Fortsetzung der Chronik Teil 2. Die schweren Verletzungen, die sich Lola Schröter-Vorescou bei ihrem Unfall in Hirschberg 1933 zuzog, hinderten sie an der weiteren Ausführung ihr Fallschirmsprünge. Sie widmete sich jetzt mehr und mehr dem Kunst- und Segelflug und der Überwindung großer Distanzen.
1934
Den Ende Mai/ Anfang Juni geplanten Schlesien- und Deutschlandflug über 5000km mit ihrem Segelflugzeug „Sudetenland“ mußte sie kurz nach dem Start nach einem Missgeschick aufgeben. Nachdem am Vortag bereits das Schleppseil gerissen war und sie Notlanden musste, startete sie am 31.Mai erneut von Hirschfeld Richtung Sagan. Nur eine Viertelstunde später musste sie wieder landen, da das Schleppseil erneut gerissen war. Sie blieb unverletzt.
Das Sportflugzeug „Saarland“, das sie auf ihrem Schleppflug zog, war noch am selben Tag von Breslau aufgestiegen, ein neues Schleppseil zu besorgen. Kurz nach dem Start wurde es von schweren Seitenböen erfasst, gegen einen Baum gedrückt und schlug anschließend auf die Erde. Der Schwanz und die Steuerung wurden abgebrochen, das Fahrgestell abrasiert und er linke Flügel eingedrückt. Daraufhin sagte sie die geplanten weiteren Etappen ab.
Der 2. Versuch – Deutschland-Schleppflug
Am 3. September 1934 startete sie in Friedland in Schlesien erneut zu einem Segel-Schleppflug durch Deutschland. Der Flug sollte in 10 Tagesetappen durchgeführt werden, wobei eine Strecke von rund 4000 km zurückgelegt werden sollte. Ihr Segelflugzeug Sudetenland wurde an einem 52 m langen Seil von dem Motorflugzeug D-2121 geschleppt, dessen Pilot Ing. Wentorf aus Solingen war. Die erste Tagesetappe war von Friedland über Görlitz, Dresden, Chemnitz nach Zwickau geplant. Doch schon am 1.Flugtag wurde sie auf Grund dichten Nebels in Hirschberg in Schlesien zur Landung gezwungen und sah sich auch, da am nächsten Tag das Wetter nicht besser wurde, zu Änderungen in der Flugstrecke genötigt.
Erst am Mittwoch den 5.9. konnte sie ihr Vorhaben fortsetzen. 14:41 Uhr hob sie in Hirschberg ab, um 15:15 Uhr überflog sie Görlitz und landete um 16:10 Uhr auf dem Dresdner Flugplatz Heller. Nach einer anderthalbstündigen Pause hob sie Richtung Leipzig-Mockau ab, wo sie 18:45 Uhr glatt landete.
Die nächste Etappe musste auf Grund des Reichsparteitages in Nürnberg geändert werden, sie führte nun über Berlin (Ankunft am 7.9. 17:00 Uhr) -Magdeburg-Braunschweig-Hannover nach Hamburg (Ankunft am 8.9. 18:25 Uhr). Über das Rheinland ging es weiter nach München. Am 12.09. brach sie von München Richtung Nürnberg auf. Am 13.09. war Chemnitz ein Zwischenziel ihres Deutschlandfluges. Das Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger schrieb dazu in der Ausgabe vom 14.09.1934:
„Kurz vor 1 Uhr mittags erschien am gestrigen Donnerstag über dem Chemnitzer Flughafen das von Lola Schröter gesteuerte Segelflugzeug „Sudetenland“, das von dem Motorflugzeug D 2121 „Saarland“ geschleppt wurde. Das Segelflugzeug wurde ausgeklinkt, das Motorflugzeug, das von Pilot Wentorf gesteuert wurde, landete nach mehreren eleganten Schleifen über dem Flugplatz, um Punkt 1 Uhr auch das Segelflugzeug Lola Schröters.
