Zum Inhalt springen

Automatenrestaurants – Teil 3

    Fortsetzung des 2. Teils der Geschichte der Automatenrestaurants in unserer Stadt.

    Auch im Gebäude der 1930 eröffneten Sparkasse am Falkeplatz war im Erdgeschoß kurzzeitig der Falke-Automat untergebracht, Informationen dazu fehlen aber vollständig.

    Der Erste Weltkrieg hatte auch bei den verbliebenen Automatenrestaurants seine Spuren hinterlassen. Die Betreiber spekulierten auf ein Wiederaufleben, doch die mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln ließen ihre Hoffnungen schnell Schwinden.

    In Deutschland brachte die ab 1914 einsetzende Inflation, die sich ab Mitte 1922 zur Hyperinflation ausweitete, die Automatenbesitzer in große Schwierigkeiten. Die Münzen waren bald wertlos. Eine Umstellung hätte die Münzautomaten mechanisch an ihre Grenzen gebracht. Fast wöchentlich wurde neues Papiergeld gedruckt, für das nichts in die bereitgestellten Gläser und Tassen floss. Das vorläufige Ende der Automatenrestaurants.

    Ab 1930 öffneten, trotz der Weltwirtschaftskrise, einige Automat-Gaststätten wieder ihre Pforten. Hinter den Kulissen wurde wieder gekocht, gebacken und aufgefüllt, geputzt und gewienert. Wie sie sich trotz hoher Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und Abbau von staatlichen Sozialausgaben über Wasser hielten, bleibt vorerst im Dunkeln. Um einen halben Liter Bier zu bekommen, mußte man nun schon etliche Messing-Zehner locker machen und auch die belegten Brötchen nahmen sich sehr bescheiden aus.

    Einen Schub erhielten die Betreiber 1934 mit dem Erlass des Reichsgesetzes über den Verkauf von Waren aus Automaten, das die Förderung der deutschen Automatenindustrie unter Wahrung der Interessen des Einzelhandels zum Ziel hatte. Darin waren z.B. festgelegt, das Waren nur auf Rechnung des Schankwirts abgegeben werden durften, wenn sie selbst hergestellt und an Ort und Stelle verzehrt wurden.

    Die nachfolgende kriegsbedingte Mangelwirtschaft und die Einführung von Lebensmittelkarten für den Bezug aller Grundnahrungsmittel erschwerten die Arbeit der Automaten bis zur Aufgabe in den letzten Kriegsjahren.

    Weitere Automaten-Restaurants in Chemnitz in der Kurzvorstellung:

    König-Automat

    Am Anfang des Marktgäßchen, an der Ecke zum Markt befand sich bereits seit 1895 die Weinhandlung verbunden mit der Weinstube „Zum besten Deutschen“ von Gaetano Rosnati. Der gebürtige Italiener Rosnati, besaß selbst Weinberge in Italien und an der Mosel, hatte seit 1891 auch eine Versandgeschäft in der Theaterstraße 1 und machte sich um die Verbreitung italienischer Weine in Sachsen und Deutschland verdient. Doch kurz nach seinem 25jährigen Jubiläum 1905 im Weinvertrieb mußte er auf Grund der schlechten Wirtschaftslage Konkurs anmelden. Die Weinstube wurde geschlossen, die umfangreichen Lager wurden meistbietend versteigert und erst im Januar 1908 nach einem Vergleich mit den Gläubigern das Verfahren eingestellt. Die Weinhandlung blieb nach einer Umfirmierung 1906 bis 1938 erhalten.

    Dem Trend folgend richtete er 1909 in den seit langem gemieteten Räumen ein Automatenrestaurant ein, den „König-Automat“. Dabei setzte er auf außergewöhnliche Werbung. 1910 ließ er eine große elektrische Uhr in den Boden des Lokals einbauen . Mit einer dicken Glasabdeckung versehen, konnte man über das etwa einen Meter große Zifferblatt gehen, das abends vom Keller aus elektrisch beleuchtet wurde und so die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zog. Rosnati hatte sie von den Besitzern des „Residenz-Automaten“ in Dresden erworben und gleichzeitig die Lizenz für die Amtshauptmannschaften Chemnitz und Zwickau übernommen.

