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Willy Pöge – einer der besten Rennfahrer seiner Zeit

    Zu Beginn des 20 Jahrhunderts setzte sich der Automobilismus zunehmend durch. Verschiedene Konkurrenzen wurden im Deutschen und Österreichischen Kaiserreich seinerzeit abgehalten, um die Wagen auf Schnelligkeit, Leistung aber sehr oft auf Zuverlässigkeit zu testen. Ein echter Chemnitzer war in den Jahren zwischen 1902 und 1910 der bedeutendste und erfolgreichste deutsche Automobilherrenfahrer, der in zahlreichen Wettbewerben des In- und Auslandes mit Preisen ausgezeichnet wurde.

    Eine Zusammenfassung des Lebens von Friedrich Elias Willibald (Willy) Pöge.

    Geboren wurde er am 2. Dezember 1869 in Chemnitz als einziger Sohn von Hermann Pöge, dem Besitzer der Maschinenfabrik und Werkstätten für Elektrotechnik, auch Chemnitzer Telegraphenbauanstalt genannt, die Selbiger 1874 auf der Zwickauer Straße 81 gründete, als ersten elektrotechnischen Betrieb Sachsens.

    Sportlich betätigte sich Pöge zunächst auf dem Hochrad, mit dem er seinerzeit als Mitglied des 1. Chemnitzer Bycicle-Clubs an verschiedenen Rennen ab 1889, so in Berlin, Leipzig und Chemnitz erfolgreich teilnahm und u. a. die Meisterschaft von Sachsen gewann. Dieses Rennen fand am 23.Juni 1889 im Rahmen des Frühjahrs-Rad-Wettfahren über 5000m auf der Leipziger Bahn statt. Zu finden ist er auch auf der Teilnehmerliste des Herbstrennens auf der Further Bahn 1889, wo er in Führung liegend doch nicht Sieger wurde. Auf Grund eines Preisrichterversehens wurden 11 statt 10 Runden gefahren. Mehr über die rasante Entwicklung des Radsports in Chemnitz gibt es in diesem Artikel zu lesen.

    1894 tritt er in die Firma seines Vaters ein, muß aber gleichzeitig noch seinen Militärdienst ableisten.

    Während der Dienstzeit bei der reitenden Artillerie in Dresden wurde Pöge auch mit dem Pferdesport näher bekannt und ritt verschiedene Hindernisrennen mit Erfolg. In Dresden lernte er als Leutnant des 1. Königl. Sächs. Feld-Artillerie-Regimentes Frau Elly Löhnert kennen, die Verlobung wurde zu Ostern 1894 angezeigt, Im Mai 1895 ehelichte er sie in Chemnitz. Später wurde die rennsportbegeisterte Frau auch seine Beifahrerin. Im selben Jahr stirbt der Vater Hermann Pöge.

    Mit Wirkung vom 1.April 1896 wurde die väterliche Firma umfirmiert und Pöge Vorstand der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Hermann Pöge, Chemnitz. Diese kaufte 1897 ein 22.000 m² großes Grundstück auf der Altchemnitzer Dorfstraße 52 und zog 1898 dorthin. Ab 1897 bis zu seinem Tode finden wir seinen Wohnsitz in der Kaiserstraße 50 (jetzige Barbarossastraße), wo er im 2.Stock eine große Wohnung bezog und auch bereits über einen Telefonanschluß verfügte.

    1902 begann Pöge mit einem kleinen de Dion-Wagen das Automobilfahren, später benutzte er einen 16 PS Darracq. Beides waren französische Unternehmen. Noch 1902 kaufte er sich einen Mercedes mit 60 PS und trennte sich fortan nicht mehr von dieser Marke. Oft stellten diese „Herrenfahrer“ gleich noch einen Chauffeur und Mechaniker mit ein, der die neuartigen Maschinen fahren und reparieren konnte. So auch der Unternehmer Willy Pöge – er entschied sich nach dem Kauf des Daimler-Motorenwagens für den jungen Otto Merz als Gehilfen und Beifahrer, denn Rennen wurden immer zu zweit gefahren.

    Er siegte 1902 und 1903 in zahlreichen Bahnrennen, so Ende August 1903 beim Rennen auf der Trabrennbahn in Frankfurt und am 26.Oktober im italienischen Padua. 1904 gewann er den ersten Kaiserpreis, wieder beim internationalen Rennen in Frankfurt, die zurückgelegte Distanz von 16km fuhr er in 12 Min. 30 Sekunden. Er wurde im Jahr später Dritter im Herkomerpreis, einer dreitätigen Tourenfahrt München – Baden-Baden – Nürnberg – München. Dazu erster im Kesselberg-Rennen und im Forstenrieder-Park-Rennen bei München, gewann 1906 den 2. Preis und 1907 den Semmering-Wanderpreis beim Bergrennen in Österreich.

    1908 nimmt er mit dem Mercedes-Werksteam am Grand-Prix von Frankreich bei Dieppe teil.

    Die erste Prinz-Heinrich-Fahrt, ein vom Bruder des deutschen Kaisers ausgelobter Tourenwagenwettbewerb, wird auf der Strecke Berlin – Hamburg – Köln – Frankfurt/M. 1908 zum ersten Mal gefahren. Pöge gewinnt wie auch 1909 jeweils den 2. Preis bei dieser Zuverlässigkeitsfahrt, dazu mehrere Sonderpreise in verschiedenen Wertungsprüfungen, die Erfolge ließen sich fortsetzen. 1910 siegte er gegen starke Konkurrenz in der russischen Kaiserpreisfahrt und gewann den goldenen Pokal des Zaren.

    Willy Pöge engagierte sich auch in seiner Chemnitzer Heimat, war 1906 Gründungsmitglied des Chemnitzer Automobilclubs und später Präsidialmitglied des Kgl. Sächsichen Automobil-Clubs.

    Auch die aufkommende Fliegerei hatte es ihm angetan. 1910 bereits ist er Mitglied im Chemnitzer Verein für Luftfahrt und übernimmt den Vorsitz der Sportkommission. 1911 absolvierte er die Flugzeugführer-Ausbildung in Johannistahl und lies sich in Berlin einen Eindecker bauen, eine Rumpler-Etrich-Taube. Auch in diesem Jahr wurde er Mitglied der Flugzeugkommission des Deutschen Luftschiffer-Verbandes. Siehe dazu auch der Beitrag Flugversuche 1911.

    Seit 1913 war Willy Pöge stark herzleidend. Er weilte daraufhin zu einem längeren Kuraufenthalt in Bad Nauheim, wo er am 12.05.1914 im Alter von 44 Jahren kinderlos verstarb. Mit Pöge schied einer der bekanntesten deutschen Automobilisten aus dem Leben, der maßgeblich dazu beitrug, daß sich der Automobilsport so prächtig in dieser Zeit entwickelte. Er blieb dabei immer ein Chemnitzer. Seine Firma führte Hr. Justizrat Moritz Beutler als Vorstand nach seinem Tode weiter.

    Quellen: Diverse Ausgaben der Allg. Automobilzeitung Wien zu finden unter https://www.onb.ac.at/, Dresdner Nachrichten, Zschopauer Anzeiger, Archiv von Mercedes (mercedes-benz-publicarchive.com), Festschrift zum 50 Jährigen Bestehen der Eletricitäts-Aktiengesellschaft Pöge 1924 – Dank an Mike Hähle)