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Zur Erinnerung an ein großes Bad. Und wenn ich groß schreibe, gilt es der Dimension. Denn es galt seiner Zeit als zweitgrößtes Sommerbad in ganz Sachsen.

Fast genau 95 Jahre ist es her, als am 22.August 1926 das fertiggestellte Sommerbad der Gemeinde Grüna seiner Benutzung übergeben wurde.
Ein Jahr zuvor hatte man, an der Stelle des Wiesenmühlenteiches, begonnen, im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme das Bad zu errichten. Grüna hatte zur damaligen Zeit 6.400 Einwohner und, wie auch andere Gemeinden, zu wenig Arbeit für Ihre Bürger.
Lesen wir nach, wie das Bad in seinen Vorzügen zur damaligen Zeit präsentiert wurde:

„Auf völlig staubfreier, schöner Autostraße gelangt man in wenigen Minuten an den Eingang des Sommerbades. Die Eintrittspreise sind so niedrig als möglich gehalten. Gegen geringes Entgelt können Autos und Fahrräder eingestellt werden. Der Gesamteindruck des Bades befriedigt selbst den verwöhntesten Besucher. Ein vollständig ausbetoniertes Wasserbecken, das dauernd von Quellwasser gespeist wird, liegt vor unsern Blicken.
Die 5.500 qm große Wasserfläche wird von einem schönen Strande umrahmt, der mit seiner dicken Schicht aus weißem, feinkörnigem Sande an den schönsten Strand der Seebäder erinnert.
Zunächst kommen wir an die 50 m-Bahn. Sie ist vollständig abgeschlossen und allen sportlichen Anforderungen entsprechend eingerichtet. Auf beiden Seiten sind acht Startböcke angebracht. Die Längsseite trägt die Entfernungsmarken für Taucher. Zum Wasserballspiel ist die vorschriftsmäßige Wassertiefe vorhanden. Eine Wasserballspiel-Einrichtung kann in kürzester Zeit aufgebaut werden. Nicht vergessen soll werden, daß der Sicherheitsdienst durch zwei geprüfte Bademeister versehen wird, denen alle Sicherheits- und Rettungsvorrichtungen zur Verfügung stehen.
Auch die Sprunganlage entspricht allen sportlichen Anforderungen. Je ein federndes Normalbrett in 1 m und 3 m Höhe und eine starre Plattform in 5 m Höhe gestatten eine ausgiebige sportliche Betätigung. Die Sprunggrube weist bei einer Fläche von 225 qm eine Wassertiefe von 3,20 m auf. Auch die 100 m-Bahn neben dem Sprungturm wird mit ihren Startböcken, den festen Abstoßwänden jeder Wettkampfvorschrift gerecht.

Durch ganz modern eingerichtete Auskleidehallen ist es möglich, selbst den größten Massenansturm der Badegäste zu befriedigen. Gegen geringe Gebühr, die an der Kasse zu hinterlegen ist, werden die Kleidungsstücke unter sicherem Verschlusse aufbewahrt. Auch ist Vorsorge für einwandfreie Aufbewahrung der Wertsachen getroffen. Vereine und Schulklassen können in Massen-Auskleideräumen gut untergebracht werden.
Für die Nichtschwimmer ist ein durch einen Laufsteg mit Geländer nach der Tiefe vollkommen abgeschlossenes, etwa 1.800 qm großes Nichtschwimmer-Abteil vorhanden. Die Wassertiefe steigt von 0,40 m bis 1,30 m allmählich an. Durch Stufen und Treppenleitern sind bequeme Zugangsmöglichkeiten geschaffen. An einer Ecke des Abteils befindet sich die moderne Schwimmlehreinrichtung für Massenunterricht. Schwimmbalken und schwimmende Holzkreuze sorgen für die Belustigung der Badenden.
Auch für die ganz Kleinen ist im Planschbecken eine schöne Badegelegenheit geschaffen. Die Wassertiefe bis zu 30 cm schließt bei dauernder Aufsicht jede Gefahr selbst für die Allerkleinsten aus. Das Wasser wird täglich erneuert. Von allen Seiten kann das Becken leicht erreicht werden, und die Bänke ringsherum gestatten den Angehörigen, sich stets in nächster Nähe der Kleinen aufzuhalten. Für die Erwachsenen sind auf den weit ausgedehnten Sand- und Rasenflächen viele Möglichkeiten für Sonnenbäder geschaffen. Hier und da verstreut liegende Baumgruppen bringen in das Gesamtbild recht schöne Abwechselung und spenden den oft so gesuchten Schatten. Für Ballspiele ist ein über 7000 qm großer Spielplatz vorhanden.
Auf sanfter Anhöhe ragt das Wirtschaftsgebäude hervor. Hier läßt sichs gut sein. Tische und Stühle im Freien laden zum Niederlassen ein. Gedielte und verglaste Gasträume ermöglichen bei jedem Wetter einen recht angenehmen Aufenthalt. Und die Bewirtung ist in jeder Weise bemüht, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Vom Wirtschaftsgebäude aus genießt man einen schönen Ausblick auf die ganze Wasserfläche und das gesamte Leben und Treiben im Bade. Ein Besuch des herrlichen Sommerbades kann daher nicht genug empfohlen werden.“

Ansicht des Geländes mit Zeit- und Temperaturmesser sowie Fernsprechmöglickeit

1931 erlebte das Bad seine große Bewährungsprobe. Am 11. und 12. Juli fanden die sächsischen Schwimmeisterschaften im schönen Grünaer Sommerbad statt. Die Gauverwaltung des Verbandes, die Gemeindeverwaltung und verschiedene Ortsorganisationen hatten alle Vorkehrungen für ein gutes Gelingen getroffen. Bei prächtigem Wetter konnten vor allem am Sonntag viele Gäste bei den Wettbewerben begrüßt werden, bei denen besonders Dresdner und Leipziger Schwimmer erfolgreich waren.
Während der Badesaison fanden zudem Konzerte aber auch Wasserballspiele statt. Die Eintrittspreise lagen Anfang der 30er Jahre bei 30 Pfennig für den Erwachsenen und 15 Pfennig für Kinder. Schulklassen erhielten Rabatte und man konnte auch Dutzendkarten erwerben.
Im Jahre 1932 wurden an die 30.000 Gäste gezählt.
Auch zu DDR-Zeiten gehörte das Sommerbad zu den beliebten Ausflugszielen für Einwohner der benachbarten Orte und der Chemnitzer.
Aber wie fast überall war der bauliche Zustand ebenso wie die hygienischen Bedingungen nicht mehr ausreichend. In der Nachwendezeit fehlte für die Erneuerung und Betreibung im marktwirtschaftlichen Sinne wie so oft das Geld. Es blieb nur der Abriss und die Verfüllung des Badgeländes in den Jahren 1994/1995. Mit Wehmut blicken die Grünaer auf Ihr Bad zurück.

Mehr Informationen und Bilder unter Gruena-online.de oder im Heimatbuch Grüna, das noch in wenigen Exemplaren erhältlich ist. Sie können es auch in der Baumgarten-Wölfert-Gedenkausstellung erwerben.

(Quellen: Prospekt der Gemeinde Grüna um 1928; Bäderführer von Chemnitz und Umgebung 1933; u.a.)