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Chemnitz im Portrait

    Eindrucksvoll ist dieses mit fotografischem Blick aus der Vogelperspektive gemalte Stadtbild von Adolph Michalsky. Er schuf diese Ansicht von Chemnitz im Jahr 1914, kurz nach der Einweihung des Neuen Rathauses am Markt. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Stadt über vier Rathäuser: ein Altes Rathaus am Markt und inzwischen drei sogenannte Neue Rathäuser, die im Zuge der Entwicklung zur Großstadt innerhalb von knapp drei Jahrzehnten eingerichtet bzw. neugebaut worden waren.

    Carl Adolph Michalsky wurde 1851 in Bischofswerda geboren und starb 1932 in Dresden. Er absolvierte eine Ausbildung zum Kunstmaler an der Kunstakademie in Dresden mit dem Schwerpunkt Lithographie. Neben dem Bild von Chemnitz malte er verschiedene Stadtansichten von Dresden und Leipzig in Öl und Aquarell sowie Landschaftsbilder.

    Schauen wir uns die Details auf diesem Panorama genauer an. Die Nummerierung bietet beim Überfahren des Objekts weitere Informationen. Hellblau markiert sind Verweise zu bereits erschienenen Artikel.

    1

    Hauptpostamt

    Das zwischen 1857 und 1859 errichtete Königliche Postamt galt mit seiner fast 100 m langen Fassade als eines der imposantesten Gebäude der Stadt.

    2

    Warenhaus H.& C. Tietz

    Der Monumentalbau an der Ecke zur Moritzstraße wurde am 24. Oktober 1913 nach Plänen von Wilhelm Kreis eröffnet.

    3

    Städtische Realschule

    Die Realschule (später Realgymnasium) verblieb bis 1869 in diesem Gebäude, die Höhere Bürgerschule konnte erst 1877 die Räumlichkeiten an der Dresdner Straße beziehen.

    4

    Reichsbank

    Bis 1964 stand das Gebäude an der Kronenstraße, im Zuge der Neubebauung des Stadtzentrums abgerissen, heute Zentralhaltestelle.

    5

    Neues Rathaus am Beckerplatz

    Nach umfangreichen Abbrucharbeiten entstand zwischen 1889 und 1891 unter der Leitung von Stadtbaurat Eduard Hechler der repräsentative Anbau, der mit einem schlichten Verbindungsbau mit dem bisherigen Rathaus gekoppelt war.

    6

    Chemnitzer Stadtbank 

    Bereits 1848 zur Hebung des wirtschaftlichen Handels in Chemnitz errichtet, gab Anleihen und auch Notgeld der Stadt heraus. 1945 zerstört.

    7

    Lange Straße

    Früher die Langgasse. Sie zog sich, vom Falkeplatz beginnend, als eine der Hauptgeschäftsstraßen durchs Stadtzentrum bis zur Poststraße.

    8

    Börse

    1905 zog die Chemnitzer Filiale der Dresdner Bank nach Rekonstruktion der oberen Stockwerke in dieses Haus.

    9

    Hom'sches Geschäftshaus

    Markantes Gebäude von Kaufmann Wilhelm Hom, auch wegen dem mit Grünspan belegten Kupferdach als „Grünes Eck“ bezeichnet.

    10

    Geschäftshaus Fa. Wertheimer

    In diesem Haus nahm die Fa. H.& C. Tietz 1904 ihren Geschäftsbetrieb in Chemnitz auf, 1913 an Tabakhändler Zenker verkauft, modernisiert, als Modehaus verpachtet und ab September 1914 eröffnet.

    11

    Johannisplatz

    Das Herzstück des Chemnitzer Handels und des Verkehrs, zahlreiche Geschäftshäuser bildeten eine Einkaufsmeile, die von vielen Chemnitzer genutzt wurde.

    12

    Kreuzung Johannisplatz – Königstr. - Fr.-August-Str. - Theaterstr.

    eine der verkehrsreichsten Straßenkreuzungen im damaligen Chemnitz, hier begann die Theaterstraße.

    13

    Roter Turm

    Als ältestes Bauwerk in der Innenstadt erhalten geblieben, Bauhistoriker setzen den Entstehungszeitraum um 1200 fest, Teil der 1264 erstmals urkundlich erwähnten Stadtbefestigungsanlage.

    14

    Bismarckturm

    Beliebtes Ausflugsziel, befand sich bis zum Ende des 2. Weltkrieges auf der Bornaer Höhe.

    15

    Paulikirche

    Als Neue Johanniskirche errichtet, brannte sie 1945 vollständig aus, enttrümmert und gesichert war sie für einen Wiederaufbau vorbereitet, 1961 folgte die politisch motivierte Beseitigung.

    16

    Turm der Kreis- und Amtshauptmannschaft

    Das 1903 an der Metzschstraße errichtete Verwaltungsgebäude wurde bei den Luftangriffen 1945 schwer beschädigt und nachfolgend abgetragen.

