In Gedenken zum 100. Todestag
Viele Chemnitzer Grünanlagen tragen bis heute seine Handschrift. Während seiner rund 40jährigen Tätigkeit als Chemnitzer Stadtgärtner vergrößerte sich die Anlagenfläche von etwa 12 auf 210 ha. Er sah seine Lebensaufgabe vor allem darin, Schmuckplätze und Parkanlagen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Ein Rückblick auf sein erfülltes Leben.
Hugo Ernst Otto Werner wurde am 17. März 1854 in Freiburg (heute Świebodzice) in Niederschlesien geboren. 1868 begann er eine dreijährige Ausbildung zum Kunstgärtner im Fürstenstein’schen Schlossgarten in Waldenburg (Wałbrzych), der nur wenige Kilometer von seinem Geburtsort entfernt lag.
Berufserfahrung sammelte er zuerst im Botanischen Garten Berlin-Schöneberg. 1873 bis 1875 wurde er zum Militärdienst eingezogen und bekam im Anschluss eine Stelle als Obergehilfe im Großen Garten in Dresden, wo er in sieben Berufsjahren bis zum Obergärtner aufstieg.
1882 bewarb er sich auf die freigewordene Stadtgärtnerstelle in Chemnitz, im Gepäck ein Empfehlungsschreiben von Dresdens Kgl. Gartendirektor Bouché, der ihn als „kein Mann von mittelmäßiger Qualifikation“ beschrieb. Zum 1. Oktober 1882 war ihm die, durch Ableben des bisherigen Inhabers, zur Erledigung gekommene Stelle übertragen worden. Und schon 14 Tage später nahm er als technisch und künstlerisch gut ausgebildeter Stadtgärtner die Arbeit in unserer Stadt auf.
Seinen ersten Wohnsitz finden wir im Adressbuch 1883 auf dem Schloßberg 17 – dann zog er auf die Salzstraße 20, auf die Inselstraße 3 (ab 1885) und 8 (ab 1892). Letzter Wohnsitz bis zu seinem Tode wurde ab 1905 die Adresse Schloßberg 12 – das heutige Schlossbergmuseum – im Obergeschoß der damaligen Schloßgartenwirtschaft. In diesem Haus befand sich auch das Technische Büro der städtischen Gartenverwaltung, er hatte also stets kurze Arbeitswege.
Bereits zwei Jahre nach seiner Einstellung trat Werner in den 1859 in Chemnitz gegründeten „Erzgebirgischen Gartenbauverein“ ein. Von 1896 bis zu seinem Lebensende fungierte er selbst als Vorsitzender. Besonders hervorhebenswert aus seiner Tätigkeit im Verein war sein Engagement für das Zustandekommen von zwei großen Erzgebirgischen Gartenbauausstellungen 1895 und 1905, bei denen er den Vorsitz in der Geschäftsleitung und die Gestaltung übernommen hatte. Austragungsort dieser Veranstaltungen war jedesmal das Grundstück der Meyer‘schen Gastwirtschaft „Feldschlößchen“ zwischen Wartburg-, Bernsdorfer- und Zschopauer Straße (heute: Marie-Luise-Pleißner-Park).
1895 wurde er auf Grund seiner Verdienste um die Vorbereitung der 1. Gartenbauausstellung zum „Städt. Garteninspektor“ befördert. 1896 trat er der Königl. Sächs. Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“ Dresden bei.
lm Jahre 1900, als in Leipzig die Gartendirektorstelle frei geworden war, überkam den Chemnitzer Rat die Sorge, Werner könnte sich bewerben, was jedoch nicht erfolgte. Man erhöhte Werners Jahresgehalt ab 1. Januar und 1. Juli 1900 und verlieh ihm im gleichen Jahr den Amtsnamen ,,Städtischer Gartendirektor“.
Er war auch Mitglied der Kunsthütte Chemnitz und des Verschönerungsvereins. Ab 1907 auch Beisitzer im „Verein Deutscher Gartenkünstler“ Berlin und Mitglied im Landeskulturrat Sachsen, Ausschuss für Gartenbau.
1918 erhielt er vom Sächs. König das Kriegsverdienstkreuz in Anerkennung seiner besonderen vaterländischen Betätigung während der Kriegszeit.
