Während man sich in früheren Zeiten im Wesentlichen auf Befestigung der Ufer von Bächen und Flußläufen beschränkte, um Verkehrs- und Siedlungsmöglichkeiten zu schaffen, kamen bald umfangreiche Sanierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen an der Chemnitz zum Tragen.
Schon am Ende des 19.Jahrhunderts lesen wir von zahlreichen Regulierungsarbeiten am Wasserlauf der Chemnitz. Niedriger Wasserstand in den Sommermonaten führte mitunter zu stillstehenden Pfützen, die einen nicht unbedingt vorteilhaften Geruch verbreiteten, da ja noch viele Unternehmen und Einwohner ihre ungeklärten Abwässer in die Chemnitz einleiteten. Um diesen Umstand entgegenzuwirken, wurden das Flußbett geebnet und mit Bruchsteinen molenartige Dämme angelegt. So 1887 zwischen Nicolai- und Georgbrücke bis zum Neumühlenwehr.
1888 setzte man die Arbeiten an der Mühlenstraße und entlang der Hauboldstraße fort. An der Georgbrücke beseitigte man eine sich durch die Frühjahreshochwasser allmählich vergrößerte Sandzunge und befestigte mit dem abgetragenen Material das unterhalb der Georgbrücke liegende dem Schloßteich zugewandte Ufer. Auf der anderen Uferseite rammte man Pfähle in Meterhöhe in geringen Abständen ein, versah sie mit Bretterverschalung und füllte sie mit dem aus dem Flusslauf gewonnenen Steinen und Erde aus. Auch an der Brücke am Fischweg und Röhrsteig baggerte man eine Sandzunge ab, die den Flusslauf hemmte.
1897 begann man mit dem umfangreichsten Projekt in der Stadtgeschichte, der Regulierung des Flußlaufes im zukünftigen Stadtpark. Mit diesen Maßnahmen wollte man sich gegen die alljährliche Überschwemmungsgefahr schützen und die Erweiterung des Stadtparkes voranbringen. Mit Geradelegung des Flusses und durch Vermauerung der Ufer wurden ansehnliche Flächen an Land gewonnen. Wo früher die Chemnitz mehrfache Ausbuchtungen hatte, konnte man nun fast geradeaus flussaufwärts schauen. Zuerst wurde die Einbuchtung am Clauss‘schen Stadtpark entfernt und eingeebnet, anschließend die Böschungen und Dämme flussaufwärts angelegt. Im Mai und Juni 1899 zerstörten drei Hochfluten das neue schöne Werk, binnen wenigen Stunden waren monatelange Arbeiten zunichte gemacht worden. Man musste erneut im Stadtrat über die Bereitstellung von zusätzlichen finanziellen Mitteln verhandeln. Steine, Schutt und Müll wurde herangekarrt, um die Ausspülungen aufzufüllen. Auf der Helbersdorfer Uferseite wurde eine Betonmauer gegossen, um den erneuten Anprall des Wassers Widerstand entgegenzusetzen. Die anderen Ufer wurden mit einem Widerlager aus Beton, eine Steinmauerung und einer darauffolgenden Abpflasterung des Ufers hergestellt, oberhalb schützte eine Grasnarbe das überhöhte Terrain. (Siehe Skizze). Ohne große Störungen war man um 1903 bis zum jetzigen Wehr gegenüber des VW-Werkes gelangt. Von der Stadt Chemnitz wurde in geplanter Fortführung der Begradigung 1905 ein hier ausgebildeter Bauaufseher eingestellt. 1906 konnten die Arbeiten bis zum Haltepunkt Oberaltchemnitz – hinter der Altchemnitzer Schule – abgeschlossen werden. Die geplante Stadtparkerweiterung konnte vollzogen werden.
Bemerkenswert ist die 1904 durchgeführte Ausbetonierung eines Teils der Flusslaufes oberhalb der Beckerbrücke bis zur alten Eisenbahnbrücke, wie auf der Postkarte zu sehen ist. Dort wurde ein schmaler tieferliegender Kanal zum Abfluss für Mindermengen in der Flussmitte gefertigt.
Weitere Maßnahmen folgten mit der Regulierung 1911/12 des Kappelbaches und 1915/17 die Änderung des Zusammenflusses von Zwönitz und Würschnitz in Altchemnitz, um den zunehmenden Verkehr Raum zu geben.
In dem 1933 ins Leben gerufenen Reichsarbeitsbeschaffungsprogramm wollte der Rat der Stadt die Arbeiten zur weiteren Regulierung des Chemnitzflusses und Reparaturarbeiten an den Ufermauern unterbringen. Weiter flussaufwärts wurde ab 1934 das Ufer der Würschnitz in Klaffenbach im Rahmen des RAD vom Wasserschloß bis zur Mühlenbrücke begradigt.
Die im Beitrag enthaltenen Pläne sollen die Veränderungen im Flußlauf der Chemnitz in diesem kurzen Zeitraum verdeutlichen.
Nach den verheerenden Hochwassern 2002, 2010 und 2013 in unserer Stadt und den angrenzenden Orten sehen wir wieder verstärkt Baumaßnahmen am Chemnitzufer. In der Diskussion stehen die zunehmende Bebauung am Flußufer und die fehlenden Auslaufflächen zum Hochwasserschutz.
Warten wir ab, ob die Arbeiten, wie wir Sie seit geraumer Zeit u.a. in Harthau und am Stadtpark finden, ihren Nutzen bringen.
(Quellen: diverse Ausgaben des Sächs. Landesanzeiger, Chemnitzer Generalanzeiger zu finden unter SLUB-Dresden.de; Buch: „Chemnitz“ in der Reihe Deutschlands Städtebau 1923 u.a.)