Schon in alter Zeit, als Chemnitz noch mit einer Stadtmauer umgeben war und die Stadtsoldaten an den Toren Wache hielten, stand in der Langestraße der Gasthof „Weißes Roß“, ein Fuhrmannsgasthof, und bot den Reisenden und Fuhrleuten Gelegenheit, Einkehr zu halten. Der Wirt vom „Weißen Roß“ richtete zwei Zimmer für „distinguierte (vornehme) Reisende“ ein, aber die Bewirtung blieb dort auch schlecht, wie in alten Überlieferungen erzählt wird.
Später diente das Grundstück Langestraße 59 eine Zeit lang der im Entstehen begriffenen Geldschrankfabrik von Baum als Unterkunftsraum.
Ende 1884 kauft der aus Harthau stammende Privatmann F.H.Schneider das Objekt und richtet wieder eine Restauration ein, „A.Bubnicks Conditorei“ wurde von vielen Chemnitzern geschätzt. 1892 erfolgt die Neunummerierung der Langestraße, links vom Falkeplatz zum Johannisplatz abgehend werden jetzt ungerade Nummern vergeben, ab jetzt lautet die Adresse Langestraße 21.
Durch eine Feuersbrunst wurde das alte vordere Gebäude vernichtet und an seiner Stelle entstand das neue größere Haus. Das Wahrzeichen des alten Gasthauses, ein in Stein gehauenes Roß ist beim Neubau über der Eingangstür im Hofe zum Andenken an alte Zeiten wieder mit eingemauert worden. Doch ist in den vielen Jahren aus dem weißen Roß ein schwarzes Roß geworden.
Nach Aufgabe der Konditorei wurde das Lokal 1895 in ein Konzertlokal umgewandelt und war unter dem Namen „Neue Reudnitzer Bierhallen”, erster Pächter Hr. Johann Friedrich Uebe, allgemein bekannt. Zwei Kapellen sorgten für Unterhaltung. Auch wurden kleine Varietéstücke mit dargeboten. Im Jahre 1902 wurde infolge Pachtwechsel – neuer Schankwirt ab jetzt Friedrich Rud. Felix Diener – auch der Name mit geändert. Als „Konzerthaus Walhalla“ wurde der Betrieb in derselben Weise bis zum Jahre 1921 weitergeführt.
Da sich der alte Betrieb überlebt hatte, entschloß sich der Besitzer des Lokales, Herr Emil Kummer, der schon seit dem Jahre 1912 Eigentümer des Hauses war, einen großzügigen Umbau vorzunehmen und das Lokal in ein erstklassiges Konzertkaffee mit eigenem Konditoreibetrieb umzuwandeln. Zugleich wurde im ersten Stock eine vornehme Tanz-Diele eingerichtet. Durch diesen Umbau wurde das Lokal das größte und vornehmste Kaffee in Chemnitz, und unter dem Namen „Kaffee Astoria” bekannt. Es entstand auch ein 2. Eingang zum Marktgässchen hin, gleich neben dem Ausgang der Kammerlichtspiele. Im November 1927 ging das Geschäft infolge Ablebens des Herrn Kummer in die Hände der Witwe über, welche es in der bisherigen Weise fortführte. Täglich von 1 Uhr mittags bis nachts 1 Uhr sorgten 3 Kapellen für eine gute Unterhaltung.
Ab 1937 betreibt dann eine „Kaffee Europa“ G.m.b.H. das Tanzlokal bis zum Kriegsende fort. Das Gebäude wurde, wie viele andere, bei den Bombenangriffen zerstört.
(Quellen: Die Kreishauptmannschaft Chemnitz und ihre Jubiläumsfirmen – 1929, Dank an Mike Hähle; Adressbücher der Stadt Chemnitz zu finden unter SLUB-Dresden.de; u.a.)
Als Ergänzung habe ich zur Lokalisierung diese Grafik angefügt. Die Lange Straße verlief vom Falkeplatz bis zum Johannisplatz, parallel der heutigen Bahnhofstraße, früher Poststraße. Das Tanzkaffee Astoria befand sich dort, wo in den 60er Jahren der neue Rosenhof mit der Wohnbebauung entstand.