Zum Inhalt springen

Dem Wirken und Schaffen des Chemnitzer Architekten Curt am Ende widme ich diesen Beitrag. Noch heute finden wir Zeugnisse seiner Arbeit im Chemnitzer Stadtbild.

Geboren wurde Friedrich Curt Amende am 21. Mai 1889 als Sohn eines Chemnitzer Baumeisters. Karl Herrmann Amende, der Vater des Protagonisten, verlegte sein Baugeschäft im Jahr 1905 in die Mühlenstraße 47. Die Wandlung des Familiennamens mit der Trennung zu „am Ende“ finden wir ab 1916 im Adressbuch. Warum dies geschah, bleibt offen.

Umbau der Wolfner Mühle nach Plänen von Curt am Ende

Curt (gelegentlich auch Kurt geschrieben) trat nach Abschluss seiner Ausbildung an den Technischen Staatslehranstalten und einem dreijährigen, für ihn sehr förderlichen, Praktikum bei Wilhelm Kreis in Düsseldorf in das Baugeschäft ein und gründete dort 1919 sein eigenes Architekturbüro. Gemeinsam mit seiner Mutter Auguste Minna und seinen Brüdern Eduard Paul und Max Willy bewohnte die Familie seit 1914 das Haus Henriettenstraße 31. Paul war ebenfalls Baumeister, Willy hatte eine kaufmännische Ausbildung zum Buchhalter hinter sich und führte als Kaufmann ab 1916 eine Baumaterialienhandlung und Zementwarengeschäft auf dem Gelände des Vaters in der Mühlenstraße.

Die praktische Tätigkeit als Architekt wurde durch die Krise, die dem Ersten Weltkrieg folgte, verzögert. 1925 verlegte er sein Architekturbüro in die Marschallstraße 25 (am 1. September 1929 in Hübschmannstraße umbenannt). Ab Mitte der 1920er Jahre machte er sich einen Namen als Erbauer von Villen und Siedlungen für den sozialen Wohnungsbau. Nicht nur in Chemnitz sind seine Wohnbauten zu finden, sondern auch in vielen Orten und Städten des Erzgebirges. Ein Projekt war u.a. 1927 der Umbau der Wolfner Mühle in Markersbach, die 1926 von den Chemnitzer Kirchgemeinden erworben wurde und in ein Erholungs- und Wanderheim für die weibliche christliche Jugend umgestaltet wurde.

Annonce aus Deutschlands Städtebau Chemnitz - 1929
Gebäude in der Bornaer Frischborn-Siedlung

Immer wieder beteiligte er sich an Ausschreibungen und Architekturwettbewerben, die er erfolgreich meisterte. Sein Entwurf zum Wissmannhof fand enorme Zustimmung, wurde aber durch die Chemnitzer Spar- und Bauverein e.G.m.b.H. nur teilweise verwertet. Zu den bekanntesten und wichtigsten Arbeiten gehören weiter Teile der Siedlung Frischborn in Borna, die die Allgemeine Baugenossenschaft für Chemnitz und Umgebung mbH in den Jahren 1926-1928 errichtete. 1928 wurde er auch Mitglied des „Bund deutscher Architekten“ (B.D.A.)

Für die städtische Wohnhausbau GmbH errichtete er schließlich, nachdem er hier ebenfalls den Wettbewerb gewonnen hatte, 1928/1929 den Robert-Straube-Hof in Bernsdorf als das Markanteste seiner Siedlungsprojekte.

Gebäude der AOK Chemnitz und Mühlenstraße Mitte der 30er Jahre

Auch an der Gestaltung des Neubaues Kaffee EFREUNA wirkte er mit. Sein bedeutendstes Bauwerk war jedoch das Verwaltungsgebäude der Ortskrankenkasse – heute AOK Chemnitz – an der Müllerstraße. Hier erhielt er neben dem ersten Preis auch den Auftrag für die Ausführung. Vom Architekturwettbewerb bis zur Fertigstellung des Gebäudes 1931 verstrichen jedoch fast fünf Jahre. Besonders die einsetzende Weltwirtschaftskrise verlangsamte das Baugeschehen. Beeindruckend in ihrer förmlichen Sachlichkeit ist bis heute die große Schalterhalle im Inneren des Bauwerkes. Bei aller Modernität bewahrte Curt am Ende das regionale Kolorit, indem er das Gebäude in Rochlitzer Porphyrtuff kleidete.

