333,3 m bei einer Breite von 12 m und einer Kurvenüberhöhung von 46 Grad zählte die Chemnitzer Bahn zu den modernsten Anlagen Europas. 1950 konnten rund 12.000 Zuschauer den Rennen beiwohnen, doch sollte im kommenden Jahr das Fassungsvermögen der Anlage auf 30 000 Zuschauer erweitert werden.
Zum ersten Male seit fünf Jahren wurde in Chemnitz ein kombiniertes Programm von Berufsfahrern und Amateuren zum Austrag gebracht. Das Auswahlrennen zur Spitzenmannschaft 1950 des Deutschen Sportausschusses brachte die besten Amateure der Republik an den Start. Die Dauerfahrer bestritten ein 100-km-Rennen hinter großen Motoren in einem Lauf.
Vor 12 000 Zuschauern weihte der Chemnitzer Oberbürgermeister Müller am 22. Oktober 1950 die neue Zementbahn der sächsischen Industriestadt ein. Mit großer Anteilnahme verfolgten die Radsportbegeisterten die Leistungen der Spitzenfahrer der demokratischen Sportbewegung und den ersten Start der Berufsfahrer hinter Motorschrittmachern. Die Rennen gipfelten in der fünften und letzten Prüfung der DS-Spitzenmannschaft im Bahnfahren. Ergebnisse bei den Junioren: 1. Wagner (BSG Plania-Siemens Berlin), 2. Neye (Potsdam), 3. Uischner (Riesa); im Verfolgungsrennen: 1. Stammer (Ost Leipzig), 2. Schubert (Zwickau) Die Spitzenmannschaft der Jugend im Bahnfahren bilden: 1. Hans Stoltze (KWU Erfurt), 2. Paulus (Magdeburg), 3. Adamek (Leipzig), 4. Lutz (Dresden). Verfolgungsrennen: 1. Reichmann (Astra Chemnitz). 2. Holstein (Diamant Chemnitz). Das 40-km-Mannschaftsfahren der Junioren holten sich die Berliner Wagner-H. Weinert mit 26 Punkten in 54:05. Das 100-km-Steherrennon der Berufsfahrer gewann Erich Metze (Dortmund) in 1:25:56 vor Umbenhauer (Nürnberg), Richter (Chemnitz) und Gerber (Chemnitz). (Berliner Zeitung 25.10.1950)
Höhepunkt in der Geschichte dieser Sportstätte waren 1960 die Radweltmeisterschaften, die neben Leipzig und Hohenstein-Ernstthal, zwischen dem 8. und 12. August in Karl-Marx-Stadt ausgetragen wurden. Es war die erste Großveranstaltung nach dem 2. Weltkrieg auf dem Gebiet der damaligen DDR.
Bereits am 8. August, ein Montagabend, beobachteten 15.000 Zuschauer die Qualifikation der Profi-Steher auf dem Chemnitzer Oval. Die ausländische Presse und die Athleten waren begeistert und voll des Lobes über den Zustand der Bahn und der Entwicklung des ostdeutschen Bahnradsports. Im Hotel Carola war die Presse untergebracht und berichtete weltweit über die Ereignisse in unserer Stadt. Dies setzte sich bis zum Freitag fort.
Der Spanier Guillermo Timoner verteidigte an diesem Abend vor 30.000 Chemnitzer Zuschauern seinen 1959 errungenen WM-Titel. Er legte die 100 km in 1:12: 59 Stunden zurück, und erzielte damit einen Schnitt von 82,2 km! Die Holländer Wierstra und Koch belegten die weiteren Plätze. Stürze und Unfälle prägten das Rennen. Dem Ex-Weltmeister Verschueren (Belgien), der bereits nach 5 km seinen Schrittmacher auf Grund eines Reifenplatzers verlor, galt dennoch die Gunst des Publikums.
Am Wochenende legten Bernhard Eckstein und Täve Schur vor 250.000 Zuschauern auf dem Sachsenring durch ein taktisch kluges Rennen zum Erfolg dieser Rad-WM noch einmal nach.
Lange Zeit herrschte Stille um das Oval. Erst 2001 wurde durch die Deutschen Bahnradmeisterschaften die Öffentlichkeit an die Bahn erinnert. Sanierungsarbeiten trugen zur Verbesserung des Zustandes bei. 2015 wurden 1,5 Mill. Euro zur Rekonstruktion bewilligt. 2018 konnte mit den deutschen Stehermeisterschaften die erste große Veranstaltung danach durchgeführt werden.
(Quellen. Ausgaben der Neuen Zeit, der Berliner Zeitung und dem ND , zu finden unter Zefys.de; Wikipedia, u.a.)