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Blick zum Kapellenberg 1937

    Als Fortsetzung der Reihe mit historischen Luftaufnahmen der Stadt Chemnitz präsentiere ich euch diese seltene Aufnahme um das Jahr 1937 mit Blickrichtung Kapellenberg. Wir folgen dem Flugzeug in Richtung Flughafen. Oder wurde sie vielleicht aus einem Ballon heraus aufgenommen? Vor über fünf Jahren habe ich euch bereits ein ähnliches Bild vom Chemnitzer Innenstadtring aus dem Jahr 1928 gezeigt. Es zeigt ebenso wie dieses die enge Bebauung an der Theaterstraße.

    Schauen wir uns die Details genauer an. Beim Überfahren der Nummerierung werden weitere Informationen angezeigt. Die hellblauen Links führen wie immer zu bisher erschienenen Beiträgen auf dieser Webseite.

    1

    Theaterstraße

    Wusstet ihr, daß die Theaterstraße bis 1888 nur bis zum Pfortensteg ging und der Teil der Theaterstraße zwischen Nikolaibrücke (heute Falkeplatz) und Pfortensteg „Nicolaigraben“ hieß?

    2

    Brüderstaße - Nicolaistraße

    Im alten Chemnitz zwischen Kammergässchen und Roßmarkt gelegen. Weiter als Nikolaistraße bis zur Lange Straße. Der Name „Brüderstraße“ leitet sich vom nahegelegenen Franziskanerkloster, dessen Mönche als „Brüder“ bezeichnet wurden.

    3

    Lange Straße

    eine der ältesten Straßen der Stadt, ursprünglich „Langgasse“, hier kehrten früher gern Händler in den zahlreiche Gasthöfen ein, beliebte Geschäftsstraße vor 1945

    4

    Falkeplatz

    1907 erhielt der Platz an der ehemaligen Nikolaibrücke den Namen des Chemnitzer Handschuhfabrikanten Carl Bruno Falke, 1912 bis 1914 durch die Überbauung der Chemnitz verkehrstechnisch erschlossen

    5

    Leihamt und Feuerwache

    Nach den Entwürfen von Stadtbaurat Möbius wurden auf dem Gelände der ehemaligen Posthalterei die benötigten Räumlichkeiten für die Feuerwehr und das Leihamt geschaffen.

    6

    Fabrikanlagen Sondermann & Stier

    Bereits 1854 werden die Werkstätten für den Maschinenbau und die Baumwollspinnerei eröffnet, später Deutsche Werkzeugmaschinenfabrik und Marathon-Werke, 1945 zerstört

    7

    Kapellenberg

    zuerst „Hüttenberg“, dann „Deubners Berg“, ab 1886 auf Stadtplänen als „Kapellenberg“ geläufig, Höhenrücken früher in Privatbesitz, auf dem ab 1856 das Johanneum entstand, Wohnbebauung ab 1928

    8

    Sparkasse

    zwischen 1928 und 1930 entstand an der Ecke Stollberger Straße- Zwickauer Straße das von Fred Otto entworfene Sparkassengebäude

    9

    Nikolaikirche

    neue Nikolaikirche, nach Abbruch der alten Kirche zwischen 1886 und 1888 nach Plänen von Chr. Schramm (Dresden) gebaut, Turmhöhe 65 m, 1945 größtenteils zerstört und abgetragen

    10

    Fa. Hermann Stärker

    sie galt als eine der ältesten und bekanntesten Firmen der Chemnitzer Strumpfindustrie, erste Fabrikanlagen unterhalb des Kaßbergs ab 1860 - 1945 größtenteils zerstört.

    11

    Land- und Amtsgericht

    auf dem Areal zwischen Hohe Straße - Gerichtsstraße - Kaßbergstraße wurde zwischen 1875 und 1877 ein großer Komplex mit Gerichtsgebäuden und Gefangenenanstalt errichtet

    12

    Gewerbekammer Hohe Straße

    als Verwaltungsgebäude für die Gewerbekammer auf dem Grundstück Hohe Straße 8 gebaut und am 12. Juni 1912 eingeweiht. Ab 1. April 1935 Nebenstelle der Handwerkskammer.

