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Zeppelin ZR-3 über Chemnitz

    Nach dem ersten Weltkrieg versuchten die Siegermächte, die militärischen Möglichkeiten der Deutschen einzuschränken. Sie untersagten den Bau von Flugzeugen und Luftschiffen und setzen alles daran, die völlige Demontage sämtlicher Luftfahrteinrichtungen in Deutschland zu erreichen.

    In dieser Lage kam Hugo Eckener, Leiter des Zeppelinkonzerns und Luftschiffkommandant, auf die Idee, den USA statt der geforderten 3,2 Millionen Goldmark Kriegsentschädigung ein neues Luftschiff als Ersatz anzubieten: den LZ 126. Das Deutsche Reich zahlte also die Reparationsleistungen als Baukosten an die Zeppelin Luftschiffbau GmbH, die den Zeppelin an die USA lieferten. Somit war das Unternehmen vorerst gerettet, und die Mitarbeiter konnten weiter beschäftigt werden.

    Allerdings gab es ein Problem: Die amerikanische Militärkommission stimmte dem Vertrag nur unter der Bedingung zu, dass das Luftschiff in gutem Zustand in Lakehurst übergeben werde, und eine Atlantiküberquerung barg ein erhebliches Risiko. Unter diesen Umständen war die deutsche Regierung nicht bereit, für die Überführung zu haften, weil sie nicht zweimal zahlen wollte, falls dem Schiff unterwegs etwas zustieße. Deshalb setzte Hugo Eckener schließlich alles auf eine Karte, indem er mit dem Vermögen des Zeppelinkonzerns bürgte.

    ZR-3 über Riemanns Fabrik

    Der Zeppelin wurde 1923 auf Kiel gelegt und im Sommer 1924 vollendet. Vor dem Aufbruch nach Amerika wurden insgesamt sechs Testfahrten des in „ZR-3“ umbenannten Kreuzers durchgeführt. Die „Deutschland-Fahrt“ am 25. – 26.9.1924 mit einer Dauer von knapp 34 Stunden wurde dabei zu einem wahren Triumph. Die geplante Route sollte von Friedrichshafen u.a. nach Frankfurt, Hamburg, Stettin, Berlin, Dresden, Chemnitz, Bayreuth, Salzburg zurück nach Friedrichshafen führen.

    Der Start erfolgte planmäßig am 25. September kurz nach 9 Uhr morgens. Am nächsten Tag, dem 26. September, erreichte das Luftschiff 11:50 Uhr Dresden und setzte die Fahrt, wie geplant, Richtung Chemnitz fort, 12:20 Uhr passierte es Freiberg.

    Überall in Chemnitz wartete auf man auf die angekündigte Überfahrt des 200m langen Luftschiffes. Um die Mittagszeit hatten sich in der Stadt, auf den Dächern der Häuser, auf den Plätzen und breiteren Straßenzügen viele Erwartungsfrohe versammelt.

    Schließlich 12:32 Uhr tauchte der Zeppelin wie ein silbrig glänzender Fisch über Chemnitz auf. Langsam und sicher glitt das mächtige stolze Fahrzeug über die Häuser, immer näher und näher hallte das Brummen der Motoren. In ca. 300m Höhe überquerte das Luftschiff die Stadt. Zahlreiche Fotoaufnahmen entstanden im Stadtgebiet, wie zum Beispiel die Überfahrt über Riemanns Fabrik in Gablenz, der Lutherkirche und dem Rathaus, die diesen Beitrag ergänzen.

    Der Bürgermeister Johannes Hübschmann übermittelte auf „funkentelegraphischem Wege“ dem Kapitän Dr. Eckener die Grüße und Wünsche der Stadt Chemnitz.

    Zeppelin LZ126 – ZR 3 landet in Lakehurst

    Auf den Straßen liefen die Menschen zusammen, eilten nach freien Plätzen, um dieses Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst sehen zu können, so lange es möglich war. Sie schwenkten Tücher, manche versuchten dem Luftschiff nachzulaufen, doch schon bald war es am Horizont verschwunden und setzte seine Fahrt westwärts fort.

    Die Chemnitzer hatten nach langer Zeit, schon 11 Jahre waren seit dem Besuch des LZ 17 „Sachsen“ vergangen, wieder ein Luftschiff am Himmel gesehen.

    Über Zwickau, Reichenbach und Plauen verließ es Sachsen, landete schließlich nach rund 3800 km 18:30 Uhr abends ohne Zwischenfall wieder an seinem Ausgangsort Friedrichshafen.

    Am 12. Oktober 1924 startete Dr. Eckener mit einer 27-köpfigen Besatzung zur Überführung des Luftschiffes nach Lakehurst bei New York. Nach einer Fahrzeit von über 81 Stunden und 8050 km Strecke über den Atlantik wurde er bei der Landung von der US-amerikanischen Bevölkerung begeistert begrüßt.

    Weiteren Fakten zur Geschichte des Zeppelins, der später als „USS Los Angeles“ in Amerika unterwegs war, lassen sich in verschiedenen Publikationen wiederfinden.