Als Erinnerung an den Überflug des Luftschiffes LZ 126 (auch ZR 3) entstand am 26. August 1924 während der Deutschlandfahrt dieses Luftbild der Chemnitzer Innenstadt. Im Mittelpunkt der Theaterplatz (bis 1922 Königsplatz, davor bis 1909 Neustädter Markt) und das Gebiet rund um die Königsstraße.
Schauen wir uns die Details genauer an. Die Nummerierung bietet beim Überfahren des Objekts weitere Informationen.
Opernhaus
Am 1. September 1909 als Neues Stadttheater in Anwesenheit des Königs Friedrich August von Sachsen eingeweiht, bis 1918 privatwirtschaftlich mit einem Pachtvertrag betrieben, danach städtisch, seit November 1924 trägt es die Bezeichnung „Städtisches Opernhaus“.
St. Petri-Kirche
Grundsteinlegung 1885 – 1888 eingeweiht, zählte zu den größten und schönsten Kirchen Sachsens. Der Kirchturm mit einer Höhe von 82 Metern war für Jahre das höchste Bauwerk der Stadt.
König-Albert-Museum
Im Zuge der umfassenden Neugestaltung des Neustädter Marktes nach den Entwürfen von Stadtbaurat Möbius errichtet, als neues Heim für die Kunstsammlungen und die naturwissenschaftliche Sammlung 1909 eingeweiht und nach dem sächsischen König benannt.
Brunnenanlage mit Schilling'sche Figuren
Die Figuren sind ein Meisterwerk von Johannes Schilling, die Originale kamen auf Schenkung von König Albert 1898 nach Chemnitz – seit 1909 am Königsplatz, im Beisein des Sächsischen Königs eingeweiht
Technische Staatslehranstalten
Am 2.September 1875 erfolgte die Grundsteinlegung zu diesem repräsentativen 74 m breiten und 21 m hohen Bau. Entwurf und Vollendung lagen in den Händen von Professor Alwin Gottschaldt, Baumeister und erster Lehrer der Bauwissenschaft. Das denkmalgeschützte Gebäude am Schillerplatz trägt seit 1986 den Namen des verdienstvollen Wissenschaftlers Ernst Theodor Böttcher.
An der Ecke der Albert- und Carolastraße entstand zuerst ein gotischer Villenbau, ursprünglich Wohnsitz eines der bekanntesten Großindustriellen der Stadt, des Herrn Kommerzienrates Johann von Zimmermann. Ab 1885 Hotel – 2007 Teilabriss
versteckt hier in der Rabatte, ältestes Denkmal der Stadt, 1856 eingeweiht – 1941 abgebaut und vermutlich für Kriegszwecke eingeschmolzen.
Gasthaus zur Linde
eines der ältesten Gasthäuser der Stadt, als „Schenkhaus bey denen Linden an der Vogelstange“ 1727 von der Stadt erworben und anfänglich verpachtet, im Gartengrundstück befand sich zwischen 1924 und 1930 der beliebte Sommerzoo.
Bahnunterführung Dresdner Platz
– Im Rahmen des Umbaus der Strecke Dresden–Werdau zwischen dem Hauptbahnhof und Kappel ab 1903 errichtet, der Bahnübergang am Dresdner Platz entfiel dadurch.
Gebäude der Reichseisenbahn
an der Straße „Am Hauptbahnhof“, frühere Albertstraße. Von rechts: Eisenbahn-Bauamt (Nr.2) Eisenbahn-Maschinenamt (2a), Eisenbahn-Betriebsdirektion (4), Hauptbahnhof (6)
Waisenschule
eine der ältesten Chemnitzer Schulen zu diesem Zeitpunkt, entstand 1859/1860 auf dem Gelände der ehemaligen Ratsziegeleischeune. Zur Einweihung zogen über 3.600 Schüler in das stattliche Schulhaus.
Königstraße
Sie war die Einkaufsmeile der Chemnitzer, Geschäft an Geschäft reihte sich vom Johannisplatz bis zum Theaterplatz aneinander, in ihrem Verlauf fast identisch mit der heutigen Straße der Nationen.
bekanntes Modehaus, seit 1889 hier an der Kreuzung zur Brückenstraße, 1945 zerstört wie ein Großteil der Umgebung, Interimslösung ab 1946 im Admiralspalast
Admiralspalast
Als Hotel 1912 in der Gartenstraße 6 nach den Plänen der Chemnitzer Architekten Kornfeld & Benirschke errichtet, galt der Admiralspalast als eines der größten Bier- und Speiselokale der inneren Stadt, überstand den 2. Weltkrieg, im Zuge der städtischen Neubebauung 1968 abgerissen.
Welche Begeisterung löste der Überflug 1924 in der Stadt aus. Man erkennt die zahlreichen Menschen, die sich auf und am Theaterplatz versammelt hatten, um das Luftschiff ungehindert beobachten zu können. Die Brunnenanlage mit den Schilling‘schen Figuren (4) wird 1928 dem Neubau des Hotels „Chemnitzer Hof“ weichen. Darüber geht nach links die Schillerstraße als zweispurige Allee ab, nach oben zweigt die Carolastraße vom Platz ab. Vergleiche dazu auch das Luftbild „Das Bahnhofsviertel 1928“ Der Baumbestand in der oberen Bildmitte gehört zum Lindengarten (8), der in den 20er Jahren den Chemnitzer Sommerzoo beherbergte, eine Filiale mit einem umfangreichen Tierbestand des Leipziger Zoos.
In der unteren Bildhälfte zwischen Brückenstraße und König-Albert-Museum (3) erkennen wir das sogenannte Museumsviertel mit den quadratischen Wohnhöfen an Museumsstraße, Zimmerstraße, Gartenstraße, die von der Marienstraße gekreuzt werden. Siehe dazu auch die Erklärung im Beitrag „Blick zum Theaterplatz“
Die Königstraße endet am Theaterplatz am Hotel Herrmann. Über diesem zweigt die Lindenstraße ab, die direkt zur Waisenschule (11) führt. Mit 54 Klassenzimmern eine der größten Schulen im Stadtgebiet und Bildungseinrichtung für die Kinder der Inneren Stadt.
Luftbild mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Eichhorn. Hervorgehoben sind Verweise zu bisher erschienenen Beiträgen auf dieser Seite.