    13

    Heroldhaus

    in nur 137 Tagen entstand 1937 dieses Verwaltungsgebäude für die Volks- und Lebensversicherungsgesellschaft „Deutscher Herold“ im Stil der neuen Reichsarchitektur

    14

    Bahnhof Nikolaivorstadt

    mit dem Umbau der Eisenbahnstrecke Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die alte Haltestelle „Chemnitz-Nicolai“ verlegt und das neue Bahnhofsgebäude am 6. September 1906 als Bahnhof „Nikolaivorstadt“ eröffnet.

    15

    Villenviertel Stollberger Starße

    Um 1860 wurde für das Gebiet zwischen Stollberger Straße und Neefestraße ein Bebauungsplan erarbeitet und die ersten Straßen bis zum Goetheplatz abgesteckt. Erste Villen an der Stollberger Straße entstanden.

    Auf dem nebenstehenden Stadtplan finden sie noch einmal die Standorte der beschriebenen Objekte.

    Kompakt ist die Bebauung entlang der Theaterstraße (1) und der parallel verlaufenden Brüderstraße/Nicolaistraße (2) am linken unteren Rand. Die Bäume kennzeichnen den Roßmarkt, der zu dieser Zeit bereits als bewachter Parkplatz genutzt wird. Zudem erkennen wir die heute nicht mehr existente Lange Straße (3), die vom Falkeplatz links abzweigt.

    Darüber sehen wir das Areal mit überdachtem Falkeplatz (4) und Deutscher Bank, links das E-Werk der Städtischen Straßenbahn mit den 2 Schornsteinen an der ehemaligen Falkestraße, die Aue mit dem Leihamt und die Schadestraße (5) mit der im Jahr 1906 eingeweihten Hauptfeuerwache der Berufsfeuerwehr. Oben links erkennen wir die weniger bekannten Fabrikanlagen der Firma Sondermann & Stier (6), die zu den ehemals größten Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabriken gehörte.

    Auf dem Kapellenberg (7) sind die Straßen zwar bereits angelegt, eine Wohnbebauung gibt es dort allerdings noch nicht. Darunter sehen wir markant die Nikolaikirche (9) mit ihrer spitzen Turmhaube und davor das wenige Jahre alte Sparkassengebäude (8), das seit 2007 als „Museum Gunzenhauser“ genutzt wird.

    An der Zwickauer Straße gegenüber befindet sich das Central-Theater, ein bedeutendes Varieté- und Operettentheater. Die Fabrikanlagen der Firma Hermann Stärker AG für Strumpfwaren (10) befinden sich etwas zurückgesetzt am Kellerweg und am Chemnitzufer. Auf dem Kaßberg erheben sich die noch heute imposanten Gerichtsgebäude (11). Wenn wir der Hohen Straße Richtung Reichsstraße folgen, erkennen wir das Verwaltungsgebäude der Gewerbekammer (12).

    Der Gebäudeneubau der Volks- und Lebensversicherungsgesellschaft „Deutscher Herold“ (13) an der Kreuzung zur Zwickauer Straße hilft uns dabei, das Datum der Aufnahme zu bestimmen.

    Der nicht weit entfernte Bahnhof Nikolaivorstadt (14) hat sich zu diesem Zeitpunkt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt entwickelt. Von hier aus gelangt man mit dem Bus schnell zum Flughafen hinauf. Das Villenviertel an der Stollberger Straße (15) wurde von gut betuchten Chemnitzer Kaufleuten und Aristokraten wie Hartmann, Hösel und Schwalbe geprägt. Esche und Stärker sind vielen geläufig. Sie ließen sich prächtige Gebäude auf großzügigen Grundstücken errichten.

    Soweit der Blick auf die Stadt im Jahr 1937.

    Als Ergänzung empfehle ich die Informationen im Luftbild zum Falkeplatz 1927.

    Stadtplanausschnitt 1935