Im Januar habe ich dieses Luftbild von der Umgebung des Theaterplatzes mit den entsprechenden Erläuterungen gezeigt. Aus fast der gleichen Höhe, nur etwas südlicher geschaut, entstand vermutlich bei einem Überflug diese Fotografie.
Schauen wir uns auch hier die Details genauer an. Die Nummerierung bietet beim Überfahren des Objekts weitere Informationen.
Brückenstraße
in den 1820er Jahren als Verbindungstraße zwischen der Johannisvorstadt und der Klostervorstadt entstanden, 1885 wurden Obere und Untere Brückenstraße vereinigt, mit der Überdachung des Gablenzbaches entstand eine wichtige Verkehrsstraße, die bald auf Ihrem Mittelstreifen den Brückenmarkt beherbergte,
sehr bekanntes Modehaus, seit 1889 hier an der Kreuzung zur Königstraße beheimatet, 1927 innerhalb 6 Monaten Bauzeit komplett umgebaut und bis zur Teichstraße erweitert, 1945 zerstört wie ein Großteil der Umgebung, Interimslösung ab 1946 im Admiralspalast in der Gartenstraße.
Baustelle Kaufhaus Schocken
Auf dem Gelände wurde nach Abriss der alten Versorghauses im Jahre 1928 das imposante Kaufhaus Schocken (heute smac) nach Plänen von Erich Mendelsohn errichtet und am 15.Mai 1930 eröffnet.
Möbelstoff-Weberei Wilhelm Vogel
Ziegelstraße 8 – Seit 1869 wurden hier feinste Stoffe hergestellt, 1888 entstand der hier zu sehende Fabrikneubau. Die Firma reihte sich neben Irdel, Rebling, Jähnig und August Hübsch als große Weberei in die Chemnitzer Textilindustrie ein.
seit 1843 als Gasthof an dieser Stelle, am Ausgang der Äußeren Johannisstraße, an der Kreuzung Dresdner Str./Augustusburger Str. Das Straßenbild an dieser Stelle ist im verlinkten Beitrag deutlicher zu sehen. Heute finden wir dort den Bauplatz der „Neuen Johannisvorstadt“
Augustusburger Straße mit Ostplatz
Schon lange eine wichtige Handelsstraße, um 1930 eine der wichtigsten Ausfallstraßen der Stadt, verband sie Chemnitz über Erdmannsdorf mit Augustusburg und weiter mit dem Erzgebirgsraum, begann damals an der Äußeren Johannisstraße.
Chemnitzer Industrieschule
eingeweiht am 15. Oktober 1928, nach über vierjähriger Bauzeit fertiggestellt, nach Plänen des Chemnitzer Architekten Wagner-Poltrock, damals die größte Berufsschule Deutschlands.
Johanniskirche
Der erste Bau der Johanniskirche gehörte wohl zu den frühesten Sakralbauten der unmittelbaren Umgebung der alten Stadt, schon 1436 erwähnt, mehrfach umgebaut und verändert.
Zschopauer Straße
eine der wichtigsten Handelsstraßen seit dem Mittelalter, verband das sächsische Vorland mit dem Erzgebirge bis nach Prag, am 8. Oktober 1882 fanden bereits Probefahrten von Herrmann Michaelis mit seinem Dampf-Post-Omnibus auf der damaligen Zschopauer Chaussee statt.
zwischen 1889 und 1891 als Anbau an das „Neue Rathaus“ an der Poststraße/Beckerplatz entstanden, hatte die schnell wachsende Industriestadt bald höhere Ansprüche. Seinen Rang als „Neues Rathaus“ hatte es 1911 an das Gebäude am Markt verloren, seitdem nur noch als Stadthaus bezeichnet. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde es nach 1945 abgerissen.
Die „Grüne Ecke“
1888 wurde das mächtige Geschäftshaus an der Ecke Poststraße/ Äußere Johannisstraße vom Kaufmann Wilhelm Hom erbaut und vermutlich auf Grund des Grünspanes des ehemaligen Kupferdaches so genannt, Wahrzeichen an dieser Straßenecke mit namhaften Geschäften bis zu seiner Zerstörung 1945.
Mit dem Durchbruch von der Königstraße zum Neumarkt entstand dieser Hotelpalast, modern eingerichtet, beherbergte er kurzzeitig auch das erste Automatenrestaurant der Stadt.
1898 als bekanntestes und größtes Chemnitzer Modehaus eröffnet, 1907 Richtung Königstraße erweitert und abermals 1913 umgebaut.
Gebäude der Casino-Gesellschaft
1884 brannte das Vorgängergebäude der „Casino-Gesellschaft“ an der Theaterstraße ab. Im Dezember 1888 wurde als eines der größten Veranstaltungsgebäude der Stadt der Neubau eröffnet und galt als Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt.
Baustelle des Filmpalastes „Roter Turm“
1928 begann man mit dem Abriss des alten Arresthauses hinter dem Roten Turm an der Herrenstraße. In kürzester Zeit entstand das 3. Chemnitzer Großkino mit 1.600 Plätzen, 1929 eröffnet.
Das Jahr dieser Aufnahme lässt sich anhand von drei Merkmalen genau bestimmen.
1928 begannen die Arbeiten an zwei innerstädtischen Baustellen: In der Brückenstraße wurden die Fundamente für das neue Kaufhaus Schocken (3) gelegt und in der Herrenstraße entstand ein neues Großkino, der Filmpalast „Roter Turm“ (15). Auch hier sind bereits die Bauarbeiten am Vorderhaus zu erkennen. Für kurze Zeit wird in diesem Jahr der „Rote Turm“ wieder sichtbar, der sich sonst hinter den Häuserzeilen verbirgt.
Und im Oktober 1928 wurde auch die Industrieschule (7) am Karl-Marx-Platz eingeweiht, auch hier waren die Baugerüste gefallen und die Schüler vielleicht schon in ihre neue Bildungsstätte eingezogen. Sie galt damals als Zeichen des starken wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt. Die Industrie brauchte gut ausgebildeten Nachwuchs.
Fast mittig erkennen wir den Johannisplatz, eingerahmt vom Hom’schen Geschäftshaus (11), dem Hotel Stadt Gotha (12) rechts an der Friedrich August-Straße, unten dem Casinogebäude (14) an der Theaterstraße und links an der Ecke zur Königstraße das allseits bekannte Modehaus Schellenberger (13). Im Häuserschatten erahnen wir Straßenbahnzüge und einen haltenden Omnibus, sie zeugen vom unaufhörlichen Verkehr auf diesem Platz. Rechts davon verläuft die Poststraße über den Beckerplatz mit Stadthaus (10) vorbei am darüber liegenden Kaufhaus von C.H. Tietz. Nach oben zweigt links davon die Wiesenstraße ab.
Oben links führt die Augustusburger Straße (6) zum begrünten Ostplatz, davor die Brückenstraße (1) mit den Ständen des Wochenmarktes. Sie führt, leicht nach rechts abknickend, an der Mädchenschule (rechts der Schocken-Baustelle) vorbei bis zur Einmündung am „Goldenen Anker“ (5). Sie finden bestimmt noch mehr interessante Details.
Auf dem nachfolgenden Bild finden sie noch einmal die Darstellung der Objekte im Stadtplan.
Luftbild mit freundlicher Genehmigung von Andreas Wagner. Hervorgehoben sind Verweise zu bisher erschienenen Beiträgen auf dieser Seite.