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Metropol-Theater Teil 2

    Die Fortsetzung des 1. Teiles der ausführlichen Geschichte des „Metropol-Theaters“ in Chemnitz.

    1922 erfolgte der nächste Schritt und eine weitere Änderung der Geschäftsform. Am 7. März 1922 wurde der Gesellschaftsvertrag der „Metropol-Theater Aktiengesellschaft“  in Chemnitz abgeschlossen. Das Grundkapital betrug eine Million Mark, es zerfiel auf 1.000 auf die Inhaber lautende Aktien zu 1.000 Mark. Vorstand des Aufsichtsrates blieb Otto Schwenke.

    Die Gründer der Gesellschaft, die bei der Gründung der Gesellschaft sämtliche Aktien übernahmen und den Aufsichtsrat bildeten, waren in der Chemnitzer Geschäftswelt keine Unbekannten: Fabrikbesitzer Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg (Teppichfabrik und Masch. Anlagen zur Kunstseidenproduktion – Zwickauer Str.108); Fabrikbesitzer Hans Bernstein (Mech. Wollwarenfabrik „Sachsen“ – Parkstr. 48); Rechtsanwalt Dr. Martin Lappe – Kanzlei Markt 15; Direktor Hermann Blumenreich (seit 1921 am Central-Theater); die Fa. „Metropol-Theater GmbH“, die Chemnitzer Bank-Verein AG (ab 1912 prächtiges Bankhaus am Johannisplatz, in Vertretung durch Bankdirektor Wilhelm Dannhof); sowie die offene Handelsgesellschaft Fischer & Wolf – Berlin, vertreten durch Kaufmann Hans Fischer.

    Die Metropol-Theater GmbH hatte ihre Aktiva und Passiva sowie das Firmenrecht und das Grundstück (Blatt 42 – Grundbuch Niklasgasse) eingebracht, musste sich jedoch sofort in Liquidation begeben. Die Geschäftsanteile der GmbH wurden mit den früheren Darlehensbeträgen der neuen Gesellschafter verrechnet. Am 19. Juni 1922 wurde die „Metropol-Theater Aktiengesellschaft“ im Handelsregister auf Blatt 8521 eingetragen und führte rückwirkend ab dem 1. Januar 1922 die Geschäfte fort. Nach Beendigung der Inflation 1923 und Umsetzung der Währungsreform wurde am 18.Dezember 1924 auch die Umstellung des Grundkapitals auf 750.000 Reichsmark beschlossen.

    Die Programmgestaltung des Metropol blieb in der Form einer Kleinkunstbühne erhalten. Künstler, Komiker und Artisten allen Genres sorgten gemeinsam mit der hauseigenen Kapelle um R. Heidrich für kurzweilige Unterhaltung, wie uns die Programmannoncen zeigen.

    Allerdings hatte das Metropol-Theater wie alle anderen deutschen Kleinkunstbühnen auch permanent finanzielle Sorgen. Aus diesem Grund erfolgte im August 1928 ein Wechsel in der Leitung. Hermann Blum, seit der Eröffnung in der Vorkriegszeit Generaldirektor des Central-Theaters, behielt nur noch die Leitung des großen Varietés, während der langjährige Direktor der 1921 gegründeten Rosenhof-Künstlerspiele am Johannisplatz, Franz Schlangen, auch die Leitung im „Metropol“ übernahm. Nach gründlicher Erneuerung öffnete er Ende September das Haus unter der neuen Bezeichnung „Metropol Casino International“. Um den Etat zu reduzieren, ließ er seine engagierten Künstler in beiden Kleinkunstbühnen auftreten. Doch es half nichts, die Verhältnisse Ende der Zwanziger Jahre zwangen zur Aufgabe, im Sommer 1929 stellten beide Bühnen den Betrieb ein. Der aufkommende Tonfilm lockte die Besucher in die im selben Jahr entstandenen Chemnitzer Großkinos (Luxor-Palast – Filmpalast Roter TurmSchauburg).

    Einrichtung des „Metropol Casino International“ Chemnitz 1928

    Werbung 1928/29 für das mittlerweile umgebaute Theater

    Erst 1932 zog wieder Leben ins Haus ein. Es wurde komplett für den geplanten Kinobetrieb umgebaut und modernisiert. Am 5. Oktober 1932 wurde es als „Film-Palast Metropol“ mit dem Willy Forst-Film „Der Prinz von Arkadien“ vor geladenen Gästen eröffnet. Ermöglicht wurde dies durch eine Geschäftsänderung in der „Metropol-Theater-AG“. Am 23. September wurde ein neuer Gesellschaftsvertrag mit der jetzt ausgegliederten „Filmpalast Metropol-Gesellschaft m.b.H.“ zum Betrieb des Lichtspieltheaters abgeschlossen. Neue Geschäftsführer der Firma wurden Kurt Otto Schettler (Schönau) und Georg Rudolf Gutsch (Chemnitz) und am 8. Oktober offiziell unter Blatt 10770 ins Handelsregister eingetragen. Der Grundstein für das heute noch existierende Filmtheater. Trotzdem war die Öffentlichkeit skeptisch. Die großen Lichtspielhäuser, u.a. auch die Kammerlichtspiele am Markt, standen nach ihrem raschen Aufblühen zum größten Teil leer. Ein erweiterter Konkurrenzkampf weckte wenig Hoffnung auf Erfolg.

    Die „Metropol-Theater AG“ mußte ab 1933 zweifach ihr Aktienkapital reduzieren. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließen viele jüdische Geschäftsleute die Stadt. Dadurch entzogen sie der Gesellschaft auch ihre finanziellen Mittel. Die per Gesetz verordnete Gleichschaltung aller Kinos in der Reichsfilmkammer mit allen Verordnungen und Regelungen und die „Arisierung“ der Lichtspieltheater taten ihr Übriges.

    Mit dem Gesellschaftsvertrag vom 22. März 1937 wurde die Firma rückwirkend zum 31. Dezember 1936 aufgelöst. Das Vermögen ging als Ganzes auf eine von den Aktionären gebildete Gesellschaft bürgerlichen Rechts über. Diese Aktionäre waren: Bankdirektor Wilhelm Dannhof, Kaufmann Erich Dannhof, Bankdirektor Alfred Reich, Direktor Max Rübberdt, Direktor John E. Greeve (sämtlich auch im Aufsichtsrat der Astrawerke Aktiengesellschaft!) sowie Kaufmann Egon Leonhardt, alle in Chemnitz. Die Firma der Aktiengesellschaft war damit erloschen.

    Bereits im Sommer 1936 hatte Georg Rudolf Gutsch die Leitung des Filmtheaters abgegeben, letzter Geschäftsführer bis 1945 war Max Schilling. Auch wurde das Haus 1936 an den Kaufmann Arthur Stoppe in Leipzig verkauft. Das Filmtheater setzte bis zum Ende des 2. Weltkrieges die Filmvorführungen fort.

    Weiter geht es im 3.Teil…

    (Quellen: Zeitungsartikel versch. Sächsischer Tageszeitungen, Chemnitzer Kalender zu finden unter SLUB-Dresden.de; Nachweise aus dem Reichsanzeiger, zu finden unter digi.bib.uni-mannheim.de; Bilder und Postkarten aus der Sammlung Chemnitzer Hobbyhistoriker; Webseite des Metropol-Theaters; u.a.)