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Karl-Marx-Stadt 1963

    In den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatten viele freiwillige, aber auch zwangsverpflichtete Helfer dazu beigetragen, die Trümmer zu beseitigen und Platz für das neue Karl-Marx-Stadt zu schaffen. Durch diese radikale Beseitigung entstanden neue Baufluchten und Baulinien, ein von Freiflächen geprägtes Gebiet, das jahrelang zum Streitobjekt der Stadtplaner wurde. Die Pläne für die Neugestaltung waren vielfältig, das künftige Stadtzentrum sollte nicht wie früher durch eine Vielzahl von Schornsteinen geprägt sein. Noch 1956 gab es Pläne zum Ausbau des alten Wallringes zur Ring-Allee, die Restaurierung einer City im Innern des Ringes und eine Erweiterung eines Ensembles am „Zentralen Platz“. Im Jahre 1959 wurde auf der Grundlage eines sozialistischen Städtebaukonzepts, das von einem Kollektiv junger Architekten ausgearbeitet worden war, eine neue Grundlage für den Wiederaufbau des Stadtzentrums geschaffen.

    Für die Gestaltung der Innenstadt ergab sich entsprechend der Bedeutung als Bezirksstadt die Forderung nach Großzügigkeit und leistungsfähigen Verkehrslösungen. Die Hauptachse des Stadtzentrums bildete die Straße der Nationen als geplante Hauptader des Geschäftsgebietes. Sie sollte den Theaterplatz mit dem noch zu schaffenden Zentralen Platz, dem Markt und dem Fritz-Heckert-Platz (heute wieder Falkeplatz) verbinden. Die Planungen für den Altstadtkern sahen vor, die traditionellen Plätze und Straßen beim Neuaufbau beizubehalten. In der Klosterstraße wurde in den 50er Jahren ein Anfang in diese Richtung gemacht, der dann aber schon nach kurzer Zeit durch die industrielle Bauweise abgelöst wurde.

    In der Straße der Nationen und in der Brückenstraße bestimmten diese Methoden bereits zum Zeitpunkt der Aufnahmen die Gestaltung der Innenstadt. Gleiche Fertigteile für alle Wohngebäude, einheitliche Betonfertigteile für Bürogebäude, gleiche Bauelemente für Läden und Folgeeinrichtungen.

    Schauen wir uns im Stadtzentrum 1963 um:

    Als letzter Rest der ehemaligen Stadtbefestigung steht der Rote Turm im Stadtzentrum. 1945 ausgebrannt, erhielt er 1957/58 seine alte Turmhaube zurück, das Kaffee am Roten Turm wurde 1959 errichtet und im Zuge der Innenstadtneubebauung 1996 abgerissen.

    Der Rote Turm mit seiner neuen Turmhaube, davor das Kaffee

    Das neue Rathaus hat 20 spannende Jahre hinter sich. In den 40er Jahren noch eingebettet in ein Häusermeer, erlebte es die Zerstörung und den Abriss der Häuserzeilen am Neumarkt und in der Friedrich-Auguststraße.

    Viel Platz bis zum Rathaus

    Die Bebauung der Klosterstraße wurde bereits Anfang der 50er Jahre als erstes innerstädtisches Bauprojekt zur Lösung des vorherrschenden Wohnungsproblems in Angriff genommen und fertiggestellt. Mittig unten noch das alte Geschäftshaus der Papiergroßhandlung von Richard Klippgen, dessen Hintergebäude zu diesem Zeitpunkt als Versorgungskontor für Papier und graphischen Bedarf dienten.

    Klosterstraße mit dem Rosenhof im Hintergrund rechts

    Der Dachaufbau der Jacobikirche schreitet voran. Neben dem Rathaus steht links das alte Gebäude des Kaffee Bienenstock, das in die Nachkriegsjahren noch als Haus des Handwerks überlebte.
    In Bildmitte die alte Reichsbank, links daneben das 1914 eingeweihte TIETZ.

    Blick hinüber zum Centrum-Warenhaus

    Wir blicken direkt in die ehemalige Theaterstraße in Richtung Johannisplatz. An der Brückenstraße entsteht am linken Bildrand gegenüber dem Gebäude der „Freien Presse“ bereits das nächste Bürogebäude, in dem der VEB Hochbauprojektierung sein neues Domizil findet und später im Erdgeschoss Fahrzeuge der „volkseigenen“ Produktion gekauft bzw. bestellt werden können.

    Theaterstraße ohne die prächtige Altbebauung

    Freier Blick auf die Straße der Nationen. Der Verlauf der neuen Prachtstraße ist bereits zu erkennen, davor wird das Baufeld für die weitere Bebauung erschlossen, aber es wird noch ca. 6 Jahre dauern, bis dort das neue Stadtzentrum zu erkennen sein wird.

    Baufeldfreimachung bis zum Markt

    Etwas näher herangezoomt erkennt man weitere Details. Im Vordergrund die gelagerten Abwasserrohre für die Entwässerung der neuen Wohn- und Geschäftshäuser an der Straße der Nationen. Die Straßenbahn biegt von der Brückenstraße in die ehemalige Königstraße ein und fährt weiter zum Johannisplatz.

    Das neue Gesicht des Stadtzentrums entsteht

    Vorbei am Roten Turm hat der Fotograf die Stände des Brückenmarktes und die Mühlenstraße eingefangen. Im Hintergrund das alte Elektrizitätswerk an der Nordstraße, davor der Giebel des 1935 eingeweihten Stadtbades.

    Das neue Kaffee am Roten Turm im Vordergrund dominiert...

    In Bildmitte der Straßenverlauf der Friedrichstraße hinüber zur Brückenstraße mit den Ständen des Brückenmarktes und dem Friedrichplatz. Dort stand das 1. Volksbrausebad, das aber dem Bedürfnis nach einem Parkplatz, wie hier im Bild auch noch zu erkennen, weichen mußte.

    Die Friedrichstraße mit dem Blick ins Theaterviertel

    Bereits seit 1867 stand an dieser Stelle das alte Börsengebäude.
    In den Jahren 1922 bis 1924 ließ die Dresdner Bank die alte Börse abreißen und auf den Grundmauern den bis heute erhaltenen Neubau errichten. Rechts die letzten erhaltenen Häuser der Bebauung am Beginn der Zschopauer Straße.

    Das Gebäude der Dresdner Bank, davor die alte Langestraße, die in die Poststraße einmündet