    Doch auch diese Werbeidee konnte die Schwierigkeiten während und nach dem Ersten Weltkrieg nicht ausgleichen, 1922 verschwand der Automat an dieser Stelle, die Weinhandlung blieb in der Theaterstraße.

    Bürger-Automat - Äußere Johannisstraße 20

    Anstelle des ehemaligen Gasthauses „Vater-August“ entstand nach dem Tod des Wirtes und dem Verkauf 1911 ein schönes Gebäude mit Sandsteinfassade und reichem Skulpturenschmuck. Erste Mieter waren das Café Savoy und im Erdgeschoss der „Bürger-Automat“.

    Hinter diesem stand ein Konsortium Thüringer Geldgeber. Der Kaufmann Hermann Liebehenz aus Rudolfstadt und der Privatmann Bruno Hamann aus Erfurt gründeten 1911 das Restaurant „Bürger-Automat“. Bereits am 14. Februar 1912 wurde die „Bürger Automat Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ auf Blatt 6664 des Chemnitzer Handelsregisters eingetragen. Die beiden Herren brachten für sich und die weiteren 14 Gesellschafter 40 Automaten nebst zugehörigen Buffets, Restaurant- und Kücheninventar, insgesamt 65.000 Reichsmark Stammkapital ein. 1919/20 wurde das Gebäude Äußere Johannisstraße 20 von der Gesellschaft erworben, das Automatenrestaurant jedoch kurz darauf geschlossen.

    Nach dem Ersten Weltkrieg beherbergte das Gebäude in den Erd- und Obergeschossen zahlreiche Mieter, darunter ab 1927 die Tanzbar Libelle. Gleichzeitig hatte sich in diesem Jahr im Erdgeschoss das Gasthaus Reichelbräu eingemietet. Die „Bürger Automat Gesellschaft m.b.H.“ wurde am 24. Februar 1932 aufgelöst, ging in Liquidation und wurde schließlich Anfang 1938 nach Klärung aller Verbindlichkeiten aufgelöst. Das Vermögen der Gesellschaft und das zwischenzeitlich zwangsverwaltete Gebäude gingen auf die ehemalige Hauptgesellschafterin Frau Marta Lieberenz über, die bis zum Kriegsende und der Zerstörung des Hauses Eigentümerin blieb.

    Marktgäßchen-Automat

    Der Kaufmann Rudolf Gerecke, der erst den Automat im Hotel Stadt Gotha und bis 1921 auch den Automat auf dem Johannisplatz 7 führte, gründete am 4. November 1929 mit einem Stammkapital von 40.000 Reichsmark die Firma „Marktgäßchen-Automat G.m.b.H.“ und lies sie am 12. des Monats ins Handelsregister eintragen. Im Gebäude Marktgässchen Nr. 3 fand er neben dem bekannten Modehaus Steigerwald & Kaiser und dem Nebenausgang der Kammerlichtspiele einen ideale Lokalität für sein Vorhaben. Zahlreiche Passanten nutzen die Fußgängerzone mit ihren vielfältigen Geschäften zwischen Markt und Lange Straße für Ihre Einkäufe. Da sollte doch auch ein Schnellrestaurant eine Zukunft haben. Doch schon 1934 mußte die Gesellschaft Liquidation anmelden, Rudolf Gerecke führte nach Umwandlung der Gesellschaft ab 1. Januar 1935 unter der Bezeichnung „Marktgäßchen-Automat Rudolf Gerecke“ weiter. 1939 übernimmt der Schankwirt Heinrich Post – ein Neuchemnitzer – bis zur Zerstörung 1945 das Automatenrestaurant.

    Fortsetzung und Schluß demnächst im Teil 4…

    (Quellen u.a.: Adressbücher  der Stadt Chemnitz – zu finden unter sachsendigital.de, Handelsregistereinträge im Reichsanzeiger zu finden unter UB Mannheim – Periodika; Sammlung Chemnitzer Hobbyhistoriker)