Mit der Vorstellung der Firma Carl Diederich möchte ich einen weiteren Rückblick auf die Bebauung des ehemaligen Chemnitzer Johannisplatzes geben. Er galt als der verkehrs- und geschäftsreichster Platz in der Innenstadt.
Das Grundstück Theaterstraße 1 wurde 1902 vom Kaufmann Theodor Dietzel erworben und im Rahmen des neuen Durchbruchs zum Markt und dem Anlegen der Friedrich-August-Straße bis 1904 mit einem prächtigen Geschäftshaus bebaut, vis-a-vis des ebenfalls in diesem Zeitraum errichteten Hotel Stadt Gotha und natürlich dem Modehaus Schellenberger als direkten Gegenüber an der Ecke zur Königstraße. Mit der Ausführung wurde die Chemnitzer Firma C.T. Steinert – Hoch- und Tiefbau, Sonnenstraße 15, beauftragt.
Erste Mieter waren unter anderem das Herrenbekleidungsgeschäft von J. Mannes. Bis 1908 hatte auch das amerikanische Konsulat in der zweiten Etage seinen Geschäftssitz. Nach dem Kauf des Grundstücks 1907 durch Fabrikdirektor Escher wurde die Firma Hertel & Gläser – ein Weißwaren- und Posamentengeschäft – neuer Mieter der Geschäftsräume.
Schließlich gab es 1911 erneut einen Besitzerwechsel. Die Herren Carl Georg Diederich aus Magdeburg und Rudolf August Herzog aus Chemnitz gründeten ein großes Herrenbekleidungsgeschäft und etablierten es als das größte Spezialgeschäft der Branche in der Innenstadt von Chemnitz. 1913 kam Herr Eugen Ludewig Huberty, ebenfalls aus Chemnitz, zur Gesellschaft hinzu.
„Diese Firma widmet sich der Herstellung und dem Vertrieb von Herren-, Jünglings-und Knabenkleidung. Durch Großeinkauf zusammen mit vielen ersten Häusern der Branche ist sie in der Lage, dem Konsumenten hochwertige Waren zu niedrigsten Preisen zu bieten. Hierdurch, sowie durch das Bestreben, die Kundschaft stets auf das Beste und Zuvorkommendste zu bedienen, erwarb sie sich die Beliebtheit und den guten Ruf, deren sie sich in immer größerem Maße erfreut.
Ein äußerer Beweis für den Erfolg der Firma sind die steten Umgestaltungen und Neuerungen, die im Laufe der Zeit in ihrem Hause vorgenommen werden mußten.
Erst im Jahre 1927 wieder mußte der zweite Stock in Verkaufsräume umgewandelt werden. Hier ist getrennt von den Verkaufsräumen für fertige Kleidung ein Maß-Atelier geschaffen worden, das sich gleichwertig an die Seite erster Häuser des Reiches stellt. Die Firma bleibt bemüht, ihre Leistungsfähigkeit im Interesse ihrer Kundschaft stets zu erhöhen.“
So wiederzufinden als Vorstellung des Unternehmens 1929.
Mit der ständigen Sortimentserweiterung galt es bis zum Anfang der 30er Jahre als größtes Verkaufshaus für Herren-, Knaben und Sportbekleidung. Hier fand der Automobil- und Motorradfahrer ein großes Lager in Leder, Stoff und Cord, Loden-Kleidung, sowie Ausrüstung für Reise und Sport. Der gediegene Herr konnte sich auch in der eigenen Kürschnerei einen Pelz anfertigen lassen, sofern er das nötige Kleingeld besaß.
Mitte 1932 erfolgte die Zwangsverwaltung und Auflösung der Firma.
Mit der Gründung des neuen Geschäfts für Herren-Kleidung und Herren-Artikel „Rekord“ Gürtler und Schaar wurde noch im selben Jahr ein gleichwertiger Nachfolger für das Haus Theaterstraße 1 gefunden. Am 30. September 1932 erfolgte die Eröffnung des Modehauses. Zwei Herren, die im Chemnitzer Wirtschaftsleben aufs Beste auch auf Grund Ihrer Fachkenntnisse bekannt waren, hatten sich zusammengefunden. Ziel des Geschäftes war es, dem Publikum besonders preiswerte Qualitätsware anzubieten und damit auch wirkliche „Rekord“-Leistungen zu erbringen.
Das florierende Geschäft war nach modernen Grundsätzen aufgebaut und umfasste des Erdgeschoß und den 1. Stock. Unter der Leitung des Rabensteiner Kaufmanns Friedrich Schaar bot es dem Publikum alle Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten.
Bis zur bitteren Zerstörung 1945. Das Geschäftshaus wurde bei Bombenangriffen getroffen, brannte wie die gesamte Umgebung aus und wurde abgerissen.
Was bleibt sind Erinnerungen….
Quellen: Jubiläumsschrift des Handelskammerbezirkes Chemnitz 1929; Führer durch Chemnitz 1913; Chemnitzer Kalender 1929, Adressbücher der Stadt Chemnitz; zu finden unter SLUB-Dresden.de; u.a.)