Im April 1888 regte unser damaliger Oberbürgermeister Dr. André die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Kaisers Wilhelm I. an, welche Idee in allen patriotisch gesinnten Kreisen der Chemnitzer Bevölkerung begeisterte Anhänger fand. Bald bildete sich ein Komitee führender Chemnitzer Bürger und Industrieller, das sich mit einem Aufruf zur Zeichnung freiwilliger Beiträge an die hiesige Bürgerschaft wandte. Vereine, Innungen und Bürger spendeten reichlich, so dass bereits im Juli des gleichen Jahres 40.000 Mark für die Ausführung des Werkes zur Verfügung standen, die bei der Stadtkasse hinterlegt wurden. Die Sammlungen gingen weiter, und das Ergebnis war so erfreulich, dass das Unternehmen gesichert schien. Im Jahre 1891 nahmen sich die städtischen Kollegien offiziell der Sache an und wählten einen eigenen Ausschuss.
Im August 1894 wurde durch die Stadt Chemnitz ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen ausgeschrieben. Es gingen 56 Arbeiten ein. Den ersten Preis erhielt der Entwurf des Herrn Professor v. Rümann aus München.
Nach der Aufstellung einer Denkmalsilhouette nach Plänen des Künstlers auf dem Marktplatz im Juni 1895 genehmigten die städtischen Kollegien den mit dem Bildhauer geschlossenen Vertrag vom 23. Dezember 1895, in dem das Honorar sowohl für das Modell als auch für die Ausführung des Bronzegusses auf 65.000 Mark festgesetzt wurde.
Da im Jahre 1897 die Spendelust der Bürger noch immer anhielt, regte der damalige Oberbürgermeister Dr. Beck anlässlich der Jahrhundertfeier Kaiser Wilhelms des Großen an, doch zwei weitere Denkmäler zu schaffen. Zwei deutsche Männer, Bismarck und Moltke, sollten damit geehrt werden. Der Auftrag wurde ebenfalls von Prof. v. Rümann und seinem Schüler, Bildhauer Hahn, ausgeführt. Kaiser Wilhelm wurde hoch zu Roß dargestellt, Bismarck und Moltke standen ihm zur Seite. Den Bronzeguss stellte das Gräflich Einsiedel‘sche Werk in Lauchhammer her, die Firma Kessel und Röhl aus Berlin lieferte die Postamente aus rotem schwedischen Granit. Für Entwurf und Ausführung der Postamente, die zusammen 43.000 Mark kosteten, zeichnete der damalige Stadtbaurat Hechler verantwortlich. Der Bronzeguss für die beiden Seitenmonumente kostete 46.000 Mark. Hinzu kamen 6.000 Mark für den ornamentalen Schmuck der drei Postamente (Wappen und Lorbeerfriese), der ebenfalls in Bronzeguss ausgeführt wurde.
Die Gruppierung der Denkmäler erfolgte auf der Grundlage der Ergebnisse wiederholter Probeaufstellungen anhand der von den ausführenden Künstlern angefertigten Silhouetten der Denkmäler. Das Kaiserdenkmal wurde auf der gedachten Linie von der Mittellinie des Stadtturmes bis zur Achse der Bretgasse, dieser zugewandt, aufgestellt, während die beiden anderen Standbilder in einem seitlichen Abstand von 12 m, von Mitte zu Mitte gerechnet, leicht nach vorne versetzt aufgestellt wurden. Bemerkenswert sind auch die Gewichte der Denkmäler. Insgesamt wurden für die drei Postamente ca. 110 Tonnen Granit verarbeitet, wobei das Postament des Kaiserdenkmals ca. 76 Tonnen und die beiden Postamente des Bismarck- und Moltke-Denkmals jeweils ca. 17 Tonnen wogen. Die Bronzeteile hatten ein Gewicht von zusammen 5.635 kg, nämlich die Reiterfigur Kaiser Wilhelms I. 3.232 kg, die Figur des Fürsten Bismarck 948 kg, diejenige des Grafen Moltke 871 kg, sowie das Wappen und die Friese 584 kg.
Im September 1898 begannen die Untergrundarbeiten für die Monumente auf dem Markt, der alte Asphaltbelag wurde abgebrochen und der Boden neu verfestigt. Zu den Maßen noch folgendes: Das Kaiserdenkmal hatte eine Höhe von 9,20 m, davon 4,55 m für den Postament und 4,65 m für die Reiterfigur. Die größte Länge des Postaments betrug 6,44 m und die größte Breite 4,14 m. Die Höhe der Bismarck- und Moltke-Denkmäler betrug etwa 6,30 m, und zwar 3,34 m für die Postamente mit einer Breite von 2,35 m an der Basis und 2,96 m für die Figuren bis zur Helmspitze.
Am 22. Juni 1899 schließlich fand die Enthüllung und Weihe der drei Denkmäler statt. Es war ein großer Festtag, wie ihn die Stadt nur selten erlebt hat und auf den sich Behörden und Bürgerschaft in wochenlanger, rastloser Arbeit vorbereitet hatten. Galt es doch auch, dem geliebten Landesherrn, der seine Teilnahme an der Feier zugesagt hatte, einen würdigen Empfang zu bereiten.
