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Antonplatz – Vom Stadtplan verschwunden

    Nur wenige Chemnitzer erinnern sich noch an ihn. Ein kleiner Platz mit Grünanlagen, der sich dem Friedrichplatz mit dem 1. Volksbrausebad anschloß, fiel der Umgestaltung des Stadtzentrums in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Opfer. Er lag zwischen der Mühlen-, Brückenstraße, Neustädter Markt (heute Theaterplatz) sowie dem Brühl.

    Der Platz wurde 1855 angelegt und nach Anton I. von Sachsen benannt, der das Land von 1827 bis 1836 regierte. Vorher gehörten die Häuser auf der nördlichen Seite noch zum Brühl, 1855 wurden 14 Häuser dem zukünftigen Antonsplatz zugeschlagen. Zahlreiche Weber hatten hier ihr Zuhause. Im gleichen Jahr wurde das Gelände begrünt, Blumenrabatten angelegt und der erste Rasen gesät, ebenso wie in den städtischen Anlagen an der Bürgerschule.

    Der Platz besaß eine dreieckige Form und war zunächst ringsum mit kleineren, meist zwei- bis dreigeschossigen Häusern umbaut, die Mansardendächer hatten. In den Erdgeschossen siedelten sich zunehmend kleine Geschäfte an, die der Versorgung der Bewohner des Umfeldes dienten, 1865 kam mit „Auerbachs Hof“ die erste Schankwirtschaft an der Ecke zur Zimmerstraße hinzu.

    Der Plan von 1874 zeigt die nun schon vollständige Bebauung rund um den Antonsplatz zwischen Neustädter Markt und Brückenstraße.

    1898 eröffnete mit „Schindlers Roßschlächterei, Bier- und Speisehaus“, auch unter dem volkstümlichen Namen „Pferde-Schindler“ geläufig, daß wohl bekannteste Geschäft am Platz, der mit dem Jahr 1903 sein „s“ im Namen verlor und seitdem „Antonplatz“ hieß.

    1903 wurde auch das prächtige Eckhaus (postalisch Zimmerstraße 19) des Allgemeinen Konsumvereins an der Ecke zur Zimmerstraße errichtet, das diesen Platz an dessen Südseite prägte.

    Auch Jahrmarktsbuden des Marktes vom benachbarten Neustädter Platz standen hier und versorgten die Bevölkerung mit handelsüblichen Waren und fremden Köstlichkeiten. Bis der Markt auf Grund der Bebauung mit Opernhaus und Kunstsammlungen verlegt wurde.

    Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts entstand an der nördlichen Anlagenseite ein städtischer Autoparkplatz.

    Ein Großteil der Bebauung, auch der mittlerweile stattliche Baumbestand, hatte die Kriegszerstörungen 1945 überdauert. Noch lange war verschiedenes Kleingewerbe am Antonplatz zu finden, wie die Aufnahmen aus der Sammlung von Silvia Baum zeigen.

    Mit der Neugestaltung des Stadtzentrums mussten diese verbliebenen Häuser ab Sommer 1968 weichen, die geplanten großen Plattenbauten hinter dem Opernhaus brauchten entsprechenden Platz. Der Antonplatz verschwand endgültig aus den Stadtplänen. Die Neubebauung wurde postalisch der Mühlenstraße zugeordnet. Später wurde auf dem Platz das Veranstaltungszentrum „Forum“ errichtet, das nach seinem Abriss 2015 inzwischen auch wieder Geschichte ist.