Gebäude der AOK Chemnitz und Mühlenstraße Mitte der 30er Jahre

Auch an der Gestaltung des Neubaues Kaffee EFREUNA wirkte er mit. Sein bedeutendstes Bauwerk war jedoch das Verwaltungsgebäude der Ortskrankenkasse – heute AOK Chemnitz – an der Müllerstraße. Hier erhielt er neben dem ersten Preis auch den Auftrag für die Ausführung. Vom Architekturwettbewerb bis zur Fertigstellung des Gebäudes 1931 verstrichen jedoch fast fünf Jahre. Besonders die einsetzende Weltwirtschaftskrise verlangsamte das Baugeschehen. Beeindruckend in ihrer förmlichen Sachlichkeit ist bis heute die große Schalterhalle im Inneren des Bauwerkes. Bei aller Modernität bewahrte Curt am Ende das regionale Kolorit, indem er das Gebäude in Rochlitzer Porphyrtuff kleidete.

Etwa zeitgleich mit dem AOK-Gebäude errichtete Curt am Ende das Möbelhaus an der Mühlenstraße 34-36 (Fa. Moritz Lippmann), gegenüber dem Stadtbad. Das Möbelhaus ist jedoch recht konservativ gestaltet. Auch finden wir heute noch immer das ehemalige Clubhaus des C.B.C. (Chemnitzer Ballspielclub) im Poststadion am Marktsteig, für das er den Entwurf erstellte. Sein Wirken in den 1930er Jahren ist bisher wenig erforscht. Er muß aber weiterhin sehr produktiv gewesen sein, bekannt sind die Planung und Ausführung der Volksschule in Lengefeld im Erzgebirge in den Jahren 1938/39.

Im Jahr 1932 kaufte er das repräsentative Haus in der Parkstraße 17 auf dem Chemnitzer Kapellenberg, welches 1902 von Bruno Salzer, dem Inhaber der Firma Schubert & Salzer, errichtet wurde. Aufgrund seines Wohlstands konnte er sich dort einen luxuriösen Lebensstil leisten. Der Maler Will Schestak, der nach dem Krieg mit Curt am Ende befreundet war, erzählte darüber: Er hatte zwei Autos und einen Fahrer sowie mehrere Angestellte. Und er verreiste sehr gern. Voller Stolz erzählte er häufig, daß er in 34 Ländern der Erde war. Seine letzte große Reise unternahm er Anfang der fünfziger Jahre nach Brasilien, um in Rio Verwandte zu besuchen.

Das Haus in der Parkstraße wurde während der Bombenangriffe auf Chemnitz im Jahr 1945 zerstört. Er blieb unserer Stadt jedoch treu. Bis ca. 1964 wohnte er in der Michaelstraße 41 und danach noch bis mindestens 1968 in der Brückenstraße 16 (ab 1972 bis 1990 Karl-Marx-Allee). Nach Gründung der DDR 1949 mußte Curt am Ende das eigene Büro aufgeben. Seit August 1950 war er bei der Chemnitzer Außenstelle des VEB Industrie-Entwurf Berlin (VVB Bau-Union Ost) als Leiter einer Architektureinheit und Chefarchitekt tätig. In dieser Funktion war er u.a. mit Neubauten im Niles-Werk beschäftigt. 1954 wurde sein Büro zum Hochbau Karl-Marx-Stadt ausgegliedert. Curt am Ende, damals 65, ging in den wohlverdienten Ruhestand.

Am 21.November 1970 starb der Architekt in Leipzig.

(Quellen u.a: Texte von Jörn Richter (Verlag Heimatland Sachsen) in der Publikationen „100 Jahre AOK Chemnitz“ 1996 und „Chemnitzer Kalender 2007“; Adressbücher der Stadt Chemnitz zu finden unter SLUB-Dresden.de)