Ein weiterer Brunnen, der die Mitte der Stadt zierte, war der Zipper-Brunnen auf dem Neumarkt, der auf vielen älteren Ansichten des Neumarktes auftaucht. Wenig ist von diesem bekannt, auch der Umstand, dass er versetzt wurde und ein zweites Leben erhielt, ist Vielen verborgen. Oftmals wird er auch mit dem erst 1913 eingeweihten Müller-Zipper-Brunnen auf der Schloßteichinsel in Verbindung gebracht oder verwechselt.
Ein Rückblick auf die Geschichte, denn genau heute vor 140 Jahren, am 13. Mai 1883, wurde er auf dem damaligen Neumarkt eingeweiht. Anfang April des Jahres hatten die Arbeiten zur Errichtung der Fontäne begonnen.
Wie auch an anderen Orten in der Stadt hatte sich der rührige Verschönerungsverein der Stadt, dem zahlreiche Chemnitzer Industrielle und wohlhabende Personen angehörten, Gedanken zur Aufwertung dieser Platzanlage gemacht. Hilfreich war zunächst eine anonyme Spende von 10.000 Mark, die beim Verschönerungsverein zum Zwecke der Platzgestaltung eintraf. Wie sich später herausstellen sollte, war sie vom Vorsteher des Vereins, Stadtrat a.D. und Ehrenbürger der Stadt, Carl Robert Zipper für den Springbrunnen zur Verfügung gestellt worden.
In einem Schreiben an den Stadtrat bemerkte er dazu, dass es ihn gedrängt habe, zur Verschönerung seiner Vaterstadt sein Scherflein beizutragen und ersuchte, das Bauwerk nun „in städtischer Verwaltung und gute Pflege“ zu nehmen.
Der am 21. Februar 1814 geborene Carl August Robert Zipper, Webermeister und Textilunternehmer, hatte seit 1849-1855 dem Stadtverordneten-Kollegium und dem Ratskollegium von 1856-1869 angehört, ab Anfang März 1881 stand er an der Spitze des hiesigen Armenversorgungsamtes, im April 1881 wurde zum Ehrenbürger für seine segensreiche Tätigkeit im Dienste und Interesse der Stadt ernannt. Carl Robert Zipper starb am 19. Juni 1884 im Alter von 70 Jahren.
In einem Nachruf zu ihm hieß es: „Während seiner 13jährigen Tätigkeit als Vorstand des hiesigen Armenamtes Noth und Sorge von gar mancher armen und bedürftigen Familie fernzuhalten und seine wohltätige Gesinnung bewährte sich unter anderem auch namentlich in Bezug auf das hiesige Hospital St. Georg, welches ihm bedeutende Schenkungen zu danken hat. Um die heutige prächtige Anlage unserer Schloßteichinsel und deren Umgebung hat sich der Verstorbene ebenfalls reich verdient gemacht, wie er auch schon seine umfassenden Kenntnisse in Bezug auf die gänzliche Umgestaltung des „Angers“ zu verwerten wusste. Auch die prächtige große Fontäne auf dem Neumarkte soll er s. Z. gestiftet haben. Die segenbringende Tätigkeit des Verblichenen wird allen hiesigen Bürgern in dauernder Erinnerung bleiben. Friede seiner Asche!“
Für die Abrissarbeiten zum Bau des neuen Rathauses und der geplanten neuen Platzgestaltung musste der Brunnen dann 1907 seinen angestammten Platz räumen. Aber er wurde glücklicherweise gerettet und erhielt einen neuen Standort auf dem Bernsbachplatz. Möglich wurde es durch die neue Verlegung der Trinkwasserhauptleitung verbunden mit daraus resultierenden Straßenänderungen. Der Platz vor der errichteten Schule wurde erweitert, die alte Bepflanzung entfernt. Ein in der Mitte angelegtes Rondell nahm den vom Neumarkt entfernten Zipper-Brunnen auf. Ein großer Teil älterer Bäume konnte bei der Umgestaltung erhalten bleiben. Schließlich 1944/45 musste der Brunnen wegen Kriegsschäden und Baufälligkeit abgetragen werden.
(Quellen: Beitrag im Amtsblatt 09/2014 zum 200. Geburtstag, Bericht der Verwaltung der Stadt Chemnitz 1908, verschiedene Zeitungsbeiträge und Veröffentlichungen zu finden unter SLUB-Dresden.de, u.a.)