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Vom Moskau zum Hotel an der Oper

    Das Hotel und seine Geschichte. Bereits seit Beginn des 20.Jahrhunderts gilt der Platz an der ehemaligen Königsstraße – jetzige Straße der Nationen –  gegenüber des Theaterplatzes (früher Königsplatz) als prädestinierter Hotelstandort. In Bahnhofsnähe und gegenüber des Theaters und der Kunstsammlungen waren die Hotels für die Chemnitzer und ihre Gäste ein erster Anlaufpunkt beim städtischen Besuch.

    Königsplatz und Carolastraße um 1914

    Auf dieser Ansicht von 1914 gehört der Gebäudekomplex, von rechts gesehen, mit dem alten Gasthaus zur Linde (Nr.1) den Hotels Bischoff (Nr.4) und Hotel Heyl (Nr.5), postalisch noch zu „Am Königsplatz“. Daneben befand sich zudem das Hotel Herrmann an der Königstraße 34-38. Mit dem gleich nebenan auf der Carolastraße vorhandenen „Burg Wettin“ gab es 5 Hotels auf engsten Raum.

    1928 wird aus Nr.4 und 5 das „Hansa-Haus“ mit dem Hansa-Hotel, seit der Umbenennung jetzt „Am Theaterplatz“. Das Hotel verfügte über 28 Zimmer mit 32 Betten und galt als Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung in Chemnitz.

    Der Straßenzug wird bei den Bombenangriffen im Februar/März 1945 schwer beschädigt. Nur das „Burg Wettin“ auf der Carolastraße und das Hotel Hermann überstehen den Luftangriff.

    Lange noch standen an der ehemaligen Königstraße die Trümmer der im Krieg zerstörten Häuser. Ende der 50er erfolgte die Baufeldfreimachung und 1960 die ersten Arbeiten am Hotelgebäude.

    Geplant worden war der siebenstöckige Neubau zunächst als eine Art Appartementhaus. Die offenbar erst in der letzten Bauphase vorgenommene Umprofilierung brachte für den technologischen Ablauf des Hotels Probleme mit sich, die auch 10 Jahre später noch nicht restlos überwunden waren. Vielleicht hatte da auch der Genosse Walter Ulbricht seine Finger im Spiel, der die Bauarbeiter bei einem Besuch im Dezember 1961 auf die „Mängel“ hinweisen musste. Man wird es wohl nie in Erfahrung bringen….

    Der Hotelneubau im damaligen Karl-Marx-Stadt wurde am 1. Februar 1962 als „Hotel Moskau“ mit 100 Zimmern eröffnet. Jedoch vergingen noch einige Monate, ehe alle Einrichtungen fertiggestellt waren und Gäste bewirtet werden konnten. Im September öffnete das Tanzcafé und das Weinrestaurant Wolgograd, Anfang November das Hotel- und Speiserestaurant.

    1965 wurde es von der neugegründeten „Interhotel“-Kette der DDR übernommen, und gehörte nunmehr zur gehobenen Klasse des DDR-Beherbergungswesens, in denen bevorzugt Gäste aus dem sozialistischen Ausland, den „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebieten“ (NSW) und des FDGB der DDR (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) beherbergt wurden.

    Zur 800-Jahrfeier im Sommer 1965 nächtigte hier auch wieder der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, sowie weitere politische Prominenz. Auch zahlreiche nationale wie internationale Künstler wurden in einer der ersten Adressen Karl-Marx-Stadt‘s begrüßt.

    Mehr als eine Million Übernachtungen wurden in den ersten 20 Jahren des Bestehens gezählt. Für die Karl-Marx-Städter war das Haus besonders für seine Nachtbar und den in den 80er Jahren eingerichteten „Intershop“ bekannt. Im Erdgeschoß war ein staatliches Reisebüro untergebracht. Das im Jahre 1983 frisch renovierte Hotel-Restaurant Wolgograd sollte, im altrussischen Stil eingerichtet, ein wenig internationales Flair im Sinne der sowjetischen Partnerstadt ausstrahlen. Dazu wurde auch Russische Küche angeboten.

    1992 übernahm die Firma „Günnewig Hotels & Restaurants“ aus Düsseldorf das Domizil von der Interhotel AG und nannte es „Hotel Europa“. Der „Chemnitzer Hof“ nebenan gehörte damals ebenso dieser in Familienbesitz befindlichen Hotelgruppe. Es erfolgten erste umfassende Renovierungen zur Komfortverbesserung. Der Gebäudeteil, der früher einmal Restaurant, Nachtbar und Tanzcafe des Hotels beherbergte, trägt seit 1999 wieder den Namen „Café Moskau“.

    Dann die vorübergehende Schließung des Hotels 2006 und der Verkauf an eine bayerische Unternehmerfamilie. 2007 übernahm die „Hotel an der Oper Chemnitz GmbH“ das Hotel als Pächter und Betreiber. In 11 Monaten wurde das Objekt mit einem Kostenaufwand von mehreren Millionen Euro grundlegend renoviert. Das Haus wurde komplett mit neuen Möbeln und Technik ausgestattet. Hinzu kam die Einrichtung der Bar „Mozart“ und des Restaurants „Scala“ in den Räumen des Hotels, in denen sich vorher ein Reisebüro und Bekleidungsgeschäft eingemietet hatten.

    Nach dem Umbau vom 3- zum 4-Sterne Hotel wurde das Objekt am 2.Juni 2008 mit 91 Zimmern neu eröffnet. Mit seinem modernen Chic bietet das Haus seitdem für Gäste aus nah und fern eine sehr gute Möglichkeit zur angenehmen Übernachtung und Verköstigung bei einem Aufenthalt in Chemnitz.

    Mehr Infos unter https://www.hoteloper-chemnitz.de/

     

    Das Hotel an der Oper im August 2020

    (Quellen: Zeitungsartikel der FP 2008 und 2012, Adressbücher der Stadt Chemnitz zu finden unter SLUB-Dresden.de; u.a. – Bilder: Chemnitz-Bewegte Zeiten S.53-Wartberg-Verlag, Bilder aus den Sammlungen von U.Kaufmann, G.Kreiselmeier, M.Hähle, eigene Sammlung)

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