Schon seit langer Zeit hat man in der sächsischen Industrie-Metropole dem Radrennsport lebhaftes Interesse entgegengebracht und einige Mitteilungen über die Pflege des Radsports in früherer Zeit in Chemnitz werden gewiss bei den Sportsfreunden Interesse finden.
Am 30. April 1883 wurde der 1.Chemnitzer Radfahrverein, der „Chemnitzer Bicycle-Club“ gegründet. Zweck des Vereines war „das für die Gesundheit so sehr zu empfehlende Velocipedfahren so viel wir möglich zu verbreiten“. Erster Vorsitzender war der Kaufmann C.A. Voigt. Vereinslokal war das Union-Hotel in der Wiesenstraße 33. 1884 wurde der Photograph Carl Witte Vereinsvorsitzender.
Bald wurden 2 Herren, Johannes Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke, Mitglieder dieses Vereines, die Chemnitz alsbald berühmt machen sollten. Am 15. Februar 1885 gründeten sie in der Poststraße 38/39 eine Velocipedhandelsgesellschaft und ließen ihre Firma unter dem Namen „Chemnitzer Velociped-Depot Winklhofer & Jaenicke“ in das Handelsregister eintragen. Der Vorläufer der späteren Wanderer-Werke.
Man unternahm Ausflüge auf Hochrädern im Kreise der Radfahrfreunde in die Chemnitzer Umgegend, und planmäßig suchte man dem neuen Sport immer neue Freunde zu gewinnen. Dies machte sich in den kommenden Jahren mit der Gründung neuer Chemnitzer Radsport-Vereine bemerkbar, die nun schnell die beginnende Sportbewegung verdeutlichten.
Am 3.September 1885 kam der „Chemnitzer Radfahrer-Club“ zur Förderung des Radsports und der Geselligkeit hinzu. Unter den Vorsitzenden Emil Schmidt wurden montags im Schützenhaus die Versammlungen abgehalten. Auch der sportliche Vergleich wurde immer beliebter und das Publikumsinteresse am Radfahren stieg stetig. Die ,,Bahnfrage“ fand bald Jahre ihre vorläufige Lösung.
Der „Verein für Rad-Wettfahren zu Chemnitz“ veranstaltete am Sonntag, den 10. Juli 1887, ein erstes grosses Preiswettfahren. Die Bahn befand sich in Furth auf dem Grundstück der Webstuhlfabrik. Die erwähnte Rennbahn war ein Aktienunternehmen und vom Chemnitzer Bicycle-Club begründet. Erbaut wurde sie von Herrn Bauunternehmer Becker, unter Leitung des Baumeisters Mehnert. Herr Arthur Tauscher vom Chemnitzer Bicycle – Club hatte damals den Vorsitz und die Bahnleitung, Herr Ernst Tonndorf vom Berliner Bicycle – Club Germania war Schiedsrichter, Herr Johann Winklhofer vom ersten Chemnitzer Bicycle-Club Zielrichter. Das erste Rennen war offen für Mitglieder des Chemnitzer Bicycle-Clubs und des Vereins für Radwettfahren, also nur für Herrenfahrer. Max Würkert gewann damals den ersten und Fritz Stüwe den zweiten Preis im Erstfahren. Max Krapf gewann den Entscheidungslauf der Erstfahrer.
Ein weiterer Hinweis auf die Bahn dann in der Ausgabe vom 18.10.1887 der Wiener Allgemeinen Sport-Zeitung: „Am Sonntag, den 2.Oktober 1887 erzielten die Herren Louis Stein und Otto Stumpf beim erstmals veranstalteten Herbstmeeting im Tandemfahren über 2400m in 4 Min 29 Sek. den Rekord auf dieser Distanz.“
Noch manche Namen finden wir später verzeichnet, darunter auch den des bekannten Chemnitzer Sportmannes Willy Pöge vom ersten Chemnitzer Bicycle-Club.