Zu seinen Arbeiten:
Nachhaltig und mit Qualität prägte Otto Werner das städtische Grün. Sämtliche vor seinem Amtsantritt geschaffenen Anlagen, wie zum Beispiel die Schlossteichanlagen, wurden von ihm überplant. In den Jahren seines Wirkens schuf Werner nicht weniger als 15 repräsentative Stadtplatzanlagen und war an der Erweiterung zweier große Volksparks, dem Küchwaldpark und dem Stadtpark und beteiligt.
Der unter Denkmalschutz stehende Küchwaldpark kam im Jahr 1900 zur städt. Gartenverwaltung. Nach Werners Plänen entstand in den nächsten 15 Jahren ein Wald- und Volkspark, von dem heute leider nur noch Fragmente übrig sind. Ab 1904/05 begannen unter seiner Leitung die Ausbauarbeiten des Stadtparks, zuerst der Rosengarten später nach weiteren Grundstückskäufen 1908/1909 die Ausweitung bis zum Harthwald. 1914 war die von einem natürlich – landschaftlichem Charakter geprägte Anlage fertiggestellt. Einzige Ausnahme bildet der sogenannte Blumengarten, welcher regelmäßig angelegt ist und durch eine hohe Lindenhecke einen vom übrigen Park abgeschlossenen Abschnitt darstellt. Diesen hatte Werner mit einer Vielzahl von Stauden und Blütensträuchern ausgestattet, die nach ihrer Blühzeit und Farbe sorgfältig geordnet worden waren. Vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst bot er jedes Jahr ein farbenprächtiges Bild, ohne daß die Pflanzung jährlich erneuert zu werden brauchte. 1934 wurde der Blumengarten anlässlich Werners 80. Geburtstag in „Otto-Werner-Garten“ umbenannt. Es war die erste posthume Ehrung, die dem Chemnitzer Gartendirektor zuteil wurde.
Die Neuherstellung des Körnerplatzes begann 1883/1884 nach seinen Plänen. 1887 folgte an der Stollberger Straße der Goetheplatz. Auch unter seiner Mitwirkung entstanden in den folgenden Jahren die Wege und Grünanlagen des Luisenplatzes.
Den 7.500 m² großen Rosenplatz bepflanzte die Stadt erst 1889. Zu den Stadtplatzanlagen gehören weiter u.a. der Kaiserplatz (1890/91), jetzt der kürzlich im Beitrag vorgestellte heutige Gerhart-Hauptmann-Platz, und später – 1906/1907 – der Lessingplatz. Zu den Anlagen mit geometrisch – regelmäßigen Grundriss gehört der im Jahr 1900 angelegte Schlossplatz und der Zschopauer Platz. An unzähligen Stellen wurde durch Straßenbaumpflanzungen oder gärtnerischen Anlagen das Stadtbild entscheidend nach seinen Plänen verschönert. Ebenso war er, neben Schuldirektor Paul Säurich, 1898 an der Gründung des Botanischen Gartens an der Leipziger Straße beteiligt.
Neben Chemnitzer Anlagen wurden nach seinen Plänen auch sachsenweit andere Anlagen geschaffen, so 1899 die städtische Promenade in Limbach und 1913 der Waldfriedhof in Zittau. Man könnte hier bestimmt noch viele weitere aufführen.
Otto Werner war bis kurz vor seinem Tod und in allen Belangen für die Stadt im Dienst, immer das Ziel der Volkswohlfahrt vor Augen. Den Menschen sollte mit den Grünanlagen und Parks nicht nur die Gelegenheit zu Spaziergängen geboten, sondern auch für Bewegungsspiele und Zusammenkünfte gegeben werden.
Otto-Werner starb am 7. Mai 1923 im Alter von 70 Jahren. Er wurde entgegen seines Willens nicht im Stadtpark, sondern auf dem Schlossfriedhof beigesetzt. Ihm folgte Gerhard Spanier als neuer Stadtgartendirektor 1924.
(Quellen: Beitrag im Amtsblatt 10/2004 zum 150. Geburtstag, Ausarbeitung von Doris Schöpe im Chemnitzer Roland 02/2004, Bücher „Dt. Städtebau Chemnitz“ 1923 und 1929, verschiedene Zeitungsbeiträge und Veröffentlichungen zu finden unter SLUB-Dresden.de, u.a.)