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Willy Schönefeld – Architekt und Visionär Teil 2

    „Einfachheit und Zweckmäßigkeit sind die Grundlagen zu Schönheit und Kraft“

    Fortsetzung seiner Biografie aus Teil 1.

    1926 bezog Willy Schönfeld sein neues Büro in der Chemnitzer Bahnhofstraße 5. In diese Zeit fallen auch seine visionären Entwürfe für ein Hochhaus als städtebaulicher Abschluss an der Königstraße und die Teilnahme an einem Ideenwettbewerb zu einem Geschäftshaus für den Dresdner Anzeiger. Beide Entwürfe orientierten sich an den imposanten Wolkenkratzern, die zu dieser Zeit in vielen amerikanischen Städten entstanden.

    1927 wurde er erneut nach Zschopau gerufen: Rasmussen (DKW- und Industriemogul im Erzgebirge) wollte seine Villa an der Neuen Marienberger Straße erweitern. Die vom Chemnitzer Architekturbüro Zapp & Basarke entworfene und zwischen 1913 und 1917 im Stil einer erzgebirgischen Wehrkirche erbaute Villa erhielt nach Plänen von Schönefeld einen Anbau und eine Erweiterung des Haupthauses mit Fremdenzimmern und einem Nebentreppenhaus.

    1928 verlegte er sein Büro in die Poststraße 8, in das Gebäude der Dresdner Bank – Filiale Chemnitz, das heute noch am Johannisplatz zu finden ist. Hier fand er für sich und seine Mitarbeiter im 3. Stock beste Arbeitsbedingungen.

    In diesem Jahr wurde auch der Wettbewerb um den Neubau der Ortskrankenkasse an der Müllerstraße ausgeschrieben, Schönefeld mußte sich hier Curt am Ende geschlagen geben, der vor Heinrich Straumer (Architekt des Chemnitzer Hofes) gewann. Sein Entwurf wurde aber für 750 Mark angekauft.

    Auch für ihr neues Produktionsgebäude suchten die ASTRA-Werke einen versierten Architekten. Der fünfgeschossige Gebäudekomplex in der Altchemnitzer Straße 41 wurde 1928 nach Plänen Schönefelds im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ als Stahlbetonbau errichtet und am 1. Februar 1929 eingeweiht. Heute beherbergt das Gebäude die Landesdirektion Sachsen.

    1933 musste er der Reichskammer der Bildenden Künste beitreten, in der Künstler, Kunsthändler und Kunstverleger unter dem Nationalsozialismus organisiert waren.

    In Auerbach/Erzgeb. wurde 1933 nach seinen Plänen das Anwesen des Fabrikanten A. Robert Wieland (Architekt auch hier ein Chemnitzer – Curt am Ende) um ein Wirtschaftsgebäude erweitert.

    Als bekennender Katholik betreute er auch die katholischen Gemeinden im Stadtgebiet. 1933 erfolgte unter seiner Mitwirkung die künstlerische Neugestaltung der 1945 zerstörten katholischen Kirche St. Johann Nepomuk am Roßmarkt.

    1934 lieferte er die Pläne für den Neubau der katholischen Kirche St. Antonius – Erfenschlager Str. 27, deren Grundsteinlegung am 8. Juli und bereits 3 Monate später, am 21. Oktober 1934, die feierliche Weihe der Kirche erfolgte. Aus seinem Büro stammten auch die Ausführungspläne für den Pfarrsaal der Kath. Pfarrgemeinde St. Joseph, Ludwig-Kirsch-Str. 19, der am 2. Mai 1937 eingeweiht wurde.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zwischen 1953 – Grundsteinlegung am 9. August – und 1955 – Weihe am 24. April – die neue katholische Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk an der Hohe Straße 1 nach seinen Plänen errichtet, wobei er auch die Bauleitung übernahm. Das ebenfalls geplante Gemeindehaus musste ebenso wie der Glockenturm 37 Jahre auf seine Realisierung warten, da 1955 der Weiterbau untersagt wurde. Als seine letzte Arbeit ist die Umgestaltung der Pfarrkirche der Heiligen Familie in Leipzig-Schönefeld im Frühjahr 1961 zu nennen.

    Nach einem vielseitigen und erfüllten Berufsleben starb Willy Schönefeld am 28. Oktober 1963 im Alter von 78 Jahren in Karl-Marx-Stadt.


    Sie haben Kenntnis von weiteren Gebäuden, die im Zusammenhang mit dem Architekten stehen? Ich freue mich auf jede Ergänzung zur Vervollständigung.

    (Quellen u.a.: Aufzeichnungen von Kurt Bauer, Chemnitz; Buch der Stadt Chemnitz 1926; versch. Berichte sächs. Zeitungen, zu finden unter SLUB-Dresden; Archiv von Carsten Beier – Zschopau)