Lola Schröter, die sich auf einen Segelschleppflug durch Deutschland befindet, war 10:29 Uhr in Nürnberg zu dem 230 Kilometer langen Flug nach Chemnitz gestartet, bei dem sie auch Plauen und Zwickau überflog. Diese Flugstrecke war ziemlich schwierig, da mehrere Böen zu überwinden waren. Nachmittags 16:13 Uhr ging der Flug nach Görlitz weiter. Dabei überflog sie um 17:30 Uhr Dresden und landete 18:23 Uhr in Görlitz.“
Am 14.9. flog sie von Görlitz nach Glogau und Breslau, wo sie 18:15 Uhr landete. Mit ihrem über 5000 km führenden Schleppflug vollbrachte sie eine Pionierleistung. Der Flug war aber nicht nur eine große sportliche Leistung, sondern diente gleichzeitig der propagandistischen Werbung für das Deutschtum im Ausland.
1935
In diesem Jahr werden die Informationen über sie spärlich, einzig Kunstflüge im Segelflug u.a. bei Flugtag Neisse in Schlesien am 29.September 1935 sind bekannt.
Damit enden die Aufzeichnungen über ihre flugsportlichen Aktivitäten. Insgesamt 190 Fallschirmsprünge soll sie zudem absolviert haben.
Auch ist bisher nicht bekannt, wann sie nach Chemnitz kam und die Stadt verließ, um im Badischen sesshaft zu werden. Hier bin ich für weitere Informationen aus ihrem weithin unbekannten privaten Bereich dankbar.
Die Zeit danach
Sie zog sich ins Privatleben zurück, heiratete am 17.Juni 1939 in Böblingen noch einmal. Gerhard Carvin Taucher wurde ihr Begleiter bis zu ihrem Tod, er selbst starb 1973.
Nachweislich zwischen 1939 und 1944 hielt sie Lichtbildervorträge für das Deutsche Volksbildungswerk über ihre Erlebnisse mit Fallschirm und Flugzeug, u.a. in Wien, Salzburg und München. Das Volksbildungswerk als Teil der KdF-NS-Gemeinschaft sorgte auch für die Truppenbetreuung an der Weltkriegsfront, durch Auftritte von Theatergruppen, Kleinkunstbühnen, Varieté, Tanz- und Liederabende aber auch humoristische und wissenschaftliche Vorträge.
Nach dem 2. Weltkrieg waren die Zukunftsaussichten für die deutsche Fliegerei nicht gerade günstig, doch sollte der einst von Deutschland ausgegangene Flugsportgedanken weiter beworben werden. Auch Lola Schröder wurde dazu gelegentlich zu Vorträgen eingeladen, davon zeugt der am 22.12.1950 stattgefundene in der Techn. Hochschule Karlsruhe. Einer ihre letzten öffentlichen Auftritte.
Lola Schröter-Taucher starb am 08.07.1953 4:50 Uhr im Städtischen Krankenhaus Karlsruhe an den Folgen einer schweren Krankheit.
Still und ohne Aufhebens, ja fast vergessen, lebte sie nach dem Ende des 2. Weltkrieges in der badischen Stadt. Mit ihr hat die deutsche Fliegerei eine Persönlichkeit verloren, die weit über das rein Sportliche hinaus Pionierarbeit besonders in der Rettung aus Luftnot geleistet hat und für ihren Wagemut mit schweren gesundheitlichen Schädigungen bezahlen musste.
(Quellen: Versch. Zeitungsberichte der Sächsischen Volkszeitung, Riesaer Tageblatt, Dresdner Nachrichten u.a. zu finden auf SLUB-Dresden.de, div. österreichische Tageszeitungen zu finden auf anno.onb.ac.at, diverse badische Zeitungen zu finden unter blb-karlsruhe.de; u.a.)
Besonderen Dank an das Stadtarchiv Karlsruhe für die Bereitstellung von Informationen.