    17

    Katholische Kirche St. Nepomuk

    Ehemals Hotel de Saxe am Roßmarkt, wo sich ab 1806 das erste Chemnitzer Theater befunden hatte, 1828 zur Kirche umgebaut.

    Von links kommend verläuft die Poststraße zum Johannisplatz. Sie wurde entlang der ehemaligen Stadtmauer auf dem verfüllten Stadtgraben angelegt und mündete am vielbefahrenen Johannisplatz in die Theaterstraße, die ebenfalls entlang der alten Stadtmauer/des Stadtgrabens verläuft.

    Am linken Rand erkennt man das Hauptpostamt mit dem markanten Turm der Telegrafenstation (1), darunter das noch junge Kaufhaus (2) von H. & C. Tietz (heute DASTietz), das erst wenige Monate zuvor eröffnet worden war. Gegenüber steht das 1857 errichtete Schulgebäude der Höheren Bürger- und städtischen Realschule (3) in der Poststraße 51. Nach einem Umbau wurde es 1879 als erstes Neues Rathaus eingeweiht. Darüber die Filiale der Reichsbank (4), die zwischen 1884-1885 in der Kronenstraße errichtet wurde.

    Daneben am Beckerplatz steht das zweite Neue Rathaus (5), welches im Neorenaissancestil 1891 die Pforten öffnete. Vor diesem steht das 1871 eingeweihte Denkmal für Christian Gottfried Becker (1771-1820), einen der ersten großen Industriellen in Chemnitz. Sein Grab befindet Sich noch heute auf dem Gelände des alten Friedhofs (heute Park der OdF) hinter der Johanniskirche.

    Am unteren Bildrand hat der Maler das am 2. Juni 1914 eingeweihte Gebäude der Chemnitzer Stadtbank, mit rotem Ziegeldach (6), bereits dargestellt, somit können wir den Entstehungszeitraum genauer definieren. Rechts vom Beckerplatz mündet die Lange Straße (7) in die Poststraße. Sie ist heute völlig aus dem Stadtbild verschwunden.

    Das abgebildete Eckgebäude Post-/Langestraße beherbergte die 1865-1867 erbaute Chemnitzer Börse (8). An dieser Stelle steht heute noch das 1922-1924 errichtete Gebäude der ehemaligen Dresdner Bank. Bis Anfang der 2000er Jahre befand Sich darin die Sparkasse Posthof. Heute wird es als Geschäfts- und Wohnhaus genutzt.

    Das Hom’sche Geschäftshaus (9), 1888 bereits errichtet, zählte mit seinen Ecktürmen zu den Prachtbauten am Johannisplatz (11), einst Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Am Eingang zur Inneren Johannisstraße sehen wir das ab 1913 umgebaute Geschäftshaus der Fa. Gebr. Wertheimer (10).

    In der Mitte des Bildes befindet sich das dritte neue Rathaus. Seine Einweihung fand am 2. September 1911, dem damals so gefeierten Sedan-Tag, statt. Dieses Gebäude wurde mit dem Alten Rathaus verbunden. In Deutschland gibt es nur wenige Großstädte (u.a. Bremen), die ein so schönes Ensemble aus Altem und Neuem Rathaus besitzen.

    Die (12) kennzeichnet die Kreuzung Johannisplatz – Königstraße – Fr.-August-Straße – Theaterstraße, die von imposanten Häusern wie dem Hotel Stadt Gotha, Modehaus Diederich und Modehaus Schellenberger flankiert wird.

    Der Rote Turm (13) ist als letztes Relikt der alten Stadtbefestigung heute noch im Zentrum zu finden. Am Horizont grüßt der Bismarckturm (14) von weitem. Einst mit dem Bismarckschlösschen ein gern genutzter Treffpunkt am Wochenende. Davor ragen die Schornsteine der Firmen Hartmann und Haubold in die Höhe.

    Links neben dem Rathausensemble ist die Paulikirche (15) abgebildet. 1750 bis 1756 erbaut, war sie zwar bei den Bombenangriffen 1945 zerstört worden, doch die Chemnitzer initiierten einen Wiederaufbau, bis sie 1961 von sozialistischen Stadtplanern dem Wohnungsbau geopfert wurde.

    Links oben sind zum Teil die heute noch erhaltenen Gebäude des Kaßberges zu sehen. Der Turm, der auf der Silhouette des Kaßberges herausragt, gehörte zur 1945 zerstörten Kreis- und Amtshauptmannschaft (16). Davor stehen die Gerichtsgebäude auf der Hohen Straße. Die Katholische Kirche St. Nepomuk (17) wurde 1828 am Roßmarkt erbaut, 1945 dem alliierten Bombardement  zum Opfer gefallen, heute vom Rosenhof überbaut.

    Das Originalgemälde befindet Sich im Neuen Rathaus auf der Oberbürgermeister-Etage. Gern können Sie es bei einer Rathausführung besichtigen.

    (Quelle: u.a.: Chemnitzer Kalender 2013 „Chemnitz auf dem Weg zur Großstadt“ Verlag Heimatland Sachsen)