Wenn ich die Überschrift der Schloßgarten gewählt habe, möchte ich Euch nicht die gärtnerische Gestaltung des Chemnitzer Schlosses oder Schlossberges vorstellen, sondern die weniger bekannte
Restauration „Schloßgarten“
Diese befand sich bis zum Ende der 20er Jahre an der Ostseite des Schloßgebäudes.
Wir lesen oft vom „Miramar“ oder „Schloss Miramar“ als bekanntes Terrassenrestaurant am Chemnitzer Schloßberg, das ich auch demnächst noch – historisch genauer betrachtet – vorstellen möchte. Doch über 50 Jahre gab es in unmittelbarer Nähe ein 2. Restaurant mit schönem Biergarten, mit ebenso herrlichen Ausblick auf die entstandenen Schloßteichanlagen.
In den alten Adressbüchern der Vororte von Chemnitz finden wir ab 1876 in der Landgemeinde Schloßchemnitz den Pächter Heinrich Ferdinand Franke, Restaurant zum Schloßgarten, Schloßberg 3. Hauseigentümer: Der Fiscus – also der sächsische Staat. Im östlichen Gebäudeteil des Schlosses hatte man Räume zur Verfügung gestellt, seit wann Sie als Schankräume dienten, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
Schloßchemnitz wurde zum 1. Oktober 1880 eingemeindet, der Schloßberg in diesem Zuge gleich umnummeriert. Die Stadt Chemnitz kaufte 1885 das Schloßgebäude, gemeinsam mit dem sich auch in Staatsbesitz befindlichen Küchwald.
Bis 1889 war Franke Pächter der Restauration, Otto Oehme folgte ihm für die nächsten 16 Jahre bis 1905. Er profitierte natürlich ebenso wie Beyreuther als Pächter des „Schloß Miramar“ von Erweiterungen rings um den Schloßteich und das stetig steigende Publikumsinteresse. Beide Schankwirtschaften konnten den zahlreichen Ausflüglern und Spaziergängern auf Grund der Terrassengröße eine gute Einkehr auf dieser Seite des Schloßteiches bieten.
In einem Zeitungsauschnitt liest sich das wie folgt: „Aber auch für substantielle Genüsse, wie sie der allzeit durstige Deutsche bei seinen, wenn auch kurzen Ausflügen liebt, ist am Teiche, bez. dessen nächster Nähe reichlich Sorge getragen. Der rührige Wirt Herr Oehme bietet alles auf, um seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Und daß sein Streben volle Anerkennung findet, das beweist der Besuch des prächtig gelegen Etablissements. Bietet dasselbe doch vermöge seiner erhöhten Lage die große Annehmlichkeit, bei einem ausgezeichneten Glase Bier oder sonstigen materiellen Genuss ungestört die bunten wechselnden Bilder an sich vorüberziehen zu lassen, welche der gleichsam zu Füßen liegende mächtige Wasserspiegel des Schloßteiches an schönen Sommertagen bietet…“
Der Schloßgarten wechselte 1906 erneut den Pächter, ein gewisser Johann Georg Schiller, versuchte sich als Schankwirt bis Ende 1908. Ebenso wie K.Otto Richter, der als Pächter der Restauration – postalisch seit 1881 „Am Schloßberg 12“ – auf Schiller folgte, konnten beide nicht lange die Wirtschaft halten. Erst Max Seidel, den wir ab Ende 1910 in den Adressbüchern finden, konnte den Restaurationsbetrieb wie das Miramar gestalten.
Alles eine Sache der Werbung und Außendarstellung, das wußte man schon damals. Die Postkarten-Ansichten und Bilder sollen das verdeutlichen. Sie geben uns einen schönen Einblick, über die bauliche Gestaltung der Anlage.
1929 wurde der Pachtvertrag mit Max Seidel in den Räumen des Schlosses nicht verlängert, der Schloßgarten wurde für immer geschlossen. Man hatte seitens der Stadt andere Pläne. Die altehrwürdigen Gemäuer wurden ab 1930 saniert und für die Präsentation der Sammlungen des Geschichtsvereines zur Verfügung gestellt. 1931 zog dort das stadtgeschichtliche Museum ein, das wir auch heute als Schloßbergmuseum dort finden, und für jeden Chemnitzer, der sich für die Geschichte seiner Heimatstadt interessiert, ein lohnenswertes Ziel ist.
Und wenn Sie schon mal dort sind, schauen Sie mal um die Ecke und erinnern sich an das Terrassenrestaurant Schloßgarten, es würde auch heute noch gut dorthin passen.
Besonderer Dank gilt Herrn Frank Richter für die Bereitstellung von Bildmaterial und Informationen. Weitere Quellen: u.a. Chemnitzer Adressbücher und Sächsischer Lokal-Anzeiger Chemnitz, jeweils zu finden unter SLUB-Dresden.de