Gegen 11:30 Uhr traf Seine Majestät König Albert mit dem Zug am Hauptbahnhof ein, wo er vom Herrn Kreishauptmann, dem Oberbürgermeister, dem Stadtverordnetenvorsteher und dem Herrn Polizeidirektor herzlich empfangen wurde. Und in herrlichstem Festschmuck prangte dann auch die Stadt. Auf der Via triumphalis, die sich vom Bahnhof bis zur Königstraße hinzog, fuhr Seine Majestät König Albert, umgeben von Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Albert und begleitet von einem glänzenden Gefolge, unter Glockengeläute und durch den dort errichteten Triumphbogen, von der nach Tausenden zählenden Menge mit Jubel begrüßt, zum festlich geschmückten Markt.
Hier nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in dem prächtigen Königszelt Platz, das gegenüber den Denkmälern errichtet worden war. Auf den zu beiden Seiten des Zeltes errichteten Tribünen und am Fuße desselben hieß eine illustre Festversammlung den Landesherrn und die Prinzen seines erlauchten Hauses ehrerbietig willkommen. Die Denkmäler waren von den Fahnenabordnungen der städtischen Vereine und Zünfte mit 61 Fahnen flankiert, und rechts, nach der Klosterstraße zu, hatte die von der 12. Kompagnie des 104. Regiments gestellte Ehrenkompanie Aufstellung genommen. Mächtig brauste dann der Gesang der Festhymne über den Marktplatz, mächtig drang die begeisterte Weiherede des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Beck in die Herzen der Festversammlung, und während der Schlußworte dieser Rede fielen unter dem Präsentieren der Ehrenkompanie und dem Schmettern der Fanfaren die Hüllen von den Denkmälern.
Eine Besichtigung der Denkmäler durch die allerhöchsten Herrschaften und Ehrengäste, eine Rundfahrt über den Holz- und Rossmarkt durch die Nicolai- und Poststraße, wo Seine Majestät von den dort durch Herrn Oberpostdirektor Geissler aufgestellten Postbeamten ebenso ehrerbietig begrüßt wurde, wie von den vor dem neuen Rathause aufgestellten städtischen Beamten, und eine glänzend verlaufene Parade, welche Seine Majestät auf dem Neustädtischen Markte durch das 104. Regiment, das Bezirkskommando, die Offiziere des Beurlaubtenstandes und die Kriegervereine abnahm, schloß diesen ersten Teil der Denkmalsweihe ab.
Nach einem glänzenden Festmahle im großen Saale der Casinogesellschaft, vor dessen Beginn sich die allerhöchsten Herrschaften mit ihrem Gefolge, die anwesenden Würdenträger des Staates und die übrigen Ehrengäste in das bei dieser Gelegenheit gestiftete goldene Buch der Stadt eingetragen hatten und an dessen Schlusse die Chemnitzer Sängerschaft Sr. Majestät dem Könige und Ihren Königlichen Hoheiten eine Huldigung darbrachte, verließen Sr. Majestät und die Königlichen Prinzen die Feststadt, die noch lange am Abend im festlichem Lichte erstrahlte. Eine künstlerisch vollendete Schaumünze, die Herr Geheimer Kommerzienrat Vogel prägen ließ, kündet noch von dem Ehrentage der Stadt Chemnitz.
Eine würdige Gestaltung unseres Chemnitzer Marktes und die Weihe hatten ihren Abschluss gefunden. Von den Chemnitzern initiiert, von ihnen finanziert und von ihnen als Symbol deutscher Geschichte geschätzt und erhalten.
Doch immer wieder wurden Stimmen laut, die sich gegen den Erhalt der Denkmäler aussprachen. So brachte der Kommunist Neubert im November 1924 in der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag auf Abriss ein. Dieser wurde jedoch mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Marxistische Abgeordnete stellten später sogar fest, dass die Standbilder erhebliche Verkehrshindernisse darstellten. Alle hinterlistige Überredungskunst jener Denkmalsstürmer blieb erfolglos.
Interessant ist auch, dass es bis zum Ersten Weltkrieg einen Reinigungsplan für die Denkmäler gab. Schon früh hatte man die Notwendigkeit aufgrund der Umwelteinflüsse zur vorsorglichen Denkmalspflege erkannt, alle 3 Jahre wurden sie von Schmutz und Patina befreit, zuletzt 1915. Die Not der Kriegsjahre verbot dann jede Ausgabe für diesen Zweck. Nach dem Weltkrieg führten der Geldmangel im städtischen Haushalt und die mangelnde Bereitschaft der Stadtverordneten, auch andere Denkmäler wie z.B. das Vater-August-Denkmal zu reinigen und zu pflegen, zu einer 19-jährigen Unterbrechung. Erst 1934 wurden die 3 Standbilder wieder eingerüstet und in einen würdigen Zustand versetzt.
Fast unbeschadet überstanden sie die Kriegswirren bis 1945. Politische Entscheidungen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führten schließlich zur Entfernung der drei Denkmäler von ihrem ursprünglichen Standort. Wohin sie auf Geheiß der sowjetischen Besatzungsmacht verschwanden, ist ebenso wie der Verbleib des Körnerdenkmals auf dem Sonnenberg nicht mehr nachvollziehbar.
Mit der nun mittlerweile wieder über 2 Jahre alten Installation hat man eine Chance vertan, den Markt wieder wie in alten Zeiten aufzuwerten, wie sich jeder hier entsprechend meiner Befürchtungen überzeugen kann.
(Quellen u.a.: Generalanzeiger für Chemnitz und Umgebung vom Juni 1899; weitere sächsische Tageszeitungen, zu finden unter SLUB-Dresden.de; Buch „Chemnitz am Ende des 19. Jahrhunderts“; versch. Artikel in der Sammlung Chemnitzer Hobbyhistoriker)