In diesem Bericht möchte ich kurz die Entstehung der sogenannten „Neuen Schlossteichanlagen“ in Chemnitz zusammenfassen.
Die Ende der 20er Jahre eingetretene Weltwirtschaftskrise traf auch die Chemnitzer Firmen hart. Auch das größte Unternehmen der Stadt, die Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG musste Konkurs 1930 anmelden und seine Arbeiter entlassen. Die teilweise mehr als 70 Jahre alten Gebäude und Anlagen standen nun leer und verfielen zusehends.
1933 erwarb die Stadt dieses Areal zwischen Hartmannstraße, Bergstraße und Matthesstraße und begann das Fabrikgelände abzureißen. Das kontaminierte Abbruchgelände erforderte eine Sanierung des Terrains bis in eine Tiefe von zwei Metern und die Bergung von 12.000 m³ Bruchsteinen sowie 150.000 kg Eisen und Buntmetall aus dem Erdreich. Im Winter 1933/34 wurden in diesem Bereich 48.000 m³ Schloßteichschlamm abgelagert, um die Vegetation auf der geplanten Parkanlage von 33.000 m² zu ermöglichen.
Die neue unter der Oberbauleitung von Stadtbaurat Fred Otto im französischen Gartenstil erbaute Anlage erfuhr eine 2,5 Meter hohe Terrassierung und wurde danach gartenarchitektonisch aufbereitet. Auf dem höchsten Abschnitt entstand ein Brunnenhof mit einem 300 m² großen Becken, aus dem sich eine 8 Meter breite und bis zu 13 Meter hohe Wasserpyramide erhob, die von innen elektrisch beleuchtet wurde. Die Gesamtanlage wurde am 29.05.1938 eingeweiht.
Mit Leuchtbrunnen, Steinpergolen und Baumparterre entstand hier ein einzigartiges Ensemble. An den Treppenaufgang zum Leuchtbrunnen versetzte man die „Vier Tageszeiten“ von Johannes Schilling. Die vier Figuren tragen die Titel Morgen mit Erwachen und Morgentau, Mittag mit Streben und Arbeit, Abend mit Musik und Tanz und Nacht mit Schlaf und Traum. Ursprünglich standen die 1871 fertiggestellten Originale auf der Brühlschen Terrasse in Dresden. Aufgrund von Witterungsschäden wurden diese durch Bronzeabgüsse ersetzt. Die Originale wurden 1898 der Stadt Chemnitz geschenkt. Von 1909 bis 1928 standen sie als Zierde einer Brunnenanlage auf dem Theaterplatz, bevor sie dem Neubau des „Chemnitzer Hofes“ weichen mussten. Sie wurden von der Stadt eingelagert und in das neue Konzept der neuen Schloßteichanlagen einbezogen. Die Figuren waren durch die Umwelteinflüsse stark angegriffen. In einem Bretterverschlag am Schlageterplatz (Park der Opfer des Faschismus) wurden sie dank fachkundiger Hände restauriert und auf ihre Reise vorbereitet. Im November 1936 wurden die Schillingschen Figuren an ihrem jetzigen Standort aufgestellt.
Neben dem Springbrunnen wurde ein weiterer Parkabschnitt geschaffen. Im 400m² großen Rosengarten wurde die von dem Chemnitzer Künstler Richard Scheibe geschaffene Bronzeskulptur „Morgenröte“ 1937 aufgestellt. Nach wiederholtem Vandalismus wurde sie vor Jahren vorsorglich in Sicherheit gebracht und befindet sich jetzt im Bestand der Städtischen Kunstsammlungen. Heute erinnert nur noch der leere Sockel an ihren einstigen Standort.
Die Bilder zeigen die Anlagen kurz nach ihrer Fertigstellung.
2001 wurde die Parkanlage um den Leuchtbrunnen nach historischem Vorbild restauriert. Von 2010 bis 2011 wurden die Schillingschen Statuen weiteren Restaurierungsarbeiten unterzogen. Damit die Figurengruppen in den Wintermonaten vor Beschädigungen und Schmierereien geschützt sind und keinen allzu starken Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, werden die Kunstwerke zur kalten Jahreszeit von Glasumrandungen umhüllt. Wie es heute um die Schillingschen Figuren am Schloßteich aussieht, zeigen die verlinkten Aufnahmen.
(Quellen: VS-Aktuell 03/2012 – Ein Chemnitzer Prunkstück – Autor Wolfgang Bausch, Skulpturen und Plastiken in der Chemnitzer Innenstadt –Webseite der Stadtbibliothek Chemnitz, Chemnitzer Adressbuch 1939, u.a.)