Nachdem die städtischen Kollegien im Jahre 1900 die allmähliche Umgestaltung des gesamten ehemaligen Küchwaldes zu einem Waldpark und in Verbindung damit eine Neugestaltung und wesentliche Vergrößerung des anliegenden städtischen Festplatzes beschlossen hatten, machte sich mit der Vollendung desselben auch die Verlegung bzw. der Abbruch des alten Küchwald-Restaurants nötig, das nunmehr in der Mitte des neuen Platzes lag.
Um 1905 wurde begonnen, den vorhandenen Festplatz auf 40.000m² zu erweitern. Die sonst jährlichen Feste wie das Sedanfest wurden in das Schloßteichgelände verlegt.
An die Stelle der ehemaligen Festplatzwirtschaft trat ein, den nördlichen Abschluss des ovalen Festplatzes bildender, langgestreckter Neubau, welcher den Name „Küchwaldschänke“ erhielt. Sie erhob sich aus der oberen Plattform einer baumbepflanzten Doppelterrasse, deren oberer, mittlerer Teil halbkreisförmig ausgebuchtet und unterkellert war. Das etwa 72 m lange Gebäude gliederte sich in einen hohen Mittelbau, der in seinem vorderen Teile das große hallenartige Gastzimmer und die Eingangsflure, in der hofseitig gelegenen Fortsetzung im Erdgeschoß die Bewirtschaftungsräume, im Obergeschoß die Wohnung des Wirtes, im ausgebauten Dachgeschoß die erforderlichen Schlafräume für die Bediensteten, sowie Aufbewahrungskammern enthielten.
Zu beiden Seiten dieses Mittelkörpers schlossen sich die langgestreckten Verandenbauten an. Jeder dieser Bauteile bestand aus einer geschlossenen, allseitig verglasten und einer dieser nach dem Festplatze zu vorgelagerten offenen, durch gleichfalls überdachte Eckpavillons flankierten Veranda. Die rechtsseitig geschlossene Veranda war außerdem in drei verschieden große, leicht mit einander zu vereinigende Gesellschaftsräume eingeteilt. Die Beheizung erfolgte durch eine Niederdruckdampfheizungs-Anlage, die künstliche Beleuchtung durch elektrisches Licht. Die Ausführung erfolgte in einfacher Formgebung; es wurde hauptsächlich auf ansprechende Gruppierung und Fernwirkung Bedacht genommen. Die Kosten waren zu 163.500 Mark ausschließlich Einrichtung veranschlagt; die Abrechnung der Baukosten ergab schließlich 165.000 Mark.
Die Planung und Ausführung stand unter der Oberleitung von Stadtbaurat Möbius und dem Stadtbaumeister Eckardt. Mit den Bauarbeiten wurde Ende Februar 1909 begonnen; am 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.) desselben Jahres erfolgte die Eröffnung.
Erster Wirt und Pächter war der erfahrene Feodor Sachse, der auch vorher die alte Festhalle bewirtschaftete. Ihm wurde auch probeweise die Betreibung der im selben Jahr entstandenen neuen Tennisplätze in die Hand gelegt. Die Sportler konnten sich bis zur Errichtung des Klubhauses in der Küchwaldschänke umziehen.
1911 erfolgten bereits bauliche Veränderungen und Erweiterungen in der Küchwaldschänke, die Terrasse und der Festplatz erhielten elektrische Beleuchtung. Da auch die sanitären Einrichtungen für die zahlreichen Besucher unzureichend waren, wurde in der Nähe ein öffentliches Abortgebäude gebaut.
Größere Veranstaltungen wurden nun regelmäßig an und in der Küchwaldschänke durchgeführt, so am 19. Mai 1912 die kirchlichen Jugendspiele mit 1000 Knaben.
Höhepunkt vor dem Ersten Weltkrieg war der Kornblumentag am 2. September 1913, an dem ein großes Volksfest abgehalten wurde. Nachmittags traf der sächsische König Friedrich August ein, um dem Blumenkorso mit 150 Wagen und 100 Automobilen beizuwohnen. Auf dem Festplatz erfreuten Radfahrer, Turner, Fechter und Sänger das zahlreich erschienene Publikum mit ihren Darbietungen. Ab 1913 wurde die Küchwaldschänke auch im Rahmen der städtischen Milchfürsorge genutzt. Dabei handelte es sich um eine Art Ferienbetreuung für Kinder, die kostenlos pasteurisierte Milch und Franzsemmeln erhielten. Mit Spielen und Spaziergängen an der frischen Luft unter Anleitung von Lehrern wurde den Kindern, insbesondere aus den beengten Arbeitervierteln, in den Sommermonaten Abwechslung geboten.
Schnell wurde sie mit ihrer großzügigen Terrasse ein beliebtes Ausflugsziel der Chemnitzer Bevölkerung und ihrer Gäste. Nach dem Tod des Pächters Feodor Sachse am 16. Juni 1917 wurde sie kurzzeitig von J. Ebert betrieben. Vermutlich wegen der kriegsbedingten Lebensmittelrationierung musste er aber bald aufgeben. Bis 1921 blieb die Küchwaldschänke geschlossen. Nach Beseitigung der zwischenzeitlichen Vandalismusschäden konnte sie am 1. April des Jahres wieder eröffnet werden. Dem neuen Pächter Oscar Hoffmann (seit 1. März 1921) brachte das erste Jahr jedoch keinen Erfolg, bereits im Juli klagte er über eine verlustreiche Bewirtschaftung. 1926 wurde die Firma „Küchwaldschänke Oscar Hoffmann“ unter Blatt 9806 ins Handelsregister eingetragen. Hoffmann führte die beliebte Ausflugsgaststätte bis zu seinem Tod 1934 und trotzte Inflation und Wirtschaftskrisen. Ihm folgte Wilhelm Furkert, ein erfahrener und bekannter Chemnitzer Gastwirt, seit 1932 Geschäftsführer des Gesellschaftshauses Eintracht in der Aue, bis 1936. Herr Bruno Müller ist der letzte in der Aufzählung der Schankwirte. Er wird im Adressbuch bis 1943 als Schankwirt geführt.
Die gut florierende Küchwaldschänke wurde durch einen Bombentreffer 1945 stark beschädigt und schließlich abgerissen. Auf diesem Plateau entstand im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes ab 1955 die Küchwaldbühne.
(Quellen u.a.: Berichte der Verwaltung ab 1909, Zeitungsberichte und Adressbücher der Stadt Chemnitz, zu finden unter SLUB-Dresden.de; Das Buch der Stadt Chemnitz, 1926, u.a.)